Vor gut zwei Jahren konnte ich nicht umhin, für 2.13 einen Tipp abzugeben. Nun bin ich gespannt, ob die Nachfolge-CD Tim McMillans diese Messlatte halten wird. Das Cover ist nicht mehr so geheimnisvoll, jedoch krabbelt eine dicke Spinne auf einer Akustikgitarre, ist das gar eine Vogelspinne? Dazu der Albumtitel "Angel" - gibt es zwischen der Spinne und dem Engel einen tiefergehenden Zusammenhang?
Ja, so bleibt diese Philosophie jedem/r selbst überlassen, ich ergehe mich darin still und widme mich dem musikalischen Inhalt. Und der ist wieder sehr ungewöhnlich und absolut abseits des Mainstreams.
Das Line-up ist im Kern gleich geblieben. Einige zusätzliche Musiker sind ausgetauscht worden. Tim McMillan soll zwischenzeitlich in Deutschland leben und so wurde die Musik dieser Platte teilweise in den Berliner Freeborn Studios eingespielt. Erneut gibt es nicht nur Eigenkompositionen oder solche innerhalb der Band, sondern auch bekannte Fremdtitel von den Landsleuten von Church: "Under The Milky Way". Dieser erscheint ganz in akustischem Gewand und erinnert an die Version der Urheber auf deren Album "El Momento Descuidado".
Wie ich bereits beim Vorgängeralbum erwähnte, dass keine klaren und direkten Melodien vorliegen, sondern uns teils verworren und verschachtelt klingende Musik begegnet, so trifft das auch nun wieder zu. Offene Strukturen mit unklarem Ausgang, eine Menge Freiheit durch die Improvisationen und die spontan entstehenden Ideen und ständige Ausflüge in das Unbekannte, denen man sich gern anschließt. Auch hier bleibt die Musik durchgehend spannend und der Künstler scheint innerhalb seines Spektrums erneut stilistisch nicht eindeutig greifbar. Es liegt irgendwo zwischen Folk und dem Umfeld von Singer/Songwritern... und das alles wieder in einem verträumt wirkenden Umfeld. Gleich der Eröffnungstitel versetzet gedanklich in eine angenehme Traumwelt - eine Welt aus Elfen, Feen und angenehmen Gefühlen, eine leichte akustische Droge, so erscheint es zumindest.
Die Randbereiche, die der Musiker dieses Mal streift, bewegen sich im Bereich von Jazz, Klassik und Popmusik.
Im zweiten Song singt McMillan dann erstmalig. Man muss diese Art des Vortrags schon mögen, denn der Gesang ist eher nicht zupackend, sondern sehr zurückhaltend - im Verbund mit den Background Vocals sehr an Ähnliches aus den Sixties erinnernd und zwar aus dem Bereich der psychedelischen Musik. Ein wenig von den Byrds schwingt da mit und zwar in Richtung David Crosby. Insofern gibt es auch einen Brückenschlag zu Crosby, Stills, Nash & Young - man lausche doch einfach einmal dem Song mit dem merkwürdigen Titel "Boblitz 11". Mitunter fällt mir zwischendurch die eine oder andere Ähnlichkeit zur Musik von Leo Kottke auf.
An die technischen Spielereien eines Les Paul erinnert mich die Gitarrenarbeit bei "X2", etwas forscheres Tempo herrscht auf "Andean Tetris Spill" und der Track zwölf ist offensichtlich seinem Landsmann, bzw. Wahl-Australier, John Farnham gewidmet. Ob mit dem Abschlusstitel nun auch Michael Bolton zu Ehren kommen soll, weiß ich nicht - jedenfalls ist dieser Song ein sehr schöner Abschluss einer CD mit sehr schöner Musik. Nach dem jähen Abbruch noch unter der Zwei-Minuten-Grenze müssen wir bis etwa Minute 6:45 warten, bis die Musik wieder startet. Ein 'Hidden Track' also, frei fließend mit Gesang ohne Text, zwischendurch immer wieder unterbrochen durch Einwürfe von Bass oder verschiedenen Gitarrensounds, für etwas mehr als zwei Minuten, bevor dann wirklich Schluss ist.
Das hohe Niveau des Vorgängers "2.13" wird locker gehalten, so dass ich auch "Angel" meine Tipp-Empfehlung nicht verwehren darf!
Line-up:
Tim McMillan (guitar, vocals, ukulele)
Shisha PM (vocals)
Francesca Lago (vocals)
Matt Crute (drums)
Brad Lewis (bass - #6,8,11)
Al Slavik (bass - #2,10)
Manuel von Krosigk (electric guitar - #8)
Manuela Schedler (flute)
Anna Gwinner (violin)
Amy Ryan (cello)
Randy The Purple Puppet (backing vocals - #8)
Tracklist |
01:Along
02:Spiders
03:X-2 (Intro)
04:Boblitz 11
05:Under The Milky Way
06:Yogi Glare
07:MH
08:Denson's Bend
09:X-2
10:Wahrsager
11:Andean Tetris Spill
12:John Farnham
13:UTMW (Instrumental)
14:Bolton
(music & lyrics by Tim McMillan,
except #4,8,14 by Tim McMillan and Shisha PM,
#5 by Steven Kilbey and Karin Jansson)
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