Die Band der vier Männer aus Central New York hatte mich schon bei ihrem Debüt Anfang 2009 begeistert und wenn sich das Quartett selber als 'Natty Bee' bezeichnet, darf man diesen Spitznamen sehr wohl für voll nehmen, denn innerhalb eines Jahres eine zweite Platte auf den Tisch des Jam Rock-Marktes zu werfen, zeugt gerade nicht von Tatenlosigkeit.
Ihre Phase der Kreativität macht Natural Breakdown in zwölf Songs und satten 74 Minuten hörbar.
Besetzungsveränderungen hat es seit der letzten Platte nicht gegeben und die Anzahl der Studiomusiker ist drastisch reduziert worden. John Skehan zupft die Mandoline in "Carry Me". Da war es schon... die 'fleißige Biene' pur, sozusagen.
Bei dem, was diese Combo auf ihre erst zweite CD gezaubert hat, nehmen in des Hörers Ohren aber so etwas von Ausmaße an, dass einem die großen grauen Tiere mit dem langen Rüssel in den Sinn kommen.
Den Stil Jam Rock zementiert die Gruppe ausgiebig und dazu gibt es noch viele überraschende musikalische Schlenker in verschiedene Richtungen.
Los geht die große Sause mit einem Wortbeitrag über ein internationals Treffen von Magiern, das im Jahr 1207. Sie konnte nicht miteinander kommunizieren und entschieden sich, ein Buch mit Symbolen zu schreiben. Die Stimme verschwindet und wird von Keyboardtönen überlagert, die übergangslos in das erste Stück Musik münden. Die Einleitung klingt wie die guten alten The Doors und dann geht es mit einem wunderschönen Natural Breakdown-Groove weiter. Von einem klasse Gesang überlagert, wird die Nummer immer rockiger. Die Dynamik steigert sich Schritt für Schritt. Die Keyboards variieren im Sound und zum Schluss übernimmt die Gitarre das Geschehen. Die instrumentalen Umschwünge sind fließend und schon haben die 'Nattys' den Hörer beim Wickel.
"All The Paths" beinhaltet so viel tolle Musik und wer etwas von den bereits erwähnten Doors über King Crimson bis hin Gov't Mule ("Hope") zu bieten hat, ist einer großen Anerkennung sicher.
Nicht enden wollende musikalische Kaskaden reihen sich wie selbstverständlich aneinander.
Ob als Lead Vocals oder im Chor, das Quartett trifft mit ihrem Gesang voll ins Schwarze. Der von einem treibenden Rhythmus begleitete nächste Track ist ein hervorragendes Beispiel für Gitarrenläufe par excellence. Man legt feine Taktwechsel ein und zum Ende des Songs spielt Dan Farella einen Saitensalto nach dem Anderen. Wo soll das denn noch hinführen, sind doch gerade erst siebzehn von dreiundsiebzig Minuten um?
Mit Gezwitscher aus einer Voliere entwickelt sich mit sanften Basstönen ein unglaublich rockendes Stück Musik, das in Momentaufnahmen annährend mit den Kollagen von King Crimson zu vergleichen ist und dann in eine völlig andere Richtung driftet.
Man mag es kaum glauben, aber der nächste Track verbindet flockig locker Jazz mit Groove.
Kurz von der Tabla begleitet, weiß die Gitarre herrlich relaxt zu riffen. Die Band legt eine Strecke von fast zehn Minuten zurück und reichert diese mit einer erstaunlichen Vielfalt an. Ein solches Jam-Stück muss man einfach gehört haben. Da sind schon mehrere Wiederholungen angesagt, um der Komplexität, bis hin zum Scatgesang, gerecht zu werden. "Blind As The Sun" ist das pumpende Herzstück der Platte und "Window" ein gigantisches Machwerk der Glasmalerei.
Es klingt wie Didgeridoo, wird begleitet von Percussioninstrumenten und dann von einer Fuzz-Gitarre angegriffen, die gemeinsam mit den Keyboards den weiteren Weg des Songs geht. Für den Hörer setzt Natural Breakdown eigene Phantasien in perfektes Kopfkino um. Den Ideen werden kaum Grenzen auferlegt, denn ganz am Ende wird es freakig-experimentell.
Den Jamcharakter lassen die vier Musiker stets im Raum stehen und greifen auch zur akustischen Gitarre oder Mandoline.
Die Band weckt Begehrlichkeiten, weil man immer gespannt darauf wartet, was als nächstes geschieht. Das bezieht sich nicht nur auf einen folgenden Song, sondern auch innerhalb der Nummer muss man mit allem rechnen.
Mit Inside The One war das Quartett schon dicht am Tipp.
Jetzt hat der Vierer diese Linie überschritten. "All The Paths" ist eine der besten Platten des Jahres 2009 aus dieser Sparte.
Line-up:
Eric WaldMan (keyboards, vocals)
Dan Farella (guitar, vocals)
Gene Lantigua (bass, vocals)
Vinnie Smith (drums, vocals)
Guest Musicians:
John Skehan (mandolin - #8)
Kelly Carvin (vocals - #2)
Tracklist |
01:Supercharged II
02:Hope
03:Tell Me You Love Me
04:Creation
05:Blind As The Sun
06:Window
07:Ascension
08:Carry Me
09:Fliptop
10:Divinity
11:13
12:Over The Mountain
|
|
Externe Links:
|