Negative / Karma Killer
Karma Killer Spielzeit: 45:45
Medium: CD
Label: Edel Records, 2008
Stil: Rock


Review vom 04.09.2008


Jürgen B. Volkmar
Die Negative-Fanbase kann aufatmen. Die finnischen Emotional-Rock-Götter, so wie sie ihren Musikstil selbst bezeichnen, sind mit einem neuen Longplayer zurück. "Karma Killer" ist eine konsequente Fortsetzung ihres Erfolgsalbums Anorectic und besitzt wieder die erfolgreichen und für Negative bezeichnenden Stilmittel, wie Glam, Frische und vor allem satte Melodiebögen im Übermaß.
Bevor die Studio-Sessions zu "Karma Killer" starteten, stieg Gitarrist Sir Christus aus. Nichtsdestotrotz werden die Finnen als Quintett weitermachen und live die Unterstützung von ihrem langjährigen Freund Gary an der E-Gitarre bekommen.
Gleich Eingangs wird uns mit "Devil On My Shoulder" ein Glanzstück in melodischer Metal-Tradition vor die Füße geknallt. Jonne Aarons Röhre klebt an den Lyrics mit einem derartig emotionalen Tiefgang, dass sich die Hooks wie Sirup auf die Synapsen im Kleinhirn legen. Schon jetzt wird klar, dass hier Infektiöses aus dem Groove-Labor produziert wurde.
"Sealed", eine Halbballade mit anfänglichen Pianoklängen und typischer Negative-Attitüde, verdichtet sich nach kurzer Zeit zu einem knüppeldicken Soundteppich. Wie eine Woge aus Harmonie und Sentimentalität, vereinen sich Gesang und Songstruktur zu einem perfekten Soundtrack für die abendliche Fahrt am Strand der Düsternis. "Won't Let Go" bündelt diese Qualitäten nochmals zu einem perfekten Sounderlebnis aus atmosphärischer, skandinavischer Depression und satten Gitarren-Riffs. "Motherfucker (Just Like You)" hingegen operiert mit einer bis dato unbekannten Seite der Nordmänner. Kurze Stakkato-Gesänge werden stilsicher in einen melodischen Refrain eingepackt und die Gitarrenläufe fegen wie die Hasen über die Waldlichtung. Ruhige Momente, die jedoch in echter Hymnenqualität mit satten Chorussen und Gitarrenläufen verfeinert werden, kommen bei "Giving Up!" und "An Ornament" im typischen Negative-Klangkorsett zum Vorschein. Hier tendiert die Band wieder etwas mehr zu ihren Wurzeln zurück, allerdings mit zeitgemäßen Mitteln.
Absoluter Anspieltipp und eines der sentimentalen Gänsehautgeschosse, ist "Anna Simona". Klassische Leadparts und Riffs, die langsam und träge mit leiser Rhythmik und viel Substanz auf den Punkt gespielt werden.
"Lust N' Needs" ist ein Uptempo-Knaller, der mit aggressiven Leads und kernigem Gesang zupackend rockt. Mit dem Longsong "Gravity Of Love" wird nochmals die emotionale Ebene mit hymnischen Signalen ausgelotet. Ruhige Parts, die sphärisch angehaucht sind und sich dann in eine Ohrwurmmelodie einfädeln, verweilen noch lange nach dem Ausklingen im Gedächtnis.
Negative haben mit ihrem neuen Album eine große Packung an Schwermut mit grandiosen Melodien und packendem Gesang verarbeitet. Die Songs sind auf hohem Niveau und der Ohrwurmfaktor ist im Zusammenspiel mit tollen Arrangements mehr als gewährleistet. Ohne Zweifel, ein Album der höchsten Kategorie, mit dem die ehemaligen finnischen Senkrechtstarter mühelos führende Chartspositionen erreichen können.
9 von 10 RockTimes-Uhren
Tracklist
01:A Devil On My Shoulder
02:Sealed
03:Won't Let Go
04:Motherfucker (Just Like You)
05:Giving Up!
06:An Ornament
07:Dead As We
08:Anna Simona
09:Lust N' Needs
10:Gravity Of Love
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