Neverland aus der Schweiz gründeten sich bereits im Jahr 1999. 2003 brachten sie eine selbstbetitelte EP auf den Markt, die in Eigenproduktion unter der Leitung von Tommy Vetterli (Coroner, Kreator) entstand. Darauf waren vier Songs, zwei davon finden wir nun auch auf dem ersten offiziellen Debütalbum wieder. Noch vor dem Einspielen von "Schizophrenia" hat es innerhalb der Band personelle Veränderungen gegeben. Mit Jean-Marc Viller aus Bern hat die Züricher Formation jetzt die richtige und passende Stimme gefunden, die Tasten drückt als festes Mitglied von jetzt an Oliver Benz. Als Produzent stand erneut Tommy Vetterli zur Verfügung.
Stilistisch sind Neverland im Power Metal anzusiedeln, wobei der eine oder andere progressive Einfluss in den Arrangements durchaus zu finden ist. Was die Scheibe aber besonders gut macht, sind die vielen melodischen Eingaben. Und so ist ein sehr angenehmer Mix entstanden, der sich einem breiten Publikum öffnet. Was den Anteil an Progressivität angeht, würde ich Bands wie Cloudscape mit einem Schuss mehr Symphonic als Vergleich heranziehen. Das bedeutet, dass auf dieser Scheibe so gut wie keine übertriebenen Frickelorgien vorhanden sind und man den Songstrukturen zu jeder Zeit problemlos folgen kann. Vergleiche zu Symphony X sind an manchen Stellen durchaus erlaubt.
Der Sound der Aufnahme ist sehr ansprechend, alle Instrumente kommen klar und differenziert aus den Boxen. Der thematische Inhalt der Texte erscheint mir, als deutschem Hörer, mehr oder weniger zweitrangig. Orientiert man sich am Albumtitel, kann sich dieser eigentlich nur in den Lyrics darstellen, denn die gebotene Musik zieht sich auf der Platte wie ein roter Faden in einer eingeschlagenen Richtung durch die knapp 56 Minuten. Da ist nichts widersprüchlich oder in sich gespalten. Das klingt alles wie aus einem Guss.
Nach einem imposanten Intro geht es gleich richtig zur Sache. Trockene und fetzige Gitarrenriffs eröffnen den Titeltrack, die Stimmung wird etwas düster und die Rhythmik besticht durch zahlreiche Synkopen der Drums. Anschließend wird richtig Fahrt aufgenommen und wir befinden uns im klassischen Power Metal. Neverland arbeiten auch in den weiteren Songs nach ähnlichem Muster. Passend zum Songtitel "When Darkness Falls" bauen die Gitarren zusammen mit den Synthies die entsprechende Atmosphäre auf. Und so entwickelt sich das Stück zu einem echten Nackenbrecher mit Hymnencharakter.
Sehr interessant klingt auch "Mysteria". Zunächst stampfend, werden zusehends Boogie-Rhythmen aufgenommen, die Gitarren schieben gewaltig nach vorne und darunter öffnet sich ein Soundteppich der Tasten. Bei "Anger" legt die Formation in Sachen Tempo noch einmal eine Schippe drauf, bevor mit "Anguish" recht emotional und melancholisch zu Werke gegangen wird. Ein echter Anspieltipp ist "Take My Advice". Hier stimmt so ziemlich alles. Klare Gitarren, die sich zu einem echten Gewitter steigern. Dazu bestimmt Jean-Marc Viller mit seiner Stimme die Richtung und die gesamte Band zeigt, dass eine Menge an Vielseitigkeit vorhanden ist und ebenso viele Ideen verarbeitet wurden.
Im Ergebnis haben wir eine tolle Scheibe, die schon jetzt neugierig auf weiteren Output der Band macht. Man hat sich gekonnt den Weg für verschiedene Stil-Elemente offen gehalten, so dass man nicht unbedingt annehmen muss, dass ein Folgealbum zwangsläufig in ein und dieselbe Richtung gehen wird. Hier steckt richtig Potenzial drin und wenn es Neverland genauso gut gelingt, ihr Repertoire live auf der Bühne zu präsentieren, dann haben wir von jetzt an neben Shakra und Gotthard einen weiteren Kracher aus der Schweiz. Und dieser geht eigene Wege, so dass man sich auch nicht in die Quere kommt. Starke Leistung!
Line-up:
Daniel Huber (guitars)
Andy Mislin (guitars)
Boris Stoll (drums)
Oliver Benz (keyboards)
Roland Jost (bass)
Jean-Marc Viller (vocals)
Tracklist |
01:Schizophrenia (7:12)
02:When Darkness Falls (6:50)
03:Mysteria (6:11)
04:Anger (5:48)
05:Anguish (4:38)
06:Take My Advise (6:48)
07:Buy Your Dream (6:58)
08:Neverland (5:40)
09:Brave Warrior (5:19)
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