Trendig ist das nicht, was Bjørn Jeppesen mit seinem Soloprojekt Nattefrost musikalisch auf den Plattenteller bringt. Könnte man meinen. Elektronische Musik gibt es seit Erfindung der Synthesizer in allerlei Spielarten. Schallplatten gar noch länger und zumindest die liegen seit geraumer Zeit voll im Trend. Die Alten entscheiden sich gierig für die vermeintlichen Relikte ihrer Jugend, die Audiophilen sowieso und ab und an bekommt man mit, dass auch die Generation, die mobile Telefone nicht des Telefonierens wegen in der Hosentasche hat, die Faszination der Vinylscheiben entdeckt. Zumal diese sehr oft nicht als Massenpressungen, sondern in limitierter, qualitativ sehr hochwertiger und optisch ansprechender Aufmachung daherkommen. Sireena ist da mit an der Spitze und so gibt es das zehnte Album des Dänen Bjørn Jeppesen in einer auf 500 Exemplare begrenzten Auflage als 180g-Version in durchsichtigem Vinyl.
Die Musik mag vordergründig, wie eingangs in den Raum gestellt, nicht trendig sein. Je nach Präferenz des Hörers mag das gut sein oder schlecht. Aber wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo zwischen 'Gut und Böse'. Das Adjektiv zeitlos mag da gerne herhalten, denn fernab jedweder modischen Strömung vermag die Platte zu überzeugen, so sie denn passend 'eingesetzt' wird. Das mag in urbanen Trance-Gewölben sein, denn man kann sich durchaus mit einer tanzenden Masse in eine gleichnamige Tanzhypnose versetzen lassen. Das mag zu Hause im Ohrensessel vor dem Hifi-Schrein sein, denn es lohnt sich, alle Nuancen in Bjørns Kompositionen nach und nach zu entdecken und damit auf eine Reise zu gehen, die sehr futuristische Kosmen durchstreift.
Es mag aber auch live im Konzertsaal sein, denn genau von dort stammen die Aufnahmen auf "Different Stages". Nomen est Omen.
Genauer gesagt sind es Mitschnitte von 2010 bis 2012 vom Norberg Festival in Schweden, dem niederländischen E-Live Festival in Oirschott, dem Raumzeit Festival in Dortmund sowie dem Awakenings Festival in Burton, UK. Die Zuschauer, bzw. Zuhörer haben die Show anscheinend genossen und gebannt verfolgt, was zum einen der den Stücken folgende Applaus sowie das Fehlen jeglichen Gejohles bestätigt. Mit Sicherheit kein Konzert im Stil einer Rockshow sondern eine Darbietung, die von den Zuschauern Aufmerksamkeit, aber auch Loslassen verlangt. Aufmerksamkeit, um dem Künstler, der sein Sammelsurium an Equipment gekonnt bedient, auf die Finger zu schauen und sich von seiner Musik eine Auszeit aus dem Alltag schenken zu lassen.
"Ghost Mind" kennen wir bereits vom letzten Album Futurized. Die sieben anderen Stücke stammen von seinen älteren Schaffensphasen und somit kann man durchaus von einer Reise durch Raum und Zeit sprechen. Keine Platte für alle Tage, aber wie gesagt, wenn es passt, ein schöner Begleiter. Und ob nun trendy oder nicht - eines ist klar: Bei einer Auflage von 500 Exemplaren ist "Different Stages" in Vinyl wohl bald vergriffen und dürfte später in den Plattenkatalogen nicht bei den 08/15-Sachen zu finden sein.
Line-up:
Bjørn Jeppesen (all hardware & software synthesizers, vocoders, backing vocals)
Tracklist |
Seite 1
01:In Natura (4:24)
02:Draconian (5:13)
03:The Dark Spell (3:26)
04:Transformation (4:50)
Seite 2
05:Valhal (6:16)
06:Absorbed In Dreams And Yearning (6:16)
07:Ghost Mind (4:43)
08:Intergalactic Journey (4:49)
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Externe Links:
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