Nach den ersten Höreindrücken war meine Überraschung relativ groß, als ich bei Recherchen zu diesem Review herausfand, dass Trent Miller eigentlich aus Italien, um genauer zu sein aus Turin, stammt. Hört man den zwölf neuen Songs dieses Singer/Songwriters nämlich überhaupt nicht an. Miller zog es allerdings auch bereits vor Jahren nach London, wo er nach wie vor lebt und hauptsächlich arbeitet. 2009 erschien sein erstes Album "Cerberus", gefolgt von "Welcome To Inferno Valley" zwei Jahre später. Beide Scheiben machten zumindest auf der Insel sowohl bei den Fans als auch bei Kritikern einigen Eindruck.
Bereits im Frühjahr 2014 erschien sein drittes Werk, das mir nun vorliegende "Burnt Offerings". Und Angebote ('offers', 'offerings') anzubieten hat auch diese Platte so einige, zumeist gar Stücke, die ganz und gar nicht verbrannt ('burnt') oder abgenudelt wirken. Wenn man unbedingt Referenzen braucht, dann würde ich den Wahl-Engländer am ehesten als eine gelungene Mischung aus Leonard Cohen (der Gesang sowie die düstere Grundstimmung) und Neil Young (Akustikgitarre mit Harmonika-Einschüben) beschreiben, während aber auch noch genügend eigene Handschrift in die jeweiligen Titel mit eingeflossen ist.
Die gerade genannten Stilistiken lassen das Album bei den ersten Durchläufen etwas sperrig und schwer verdaubar erscheinen. Aber was nur etwas später (beim etwa dritten oder vierten Durchlauf) erfolgt, ist das Erkennen der spröden Schönheit dieser Nummern. Es geht hier zwar nicht unbedingt um die Herrlichkeit bzw. die Sonnenseiten des Lebens, aber gerade die Melancholie kann ja durchaus auch mal zum Sterben schön sein. Beispielsweise ist ein Track wie "Your Black Hat" einfach nur packend, krabbelt einem (wie so viele andere dieser Stücke) zwar ganz langsam, dafür dann aber umso eindringlicher unter die Haut.
Verhehlen will ich auch gar nicht, dass Trent Miller schon immer wieder mal sowohl musikalische wie auch textliche Zitate in seine Songs eingebaut hat. Zum einen ist da eine Textzeile ( »...the only gift that darkness brings...«), die ich bisher (in einem Song) noch von niemand anderem als Steve Earle gehört habe und von der Grundidee erinnert "Pictures From A Different World" etwas an den großartigen Townes Van Zandt ("Come Tomorrow"). Und von Leonard Cohen hat der Protagonist diese seltsame Mischung aus zwar tief betroffenem, aber eher aus der Distanz berichtenden Zeugen von Ereignissen oder Situationen.
Wobei das eine Kombination aus Einflüssen ist, die ich mir ehrlich gesagt sehr gern gefallen lasse, vor allem, wenn - wie schon erwähnt - doch noch eine ganz starke eigene Note mit ins Spiel kommt. Und schließlich sind da ja auch noch die vielen Melodien, die sich durch den ziemlich dunklen Gesang erstmal ihren Weg ans Tageslicht erkämpfen müssen. Was sie aber nach wenigen Umdrehungen ganz locker geschafft haben.
Die Musik und Songs von Trent Miller werden mit jedem Durchlauf besser, weshalb man "Burnt Offerings" eigentlich gar nicht oft genug hören kann. Es gibt immer wieder neue Kleinigkeiten zu entdecken, sei es in der Musik, den Texten oder einfach nur in der unterschiedlichen Phrasierung des Gesangs innerhalb eines Songs, die die Bedeutung dessen Beginns im Verlauf fast ad absurdum führen kann. Und wenn solche Dinge im Spiel sind, dann kann man versichert sein, es mit Qualität zu tun zu haben. Sowohl bezüglich des Songwritings als auch der Umsetzung.
Nicht unbedingt Party-Musik, aber sehr tiefgehend, wenn man sich Zeit für sie nimmt.
Line-up:
Trent Miller (acoustic guitars, harmonica, lead vocals)
Graham Knight (bass, piano, keyboards, percussion, background vocals)
Steve Brookes (drums)
Barbara Bartz (violin)
Paul Cuddeford (electric guitars, lap steel)
Ben Walker (electric guitars)
Tracklist |
01:Burnt Offerings
02:Lupita Dream On
03:Hearts On A Wire
04:All These Violent Years
05:Pictures From A Different World
06:Your Black Heart
07:Sands Of Time
08:Sorrow Knows Better
09:Boulevards Of Souls
10:What Colour Is The Night
11:Cold Ashes
12:On The Stone Beach
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