The Nashville Country Jamboree als fiktive Band zu bezeichnen, wäre sicherlich etwas übertrieben. Und dennoch war diese Truppe in den frühen Sechzigern die eher lockere Zusammenkunft einer bestimmten (aber immer wechselnden) Gruppierung der damals wohl besten Studio-Musiker im Country-Mekka Nashville. Es gab keine Tourneen und auch keinerlei Promotion-Arbeit für die veröffentlichten Alben. Vielmehr war (mit Ausnahme eines Albums, auf dem auch Eigenkompositionen zu finden waren) das Prinzip, Country-Standards neu einzuspielen und ihnen einen raueren, dazu für die seinerzeitigen Verhältnisse in Nashville ziemlich ungewöhnlichen Sound zu verpassen.
Wenn auf dem Cover nun mit dem Slogan 'Nashville's First Country Rock Band' geworben wird, so sollte man sich davon aber nicht in die Irre führen lassen. Denn wer hier auf Sounds im Stil von Gruppen wie The Flying Burrito Brothers, Buffalo Springfield, Poco oder auch Dillard & Clark hofft, wird bitter enttäuscht werden. The Nashville Country Jamboree war in den Jahren 1961 bis 1965 aktiv und der 'wahren' Lehre der Country-Musik doch noch sehr stark verhaftet. Heutzutage und auch für die Zeit um 1970 hört sich das doch alles noch sehr brav, sehr konform an. Das Stilelement Rock ist eher mühsam heraus hörbar.
Und dennoch, oder gerade wenn man den Zeitpunkt der Aufnahmen berücksichtigt, lassen sich Unterschiede zum üblichen Nashville-Einheitsbrei feststellen. Es geht mitunter schon akzentuierter, etwas ruppiger und mit einer Prise mehr Wüstenstaub versehen zur Sache. Oder, um es anders auszudrücken: Der hier gefahrene Sound lehnt sich deutlich mehr an Bakersfield, Kalifornien (die zweite US-Country Metropole und der 'böse' Bruder von Nashville), als an den so oft übersauberen und glatt polierten Zahnpasta-Glanz von Music City in Tennessee und ihrer Grand Ole Opry an.
Wie bereits erwähnt stammen die vorliegenden Aufnahmen aus den frühen Sechzigern und da die Band sich hauptsächlich auf Standards konzentrierte, ist das vorgelegte Song-Material logischerweise noch älter. Was uns aber nicht weiter irritieren sollte, denn schließlich hatte die Country-Ikone Hank Williams auch bereits in den Vierzigern und Fünfzigern echte Perlen am Start. Und was The Nashville Country Jamoboree zu bieten haben, hat auch alles Hand und Fuß. Sehr oft schwanken die Gesangs-Harmonien von sehr gut bis extrem gut, hier und da lässt es die Steel Guitar mal deutlich über die Norm krachen und vor allem auch die Rhythmus-Arbeit von Bass und Schlagzeug überrascht hier und da durch ihre Schärfe.
Von den insgesamt zwanzig Songs den ein oder anderen hervorzuheben, ist dabei gar nicht unbedingt erforderlich. Eventuell die tolle und ungewöhnliche Keybard-Arbeit zu "The Heartaches That You Gave Me" oder der ausdrucksstarke und emotionale Gesang bei "To See An Angel Cry". Grundsätzlich bekommt der geneigte Hörer etwas altbackenen, aber dennoch qualitativ hochwertigen Country geboten. Die, speziell in diesem Genre, sehr melodiösen sowie eingängigen Gesangslinien gehen wunderbar ins Ohr und die beteiligten Musiker erledigen ihre Sache tatsächlich beanstandungsfrei. Der Sound ist sehr annehmbar und gut erhalten ausgefallen, wenn es auch hier und da mal ganz wenige Schwankungen zu verzeichnen gibt.
Die Scheiben von The Nashville Country Jamboree verkauften sich zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wie geschnitten Brot und man konnte in den USA jeweils Stückzahlen im hohen sechsstelligen Bereich absetzen, was sowohl für damals wie auch für heute eine beeindruckende Zahl ist. Wie gesagt sollte man nicht von dem Country Rock-Sound der späten sechziger Jahre ausgehen und vielleicht vor dem Kauf auch erstmal ein Ohr riskieren, aber gut gemachter Country ist diese Zusammenstellung allemal.
Line-up:
Jerry Foster (vocals)
Rusty Thornhill (vocals)
Johnny Singer (vocals)
Bobby Russell (vocals)
Marijohn Wilkin (vocals)
Charlie Bare (vocals)
Chase Webster (vocals)
Johnny Elgin (guitars, vocals)
Bergen White (keyboards)
Mac Gayden (guitars, bass)
Steve Bess (drums)
Henry Strzelecki (bass)
David Briggs (keyboards)
Bill Pursell (keyboards)
Hargus 'Pig' Robbins (keyboards)
Floyd Cramer (keyboards)
Buddy Harmon (drums)
Kenny Buttrey (drums)
Jach Eubanks (guitars, bass)
Norbert Putnam (bass)
Wayne Moss (guitars, bass)
Hank Garland (guitars)
Jimmy Wilkerson (guitars)
Bob Moore (bass)
Ernie Newton (bass)
Willie Ackeman (drums)
Jerry Smith (keyboards)
Billy Sanford (guitars)
Charlie McCoy (bass, guitars, trumpet, keyboards, harmonica, vibes)
Grady Martin (guitars)
Weldon Myrick (steel guitar)
Lloyd Green (steel guitar)
Pete Drake (steel guitar)
Josh Graves (dobro)
Bobby Thompson (banjo)
Ray Eddington (guitars)
Tracklist |
01:Shove It Up Your Heart
02:Lovin' My Way Through Life
03:The Heart I Offered You
04:Bring My Sunshine
05:One Thing
06:My Hometown
07:When I Hear A Sad Song
08:Young And Foolish
09:We Must Have Been Out Of Our Minds
10:The Heartaches That You Gave Me
11:The Best Years Of Your Life
12:To See An Angel Cry
13:You Don't Deserve The Pain
14:New City Limits
15:I Knew Her When
16:Teardrops In A Rainstorm
17:Night Sounds
18:A Fifty Wheel
19:With Your Hand In Mine
20:How Long Is A Memory
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