Larry Love, Leadgitarrist der finnischen Goth'n Roll-Band, gibt anlässlich der Deutschland Tournee im Stuttgarter Longhorn einige interessante Einblicke über sein Leben und die Musik im Allgemeinen. Interview vom 24.11.2006 Jürgen B. Volkmar

RockTimes: Zuerst darf ich mich bedanken, dass Du Dir trotz Deines sicherlich vollen Terminplans die Zeit genommen hast, mir und den Lesern von RockTimes die Gelegenheit zu geben, einiges über Deinen Tagesablauf zu erfahren.
Larry: Gerne, kein Problem. Aber zuerst muss ich mir einen Kaffee besorgen. Darf ich Dir auch einen anbieten?

RockTimes: Nein danke, sehr nett von Dir. Wirst Du nicht nervös von dem vielen Kaffee den Du täglich zu Dir nimmst?
Larry: Nein, das macht mir überhaupt nichts aus. Ich gehe morgens um 6 Uhr ins Bett.

RockTimes: Das ist wirklich ein harter Job.
Larry: Das hört man allgemein, aber ich mache ihn gerne.

RockTimes: Nun habe ich zuerst einige Fragen über die Vergangenheit. Wann hattest Du eigentlich die erste Gitarre in der Hand?
Larry: Da muss ich nachdenken. Mein Vater ist Gitarrist und ich erhielt eine Akustikgitarre geschenkt, als ich 11 Jahre alt war.

RockTimes: Das ist wirklich sehr jung. Und wie bist Du dann an die E-Gitarre gekommen?
Larry: Wir sind eine sehr musikalische Familie. Mein Großvater spielt Akkordeon und so hat sich dann einiges ergeben. Ich lernte zuerst auf dieser Gitarre und kam dann später an die E-Gitarre.

RockTimes: Das bringt mich auf die nächste Frage. Welche Gitarristen haben Dich am meisten beeinflusst bzw. Dein Spiel geprägt:
Larry: Da gibt es einige. Jimi Hendrix oder auch Slash von Guns N' Roses, natürlich auch Jimmy Page von Led Zeppelin.

RockTimes: : Laß uns jetzt über eure neue CD Anorectic sprechen, die ihr auf dieser Tournee promotet. Was bedeutet eigentlich der Name?
Larry: (lacht) Das kann ich Dir auch nicht sagen, der Name kommt von Jonne (Aaron, Leadvokalist).

RockTimes: Es hat mit Sicherheit etwas mit dem Cover, einem Clown zu tun. Das ist ein sehr ungewöhnliches Cover, aber gleichzeitig zeigt es doch einen Wandel im Ausdruck der Gruppe. Ist das wirklich so oder gehe ich hier von einer falschen Annahme aus?
Larry: Das siehst Du vollkommen richtig. Es handelt sich hier um ein sehr altes Zirkusplakat. Wir sehen uns auch als Teilnehmer in einem Wanderzirkus. Wir sind Monate auf Tour, immer in einer anderen Stadt, da gibt es offensichtliche Parallelen.

RockTimes: Es heisst nicht umsonst, der Rockzirkus.
Larry: Allerdings, es ist wirklich so, mit allen Vor- und Nachteilen.

RockTimes: Wie würdest du eigentlich euren Musikstil definieren?
Larry: Es ist in erster Linie Rock ohne irgendwelche Schubladen zu öffnen. Unser Sound klingt auch immer anders, das hängt von der Tagesstimmung ab, denn ich nehme mir nicht vor, in irgendeinem Stil zu klingen, das entwickelt sich einfach.

RockTimes: Wer komponiert und schreibt die Songs bei Euch?
Larry: Das Komponieren übernehme ich und die Texte kommen von Jonne, das ist echtes Teamwork.

RockTimes: Schreibst Du viel im Hotel oder im Tourbus?
Larry: Nein, eigentlich nicht. Ich beschäftige mich damit zuhause.

RockTimes: Ich kann mir vorstellen, dass Ihr sehr lange auf Tournee seid.
Larry: Das kann man wohl sagen, letztes Jahr waren es über 60 Gigs und dieses Jahr sind es glaube ich, noch mehr.

RockTimes: Es ist wirklich erstaunlich, dass Ihr bei diesem Programm noch eine derart erstklassige Arbeit an den Tag legt.
Larry: Das ist wirklich nett von Dir, das zu sagen.

RockTimes: Das neue Album klingt härter als die beiden Vorgänger. Siehst Du das auch so?
Larry: Yeah, das hat sich so entwickelt und war nicht vorab beabsichtigt. Es strömen viele Einflüsse auf einen zu und werden dann verarbeitet.

RockTimes: Gibt es irgendwelche Songs auf dem Album, die Dir mehr als andere gefallen?
Larry: Eigentlich nicht, mir gefallen sie alle.

RockTimes: Das ist eine sehr diplomatische Antwort. Stehst Du mehr auf härtere Kost oder bevorzugst Du die softeren Sachen, z.B. Balladen?
Larry: Nun, mir gefallen natürlich die härteren und rockigen Lieder besser. Das entspricht mehr meiner Persönlichkeit.

RockTimes: Die einzelnen Stücke sind komplexer als auf den Vorgängeralben ausgefallen. War das Absicht?
Larry: Nein, das hat sich beim Komponieren und Texten so ergeben. Ich gehe nicht mit irgendwelchen Vorsätzen an ein neues Lied.

RockTimes: Man könnte sagen, dass komponieren auf Befehl, so wie bei anderen Gruppen, die sich erst im Studio zum Texten und Komponieren zusammensetzen, für Dich nicht in Frage kommt?
Larry: (Lacht) Definitiv nicht, das ist wirklich nicht mein Ding.

RockTimes: Ich denke, das ist jetzt das zweite Mal, dass Ihr auf Deutschland Tournee seid! Ist das richtig? Ich habe Euch letztes Jahr in Stuttgart gesehen und es war ein super Gig. Kannst Du Dich noch daran erinnern?
Larry: Es ist sogar das dritte Mal in Deutschland. Tatsächlich, Du warst auch da. Ich kann mich erinnern, es war eine kleinere Location und das Publikum war super.

RockTimes: Wie viele Gigs spielt Ihr im Durchschnitt im Jahr?
Larry: Zwischen 60 und 70 Gigs, auf jeden Fall.

RockTimes: Finnland ist bekannt als Land mit sehr guten Bands, z.B. HIM, Hanoi Rocks oder 69 Eyes. Kennst Du einige persönlich davon?
Larry: Wir waren letztes Jahr mit The Rasmus auf Tournee und da hat man natürlich Kontakt. Aber privat eigentlich weniger.

RockTimes: Gibt es irgendeine Chance, Euch demnächst auf DVD zu sehen?
Larry: Oh, Material haben wir genügend, ich denke allerdings, dass es Ende 2007 werden kann.

RockTimes: Vielen Dank für das Interview und ich wünsche Euch viel Erfolg, den Ihr wirklich verdient habt und natürlich einen super Gig!
Larry: Vielen Dank, das höre ich gerne.

Wir danken Martin von Roadrunner Records, der uns das Gespräch mit Larry ermöglicht hat.