The Night Patrol / Lost Voice
Lost Voice Spielzeit: 52:00
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2006
Stil: Rock

Review vom 20.11.2007


Joachim 'Joe' Brookes
»This album is dedicated to Marijan Andrijevic. We miss you big brother ………………… R.I.P.«
Mit dem Album "Lost Voice" gedenken The Night Patrol musikalisch ihres ehemaligen Sängers und Gitarristen, der 2004 in der traurigen Tsunami-Katastrophe in Asien ums Leben kam.
Die Band aus Pforzheim legt mit "Machine" kräftig rockend los.
Keyboard-Teppich, Gitarren und der pumpende Bass fesseln den Hörer bereits zu Beginn der insgesamt 52 Minuten an die Boxen.
Doch was ist das? Nach etwas über zwei Minuten verabschieden sich die Instrumente. Nur der rotierende Keyboard-Sound bleibt und dann beginnt "Machine" aufs Neue, mit einer ruhigeren Grundstimmung, die etwas düsterer erscheint. Wird man durch einen sich stetig wiederholenden Gitarrenlauf fast eingelullt, bricht urplötzlich eine zweite Gitarre wie eine Lawine los und in schleppendem Tempo geht es weiter. Für ein abgefahrenes Solo auf der 6-Saitigen verändert sich die Gemütslage des Songs abermals, um dann riffig zu enden. Das ist ja ein geschmackvoller Einstand!
"A.M." wird durch Goran Nikolics slappenden Bass eröffnet. Setzt die Combo ein, befinden wir uns in besten Funk-Gefilden der Siebzigerjahre. Die Keyboards imitieren fetzige Bläser und darüber wird ein kurzes, keineswegs funkiges Gitarrensolo gespielt. Nach einem weiteren verträumten Intermezzo geht der Track dann mächtig ab. Hey, "A.M." ist eine ganz geschickte Mischung aus oben genanntem Genre und höllischem Rock. Wir befinden uns auf einer ganz stark gestalteten Achterbahn.
Fast schwindelig verlassen wir die nächtlichen Träume und kommen zum ersten Longtrack der CD: "The Eye Of Ra" lässt es schon vermuten. The Night Patrol laden uns zu einer Reise nach Ägypten ein und dieser Bitte wollen wir doch gerne folgen. Teil 1, "42 Books Of Knowledge" ist sehr schön Bass-lastig ausgelegt. Die Keyboards suggerieren eine aus der Ferne erklingende Trompete oder Posaune und dann kommt die Gitarre, in einer Mischung aus Bouzouki und Harfe, dazu.
Beschwörende Flötentöne lösen die Gitarre ab und es kehrt fast Ruhe ein. Akustische Gitarre und Tasteninstrument erzeugen eine herrliche Traumlandschaft. Für diesen Trip durch Ägypten braucht man ab jetzt keinen Fernseher mehr. "The Eye Of Ra" ist angesagt.
Bevor es mit "Red Planet" und "Return To Zero" zu zwei weiteren Longtracks kommt, erleben wir ein mächtig rockendes "Giant Steps", das durch die verschiedenen Trommeln (Djembe und Darbouka) einen besonderen Anstrich erfährt.
Mit "Red Planet" spielt sich das baden-württembergische Quintett in einen echten musikalischen Rausch. Auf dem The Night Patrol-Planeten ist verdammt viel los. Mit ständig wechselnden Tempi und Rhythmen sind die ersten fünf Minuten versehen und erhalten so die Spannung. Dann verändert sich das Flair des Tracks abrupt. Nachdem der Bass, von Goran Nikolic gezupft, das Thema vorstellt, werden die Akzente durch perkussive Elemente gesetzt. Es klingt abermals orientalisch und schließlich hat, bis zum Finish, die Gitarre wieder das Sagen.
Für "Return To Zero" stellt Jörg Richter die Knöpfe der Keyboards auf Piano und die Einleitung ist zunächst an der Klassik orientiert, bis eine wunderschöne Melodie gespielt wird, zu der sich sanfte Keyboard-Klänge gesellen. Dann bekommt der Track Wind in die Segel. Immer wieder legt man wohlklingende ruhigere Zwischenstationen ein und so wird auch dieser Song zu einem tollen Hörereignis.
Die Musik von The Night Patrols "Lost Voice" lässt sich nicht in eine bestimmte Schublade stecken. Sehr viele Elemente verschiedender Verästelungen der Musik (Jazz, Funk, Hard Rock, psychedelischer Rock und nicht zuletzt ethnische Töne) sind präsent und auf sehr hörenswerte Art und Weise miteinander verquickt. Daher sollte man dem Album einige Durchläufe gönnen, denn in der Gesamtheit und seinen Details erschließt sich dieses Werk erst nach wiederholtem Hören und hat 7 von 10 RockTimes-Uhren verdient.
Für 2008 ist auf der Homepage bereits ein neues Album mit dem Titel "The Path" angekündigt. Man darf gespannt sein und wir wünschen The Night Patrol viel Erfolg bei Suche nach einem Label.
Line-up:
Frank Staiger (guitars)
Goran Nikolic (bass, guitar)
Michael Vuckovac (drums, percussion, keyboards, acoustic guitar, Chapman Stick, marimba, drums, darbouka, djembre, tablas)
Frank Hafner (midi guitar)
Jörg Richter (keyboards)
Tracklist
01:Machine (6:45)
02:A.M. (6:39)
03:The Eye Of Ra (11:12)
   Part 1:42 Books Of Knowledge
   Part 2:Osiris
   Part 3:Ptah The Bringer Of Rain
   Part 4:Teardrop
04:Giant Steps (6:06)
05:Red Planet (10:35)
06:Return To Zero (10:43)
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