Neonfly / Outshine The Sun
Outshine The Sun Spielzeit: 49:51
Medium: CD
Label: Rising / Cargo, 2011
Stil: Melodic Metal

Review vom 24.09.2011


Boris Theobald
Guck mal - Nachwuchs! Nein, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen um die Zukunft der Melodic Metal-Szene. Und diese (relativen) Newcomer kommen nicht einmal aus Skandinavien, sondern aus dem Vereinigten Königreich! "Outshine The Sun" ist das erste Album der 2008 gegründeten Combo und die logische Folge der Debüt-EP "Clever Disguise" ... und es klingt so routiniert wie die Scheibe alter Metal-Hasen, aber mit der zu erwartenden Frische von Neulingen - zumindest was das Musizieren auf internationalem Parkett angeht.
Mit den ersten beiden Songs, "Broken Wings" und "The Enemy", klatschen Neonfly schonmal eine astreine musikalische Visitenkarte auf den Plattenteller: Ganz viel Druck schon in den ersten Tönen der Strophen, temporeiche Doube Bass-Refrains mit eingängigen und edlen, mal gar nicht platten Melodien ... schön, wie trotz immer währender Spannung doch nochmal Schichten auf- und abgetragen werden: ein atmosphärisches Keyboard zur Bridge, gedoppelter Gesang zum Chorus - bereits "ein Mal" Willy Norton ist klasse; der Mann hat ein super Organ und einen leckeren Scream - ... fein, fein.
"Ship With No Sails" ist die erste epischere Duftmarke ... erinnert ein bisschen an die Österreicher von Serenity; ja mit seinem hymnischen Chorus sogar an edel-bombastische Styx mit Dennis DeYoung! Aber Neonfly kommen ein bisschen 'proggiger' rüber, investieren mehr in instrumentale Finesse. Und sie sind härter und Metal-lastiger. Insgesamt viel Action pro Takt... unterm (Takt-)Strich. Die Spannungsbögen sind äußerst straff, und das tut gut. Neonfly sind ein Powerpaket. Clean-Gitarren-Passagen bleiben wenige Takte kurz, kommen aber trotzdem richtig gut.
Rhythmisch wird immer variantenreich rumgespielt - auch das sorgt dafür, dass man als Hörer gern am Ball bleibt! Es gibt genügend Bands, die gute Melodien haben, sie aber wesentlich unattraktiver verpacken. Und man hört diesen Kerlen auch an, dass sie völlig unausgelastet wären, wenn sie ihre Songs einfach nur 'runterspulen' würden. Denn jeder genießt seine Parts... technisch superrunde Gitarrensoli, Brummeleien am Bass, punktgenau dosierte Double-Bass-Spritzer allenthalben...
... und die Ideen für gute Hooklines gehen niemals aus: quicklebendige Lead-Gitarren, die nahezu Maiden-mäßig um die Gesangslinie herumfrickeln, rhythmisch raffiniert angespitzte Drives, die zusätzlich den Kopf lässig, aber bestimmt auf der Halswirbelsäule vor und zurück wippen lassen. Überraschung: "The Ornament" ist ein reines Instrumentalstück. Yep, die Ideen der Band reichen sogar locker aus, um diese Geschichte nicht langweilig werden zu lassen. Man wartet zwar auf den Gesang. Aber auch nach den kompletten viereinhalb Minuten wartet man noch immer so gerne, dass es völlig okay ist, dass er gar nicht kommt.
Mehr Überraschungen gefällig? Vielleicht "A Gift To Remember" oder der Rausschmeißer-Spaß "I Think I Saw A U.F.O." als pure Hard Rock-Nummern ... ansonsten schwirrt einem hier und da der ein oder andere Name wie Europe ("The Revenant"), Masterplan ("Morning Star"), Helloween ("Reality Shift"), Leverage oder Stratovarius durch den Kopf. Es ist dann aber immer nur eine von mehreren Dimensionen, das man irgendwie zuordnen kann ... Melodie, Rhythmik, Atmosphäre...? Es kommt genug feines Zeug zusammen, um zu sagen: Unterm Strich ist das Neonfly. Well done!
Line-up:
Frederick Thunder (guitars)
Willy Norton (vocals)
Paul Miller (bass)
Patrick Harrington (guitars)
Boris Le Gal (drums)
Tracklist
01:Broken Wings (3:37)
02:The Enemy (3:36)
03:Ship With No Sails (6:49)
04:A Gift To Remember (3:40)
05:The Revenant (4:19)
06:The Ornament (4:35)
07:Reality Shift (4:27)
08:Spitting Blood (3:32)
09:Morning Star (4:47)
10:The Messenger (6:02)
11:I Think I Saw A U.F.O. (4:27)
Externe Links: