Eingefleischte NDW-Kenner werden sich an Nichts sicherlich erinnern. Mir jedoch sagte diese vor 30 Jahren in Düsseldorf gegründete Truppe bisher allerdings… genau, nichts. Daher auf die Schnelle mal ein grober Abriss des Werdegangs: Hervorgegangen waren Nichts aus der Punk-Band KFC, denn Schlagzeuger Tobias Brink und Gitarrist Michael David Clauss hatten dort vorher musiziert. Mit Christopher Scarbeck am Bass und dessen Lebensgefährtin Andrea Mothes am Mikrofon waren schnell zwei willige Mitstreiter gefunden, um Nichts ins Leben zu rufen. Aktiv war man jedoch nur bis 1983, konnte in dieser kurzen Zeit aber ganze drei Alben veröffentlichen und mit dem Song "Radio" auch einen richtigen Hit landen.
Seit 2009 macht Gitarrist Clauss mit runderneuerter Begleitmannschaft (am Schlagzeug sitzt heute Eric Harings, den Bass zupft U.F.O. und Sabine Kohlmetz trällert die Texte) nun wieder unter dem Nichts-Banner Musik und präsentiert seinen Fans dieser Tage das brandneue Studioalbum "Zeichen auf Sturm". Und obwohl die Band frische Neuzugänge aufweist, bleibt der Sound altbewährt. Nach wie vor wird herrlich roh und minimalistisch auf die Instrumente eingedroschen und damit ein puristisches Klanggewand aus Punk, Indie und Garage erschaffen. Das begeisterte Toten Hosen-Drummer Vom Ritchie offenbar so sehr, dass er sich gerne bereit erklärte, die Schlagzeugspuren für "Zeichen auf Sturm" einzuspielen.
Schön, in dieser Zeit solch eine Antithese zu all dem überproduzierten Soundquatsch zu Ohren zu kriegen, der einen von überall her beschallt. "Zeichen auf Sturm" macht klanglich gesehen also ordentlich Laune und Feuer unterm Hintern, aber wie sieht es mit dem kompositorischen Handwerk des Quartetts aus? Rein quantitativ springen einem aus der Trackliste ganze 19 Songs entgegen - Nichts scheinen 2011 offenbar großes Mitteilungsbedürfnis zu haben. Toll, dass man gleich so viele Lieder auf den Silberling gepackt hat!
In bester Indie-Manier tönt das Liedgut in kürzester Zeit aus den Boxen, scheppert und hoppelt leicht chaotisch vorwärts, als säße der Band die Adrenalinspritze im Popo (z.B. "3-Käse-Hirn-Boy", "Chaostheorie" oder "Die Gottesanbeterin") dringt dann und wann aber auch gerne verhaltener und ruhiger an des Hörers Ohr (besonders schön: "Nur das 1x", "Engel über Berlin" und "Wie im Delirium"). Und gerade Ur-Gitarrist Clauss macht an seinem Instrument ganz schön was her, lässt nicht bloß die angezerrten Akkordsalven sprechen, sondern kann immer auch viele akzentuierte Licks einstreuen und auf diese Weise den Sound enorm bereichern.
Insgesamt zeigen Nichts hier also eindrucksvoll, dass auch dreißig Jahre nach der Bandgründung wieder mit ihnen zu rechnen ist. Spätgeborene wie meinereiner, die die Band bislang verpasst haben, lernen aufgrund der veränderten Bandbesetzung eine gänzlich neue Gruppe abseits der alten Alben kennen und freuen sich, dass es in Zeiten von Wir sind Helden (die man mit Nichts übrigens schon irgendwie vergleichen kann) auch noch andere, unverbrauchte Bands mit rockigem, deutschen Frauengesang gibt.
Line-up:
U.F.O. (bass)
Sabine Kohlmetz (vocals)
Michael Clauss (guitars, vocals)
Eric Harings (drums)
Vom Ritchie (drums on all tracks)
Tracklist |
01:! (0:39)
02:Zeichen auf Sturm (2:58)
03:3-Käse-Hirn-Boy (2:24)
04:Nur das 1x (4:03)
05:Fetisch (0:19)
06:Blühende Landschaften (2:50)
07:Engel über Berlin (3:11)
08:Chaostheorie (3:34)
09:Das Leben ist schön (ohne Dich) (3:46)
10:Heißer Scheiß (0:26)
11:Wie im Delirium (2:59)
12:Die Gottesanbeterin (2:48)
13:Kein Liebeslied (3:52)
14:Werweißnichtwas (3:01)
15:Köpfe mit Nägeln (3:32)
16:Goldbroiler From Outerspace (0:16)
17:Feierstarter (3:44)
18:Wandertag in der Geschlossenen (0:44)
19:Tödlicher Hunger (2:19)
|
|
Externe Links:
|