Nightwish / 06.05.2012, Stuttgart,
Hanns-Martin-Schleyer-Halle
Schleyerhalle
Nightwish
Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
06. Mai 2012
Konzertbericht
Stil: Symphonic Metal, Gothic Metal


Artikel vom 17.05.2012


Jürgen B. Volkmar
Goldregen nach erfolgreichem Abschluss der Imaginaerum-Tour

Nightwish schlossen als letzte Station der Imaginaerum-Tour die Pforten ihres imaginären Vergnügungsparks in der Stuttgarter Schleyerhalle.
Dementsprechend begeistert wohnten die ungefähr 7500 Zuschauer den finnischen Finalisten bei und zeigten auch den beiden Vorbands, u.a. Battle Beast und deren Frontfrau, die mit ihrer kratzig angelegten Stimme ziemlichen Beifall bekamen, dass die allgemeine erwartungsfreudige Stimmung auch ihre Leistung zu Recht honorierte.
Nightwish Mit dem Intro "Taikatalvi", das in finnischer Sprache vorgetragen wird, zeichnet sich hinter der mit einem Fetzenvorhang verhängten Bühne der Umriss eines in einem Schaukelstuhl sitzenden Erzählers ab. Das ist der Anfang des Symphonic Metal-Kaleidoskops der finnischen Ausnahmekünstler, die uns hier in die abstrakte Welt zwischen Mittelalter und der Fantasie eines Hollywood-Autors und Klangzauberers entführen. Wobei die Musik die Hauptrolle in diesem opulenten Reigen zwischen Folklore, Metal und Balladen spielt. Ohne Ansatz gleitet das Intro in "Storytime" über, der ersten Single-Auskoppelung und die Reaktion des Publikums zeigt sofort, dass dies die richtige Wahl war.
Nightwish Mit dem Ausklingen der letzten Töne fällt der Blick auf eine Zirkuswelt, die an vergangene Zeiten erinnert. Alles ist dem Artwork des aktuellen "Imaginaerum"-Albums angepasst und die im Hintergrund der Band hängende Leinwand zeigt in bestimmten Abständen farbige Motive, die zusammen mit den melodischen Ohrwürmern, die orchestral, als auch Riff- und Folklore-orientiert aus den Boxen schallen. "Wish I Had An Angel" und "Ever Dream" aus dem reichhaltigen Fundus wissen sofort zu magnetisieren. Frontstimme Anette Olzon intoniert diese auf ihre eigene spezielle Art, die natürlich nicht am Stimmvolumen ihrer Vorgängerin Tarja Turunen gemessen werden darf, daher hat der Bombast einen mehr poppigen Charakter, was nicht unbedingt ein Negativkriterium sein sollte.
Nightwish Als Mini-Suite angelegt, ist "Scaretale" mehr eine Metal-Oper mit einer eindrucksvollen, gesanglichen Darstellung, die von leuchtenden Flammenfontänen eingerahmt wird. Nicht unwesentlich daran beteiligt ist der irische Uilleann Pipe-Spieler Troy Donockley, der bei "The Islander" - der Song badet nach erfolgreicher Aufforderung in einer Lichterkette aus Feuerzeugen und Handydisplays - seinen Dudelsack in Höchstform pfeifen lässt. Derart melodische Töne fordern eine Zugabe nach dem anschließenden, frenetischen Jubel geradezu heraus. Und wo echte Finnen sind, darf Jean Sibelius "Finlandia" natürlich nicht fehlen, das sich nach den klassischen Verweisen und Chorälen nahtlos in das opernhafte Soundgefüge einpasst.
"Song Of Myself", das epochale Finale des neuen Albums, kommt hier mit derselben Intensität und hämmert die "Carmina Burana"-Chöre stakkatohaft in die Menge. Gleichzeitig offenbart sich hier die instrumentelle Bandbreite der entfesselt aufspielenden Finnen. Aber noch ist das Ende nicht erreicht. In "Last Ride Of The Day" werden nochmals alle Inhalte und Motive dieses imaginären Jahrmarkts vereint. Ein Soundtrack der Extraklasse, der von poetischer Rezitation über Cool Jazz-Anleihen bis zum irisch eingefärbten, symphonisch arrangierten Metal reicht.
Nach diesem fulminanten Finale schließen sich für Nightwish die Manegen-Vorhänge und lassen eine restlos begeisterte Menge zurück.
Nightwish Nach dieser letzten Show im ersten Teil der "Imaginaerum"-Tour in Stuttgart, werden auf der anschließenden Aftershowparty, bei kaltem Büfett und ebensolchen Getränken, vor geladenen Gästen von ihrem Label Nuclear Blast noch drei Auszeichnungen verliehen:

