Fangen wir mal mit der nun wirklich nicht neuen Fragestellung in Bezug auf die Ergründung der Motivation von Plattenfirmen und/oder Bands, Re-releases und andere aufgekochte Versionen von regulären Alben auf den Markt zu schmeißen. Es erschließt sich mir nicht immer. Und auch im vorliegenden Fall wird zumindest bei den einen 50% der neuen Veröffentlichung die Frage eine gewisse Berechtigung haben, der zweite Teil jedoch steht außerhalb dieser eher harschen Kritik. Knapp drei Jahre nach dem ersten Release von Nashville Pussys From Hell To Texas wird uns nun eine sog. Tour-Edition in schönem DigiPak vorgestellt, bestehend aus eben jener "From Hell To Texas" und einer zweiten Scheibe, einer kompletten Live-Scheibe als Bonus. Jawoll, und genau das macht diesen Release reizvoll. Wer die Truppe schon einmal live sehen und erleben durfte - unlängst zogen sie gerade mal wieder durch Europa - der weiß um eben diese Qualitäten. Das ist eine Band, die nicht nur auf CD so was von abgeht, wie unser Kollege Joe schon Anno 2009 bemerkte, sondern sie entfaltet ihre ganze Kraft erst auf der Bühne.
»The hardest band working in show biz« hat für die Tour Edition neben der Überarbeitung und Anordnung der zwölf Songs von "From Hell To Texas" in neuer Reihenfolge eben auch einmal quer durch Westeuropa einzelne Konzerte der letzten Tour herausgepickt, aus denen dann die Stücke für die Live-CD zusammengestellt worden sind. Natürlich ist auf der Studiofassung auch wieder Danko Jones als Gastsänger mit von der Partie und Lemmy darf dem Jesus in "Lazy Jesus" seine Stimme leihen. Und so kann ich im Grunde für diese 50% der Veröffentlichung nur auf den bereits weiter oben verlinkten Rezensionstext verweisen, wenngleich es durchaus Stimmen gegeben hat, die diesem nicht uneingeschränkt zustimmen würden. Es soll einigen Kritikern den Erwartungen an eine neue Scheibe zu wenig entsprochen haben und hinter dem Vorgänger herhecheln. Egal, für sich genommen ist es ein durchweg knackiges Studioalbum. Aber die neue Live-Scheibe, die hat es durchaus in sich.
Ganze 16 Songs auf gut 50 Minuten werden uns präsentiert und ohne richtig nennenswerte Verluste aneinanderkopiert. Manchmal sind die Übergänge etwas zu knapp gehalten und manchmal erscheint der Sound in der Tat unterschiedlichen Hallen oder Clubs zu entstammen, aber im Großen und Ganzen hat die Technik hier gute Arbeit geleistet. Die Abmischung ist in Ordnung, Gitarren, Drums und natürlich der dreckige Gesang Blaine Cartwrights kommen meist wirklich satt und gut rüber - es ist halte eine Live-Scheibe! Nashville Pussy bedienen die Hörer mit einem feinen Überblick über ihre Albumgeschichte und legen dabei, logischerweise, einen Schwerpunkt auf das vor der Tour veröffentlichte Album "From Hell To Texas". Hier finden wir dann natürlich so einige Doppelungen, nämlich ein rundes halbes Dutzend Songs an der Zahl, die auf beiden CDs enthalten sind. Ansonsten gibt es nichts zu mäkeln, das Live-Feeling stimmt, ein paar Ansagen und Kommentare haben den Schneideraum überlebt und geben dem Ganzen die spezielle Würze. Die Songtitel sind durchgängig geschwängert mit Whiskey, Weibern und Wheels - hart, schnell und dreckig. Feinste Unterhaltung Marke Kick-Ass-Rock-And-Roll. Da hat sich in den 16 Jahren seit Gründung des Quartetts nichts geändert, so will es die Band und so will es das Publikum auch, Punkt!
Lässt man mal außer Acht, dass Nashville Pussy bereits Live-Mitschnitte im Audio- und auch Videobereich veröffentlicht haben und der Bonusteil der vorliegenden Veröffentlichung somit kein Novum für die Band ist und auch die Tatsache, dass die Studiofassung bereits seit ein paar Jahren auf dem Markt ist, so haben wir es hier mit einer durchaus gelungenen Kombination zu tun. Beide Werke sind qualitativ vollkommen OK und das DigiPak ist auch ansehnlich, mit neuem Booklet und Texten zu "From Hell To Texas". Wem aber empfiehlt man solch ein Re-release nach nur wenigen Jahren, auch mit Bonus? Natürlich darf im Käuferkreis der altgediente Fan nicht außer Acht gelassen werden, dem wiederum kein einziges Album der Truppe fehlen darf. Die Packung als Gesamtwerk ist aber halt eher etwas für Einsteiger in Sachen Nashville Pussy, die direkt auch mitbekommen wollen und sollen, wieviel mehr die Truppe auf der Bühne als im Studio abgeht. Wer also Live-Feeling, und speziell das Live-Feeling von Nashville Pussy haben will, der sollte die passenden Euros bereithalten.
Line-up:
Blaine Cartwright (guitars, vocals)
Ruyter Suys (guitars)
Karen Cuda (bass)
Jeremy Thompson (drums)
Tracklist |
From Hell To Texas:
01:From Hell To Texas (2:07)
02:Drunk Driving Man (3:33)
03:Ain't Yo Business (2:29)
04:I'm So High (3:55)
05:Late Great USA (2:08)
06:Speed Machine (3:04)
07:Dead Men Can't Get Drunk (2:55)
08:Why Why Why (2:51)
09:Lazy Jesus (3:02)
10:Stone Cold Down (4:05)
11:Pray For The Devil (3:58)
12:Give Me A Hit Before I Go (3:55) |
Live And Loud In Europe:
01:Say Something Nasty (Durango, Spain)
02:From Hell To Texas (Prague, Czech Republic)
03:Aint Your Business (Bratislava, Slovakia)
04:Piece of Ass (Vigo, Spain)
05:Come On, Come On, Come On (Prague, Czech Republic)
06:Hate And Whiskey (Prague, Czech Republic)
07:Late Great USA (Prague, Czech Republic)
08:I'm So High (Ris Orangis, France)
09:Struttin Cock (Weinheim, Germany)
10:Snake Eyes (Deventer, Netherlands)
11:I'm The Man (Deventer, Netherlands)
12:Why Why Why (Deventer, Netherlands)
13:The Bitch Just Kicked Me Out (Vigo, Spain)
14:Drunk Drivin' Man (Bratislava, Slovakia)
15:Go Motherfucker Go (Deventer, Netherlands)
16:Goin' Down (Bratislava, Slovakia) |
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Externe Links:
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