Der Kalifornier Nick 13 dürfte in unseren Breitengraden - wenn überhaupt - wohl am ehesten als Mitglied seiner Combo Tiger Army bekannt sein. Nun legt er sein erstes, gleichnamiges Soloalbum vor. Dafür zog es ihn in die amerikanische Country-Metropole Nashville, wo er sich die Dienste des Produzenten und Musikers Greg Leisz sichern konnte. Aber auch die weiteren Begleitmusiker sind nicht von schlechten Eltern. Exemplarisch seien hier nur mal Josh Grange, Lloyd Green, Sara Watkins oder der (neben Leisz) als Co-Produzent fungierende James Intveld genannt.
Der frischgebackene Solo-Artist hat hier eine interessante Mischung am Start, indem er Country- und Western-Sounds aus den fünfziger Jahren in ein neues, modernes Soundgewand kleidet. Und so tauchen beim Lauschen der Scheibe ein ums andere Mal die weite Prärie, Cowboys, Rinder, angriffslustige Indianer-Stämme und der einsame Marshall auf der Suche nach dem Schurken vor dem geistigen Auge auf. Nachdem ich weiter oben das Studio-Personal schon vorgestellt habe, dürften sich eventuelle Sorgen bezüglich der Qualität und des Sounds dieses Album bereits verflüchtigt haben.
Bleibt die Frage nach den Songs und Fertigkeiten des Frontmanns. Um ehrlich zu sein, haut mich Nick 13s Gesang nicht unbedingt vom Hocker. Etwas zu dünn ist die Stimme, die für mich auch an Ausdrucksstärke zu wünschen übrig lässt. Schlecht ist definitiv etwas anderes, aber im direkten Vergleich zu seinen Helden Lyle Lovett oder Rick(y) Nelson zieht er doch deutlich den Kürzeren. Dies mag ein Grund sein, warum es mir nicht richtig gelingen mag, in seine Storyteller-Lyrics einzutauchen , mich von ihnen forttragen zu lassen und tiefere Emotionen zu verspüren. Aber gut, geschenkt, denn schließlich hat jeder Musik-Freund seine ganz eigenen Ohren bzw. sein eigenes Empfinden.
Was dagegen sehr gut gelungen ist, ist die musikalische Darbietung, die das Kopfkino des Hörers in Bewegung setzt. In erster Linie ist hier die Arbeit der Musiker an der Pedal- und Lap Steel zu erwähnen, die einen phänomenalen Job abgeliefert haben. Aber auch die dezente Rhythmus-Abteilung und die zusätzlichen Instrumente sind unersätzliche Mosaik-Steinchen zum Erreichen des Ganzen. Ein fetter Bonus kommt dazu, wenn Sara Watkins bei "Nashville Winter", "All Alone" und "Someday" die Saiten ihrer Fiddle in (teils heftige) Schwingungen versetzt. Aber auch die Hammond von Mike Webb ist in ihrer zurückhaltenden wie auch vollsoundigen Art das Zuhören wert.
Neben dem deutlichen Western-Einschlag verfügt die Scheibe auch verstärkt über das Gefühl einer verschleppten Melancholie. Diese ist zwar durchgehend anwesend, taucht aber geschickt auf und dann auch immer wieder ab, sodass man bei dem vorliegenden Song-Zyklus nie das Gefühl hat, es mit einer durchgehend tristen Angelegenheit zu tun zu haben. Testet den Amerikaner am besten selbst mal an. Meine Vorschläge dafür wären "Nashville Winter", "Carry My Body Down", "In The Orchard" oder "Nighttime Sky". Dann werdet ihr ganz sicher sehr schnell herausfinden, in welche Richtung der Hase eures persönlichen Gustos laufen wird.
Bei dem Debüt von Nick 13 haben wir es beileibe nicht mit einem schlechten Album zu tun, aber ich bezweifle jetzt einfach mal, dass dessen Besuche in meinen CD-Player zukünftig in Schwindel erregende Höhen schnellen werden. Anhören kann man das Teil immer, egal ob im Wohnzimmer oder im Auto, beim Grillen oder zum Dösen. Dass dem Kalifornier aus Los Angeles damit der ganz große Wurf gelingt, darf allerdings bezweifelt werden. 100 % dazu passen würde aber einer alter (von mir leicht abgewandelter) Jack Bruce-Titel: "Theme For An Imaginary Western".
Line-up:
Nick 13 (vocals, acoustic guitars)
Josh Grange (electric guitars, lap steel - #6, banjo - #9)
Lloyd Green (pedal steel - #1,8,9)
James Intveld (stand-up bass, electric bass, acoustic guitars, background vocals)
Greg Leisz (acoustic-, baritone-, electric- & pedal steel guitars, dobro, lap steel - #4,6)
Mitch Marine (drums)
Eddie Perez (electric guitar - #3,5, background vocals)
Storm Rhode IV (electric guitar - #4)
Sara Watkins (fiddle - #1,4,7)
Mike Webb (accordion - #3,5, Hammond organ - #5,10, piano - #6)
Ben Grey (background vocals)
Tracklist |
01:Nashville Winter
02:Carry My Body Down
03:101
04:All Alone
05:Restless Moon
06:In The Orchard (2011)
07:Someday
08:Cupid's Victim (2011)
09:Nighttime Sky
10:Gambler's Life
|
|
Externe Links:
|