New Dance Orchestra nennt sich ein Projekt, das eigentlich nur aus zwei Leuten besteht. Der Kopf hinter dieser Geschichte ist ganz sicher Geoffrey Downes, der nicht nur alle zwölf Tracks in Zusammenarbeit mit Glenn 'Ben' Woolfenden geschrieben, sondern auch sämtliche Instrumente eingespielt und produziert hat. Dazu kommt die walisische Sängerin Anne-Marie Helder, die bisher vielleicht am ehesten durch die Band Panic Room, aber auch durch Gastbeiträge für Wetton Downes bekannt ist. Gemeinsam wurde hier ganz bewusst ein Album aufgenommen, das vor allem zu einem geeignet sein soll: nämlich zum Tanzen.
Wie variabel Geoff Downes als Musiker ist, davon konnten wir uns ja bereits vielfach in Form der Bands Yes, Asia, Wetton Downes, The Buggles ("Video Killed The Radio Star") oder durch seine Zusammenarbeit mit Leuten wie etwa Glenn Hughes überzeugen. Mit dem New Dance Orchestra fügt er seinem Schaffen also noch eine weitere Facette hinzu. Wie es der Plattentitel bereits andeutet, wird hier Electronic geboten, die aber mit hochgradig eingängigen Pop-Anteilen versehen wurde.
Glücklicherweise verfügt der mittlerweile 61-jährige Downes über massenhaft Qualität, Erfahrung und den breiten musikalischen Horizont, sodass er diese Scheibe nicht zu einem stupiden Pop-Gestampfe verkommen lässt. Vielmehr kommt die zu allergrößten Teilen am Keyboard und Synthesizer produzierte Musik doch immer wieder mit sehr interessanten Ansätzen daher. Vollkommen vertrackt und verschroben sollte sie sowieso nicht werden, denn man erinnere sich daran, dass es hier darum ging, ein Dance-Album aufzunehmen. Es liegt auf der Hand, dass sich der Mann so seine Gedanken um diese Songs gemacht hat.
Die Waliserin Anne-Marie Helder liefert dazu ebenfalls einen tollen Job ab. Die Harmonien hat sie mehr oder weniger engelsgleich drauf, kann aber durchaus auch kraftvoller und energischer hinlangen. Zusammen mit den gegebenen Kompositionen und Sounds ergibt das dann eine Mischung, die sich nicht nur bei einem einzigen Track, sondern gleich bei mehreren ziemlich schnell in den Gehörgängen festsetzt. Und mal ganz davon abgesehen, dass man auf die Vocals eigentlich nicht wirklich verzichten will: Die meisten dieser Nummern würden sogar auch ohne den Gesang funktionieren.
Dass die gute Miss Helder hier dennoch hinzugezogen wurde, spricht zum einen ganz sicher dafür, dass Downes die Qualitäten der Britin durchaus zu schätzen weiß. Und zum zweiten wird diese ganze Geschichte dadurch ja dann auch noch ein gutes Stückchen kommerzieller bzw. besser an den Mann/die Frau zu bringen. Das soll jetzt aber um Himmels Willen nicht heißen, dass ich dem begnadeten Tastenmann einen Ausverkauf in jedweder Hinsicht unterstellen möchte. Aber dass er auch auf 'kommerziellere' (schon wieder dieses böse Wort) Mucke steht, dürfte ja spätestens seit seiner Zeit mit Asia kein Geheimnis sein.
Mit Rock oder gar progressivem Rock hat "Electronica" des New Dance Orchestra also nichts zu tun. Wer aber keine Angst davor hat, auch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen und sich auf gute neue - wenn vielleicht auch völlig ungewohnte - Sounds einzulassen, der sollte diese Scheibe zumindest mal anchecken. Wer gerne tanzt, wird hier sowieso allerbestens bedient und die Fans des Engländers werden ebenfalls kaum um diese gut 52 Minuten herumkommen.
Und wir sind bereits gespannt, mit welchen neuen Ideen der umtriebige Musiker als nächstes ankommen wird.
Line-up:
Geoffrey Downes (all instruments & programming)
Anne-Marie Helder (lead vocals)
With:
Linda Allan (background vocals)
Debi Doss (background vocals)
Tracklist |
01:Shine On
02:Forgiven
03:Movin' On
04:Rainbow's End
05:Breaking The Spell
06:Love Is Not Enough
07:Jinx
08:Hanging By A Thread
09:Remember The Day
10:Dance To The Music Of Time
11:Walking Through The Fire
12:Golden Days
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