"Imaginaerum"-Gold Award (für mehr als 100.000 verkaufte Einheiten in Deutschland),
Dark Passion Play-Platin Award (für mehr als 200.000 verkaufte Einheiten in Deutschland),
"Once"-Dreifach-Gold Award (für mehr als 300.000 verkaufte Einheiten in Deutschland).
Nightwish Nachdem die Musiker nach kurzer Pause in den Kellergewölben der Schleyerhalle die Awards entgegennehmen, hält Andy Siry, Head of A&R und Labelmanager bei Nuclear Blast noch eine launige Rede:
»Nightwish" stehen verdient ganz oben auf dem Treppchen, trotzen mit ihrer Musik jeglichen Trends und ziehen ihr Ding konsequent und mit Herzblut durch. Jedes ihrer Alben ist ein Kunstwerk für sich und die Auszeichnungen untermauern, dass die Fans die Klasse und Ehrlichkeit von Nightwish würdigen und anerkennen. Wir sind stolz darauf, einen Teil zum Erfolg beigetragen haben zu können und freuen uns auf die Zukunft mit der Band.«
Nightwish Natürlich lässt es sich Markus Staiger, Geschäftsführer und Alleininhaber von Nuclear Blast nicht nehmen, noch einige dankende Worte an die Mitglieder seiner wohl erfolgreichsten Band zu richten.
Tuomas Holopainen von Nightwish darf dabei mit nachfolgenden Worten zitiert werden:
»Diese drei Awards für "Once", "Dark Passion Play" und "Imaginaerum" spiegeln die Reinheit unserer Art des Musizierens, die Loyalität unserer Fans und die harte Arbeit, sowie das Vertrauen seitens unseres Plattenlabels und Managements wider. Wir sind zutiefst berührt und dankbar, und werden den eingeschlagenen Weg weiterhin gemeinsam mit euch beschreiten.«
Nightwish Epilog: Der Verfasser dieser Zeilen bedankt sich bei M. Staiger für die Einladung sowie den Service und darf an dieser Stelle darauf hinweisen, dass diese nicht im Rahmen seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter von Rocktimes erfolgte, sondern auf rein privater Basis.
Line-up:
Anette Olzon (vocals)
Tuomas Holopainen (keyboard)
Emppu Vuorinen (guitar)
Marco Hietala (bass, vocals)
Jukka Nevalainen (drums)
Troy Donockley (uilleann pipe)
Tracklist
01:Taikatalvi
02:Storytime
03:Wish I Had An Angel
04:Amaranth
05:Scaretale
06:Ever Dream
07:Slow, Love, Slow
08:I Want My Tears Back (with Troy Donockley)
09:The Crow, The Owl And The Dove (with Troy Donockley)
10:The Islander (with Troy Donockley)
11:Show Me How To Die [Battle Beast cover] (with Troy Donockley
12:Nemo [Acoustic] (with Troy Donockley)
13:Last Of The Wilds (with Troy Donockley)
14:Planet Hell
15:Ghost River
16:Dead To The World
17:Over The Hills And Far Away [Gary Moore cover] (with Troy Donockley)

Zugaben:
18:Finlandia [Jean Sibelius cover] (with Troy Donockley)
19:Song Of Myself [without part 4]
20:Last Ride Of The Day
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