Nilla Nielsen / Higher Ground
Higher Ground Spielzeit: 40:37
Medium: CD
Label: Gecko Music, 2010
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 07.12.2010


Markus Kerren
Nilla Nielsen steht für feinste Singer/Songwriter-Kunst aus Schweden. Beide Elternteile (der Vater professionell) waren bereits auf der Bühne sehr aktiv und so war Musik ein fester Bestandteil im Leben der damals heranwachsenden Skandinavierin. Selbst fing sie mit der Orgel an, die vom Keyboard abgelöst wurde und schließlich wechselte Nilla zur Gitarre. Auch bezüglich Album-Veröffentlichungen ist sie kein Greenhorn mehr, denn bereits im Jahr 2004 wurde ihr Debüt "Redemption Sky" veröffentlicht, vier Jahre später gefolgt von "Shellshocked". Und nun liegt mit "Higher Ground" also das immer so wichtige dritte Album vor, das bereits im vergangenen Oktober veröffentlicht wurde.
Wenn weiter oben von Singer/Songwriter die Rede ist, dann sollte man sich die Nielsen allerdings nicht durchgehend einsam mit der Akustischen musizierend vorstellen. Auch elektrische Instrumente sowie Percussion spielen eine nicht unerhebliche Rolle, was den Sound betrifft. Und so fließen unweigerlich auch Elemente aus Pop, Rock und Americana in die Songs ein. Die gestalten sich alle sehr melodisch und zeugen von dem guten Händchen, das die Musikerin für griffige, eingängige Gesangsmelodien hat. Wenn hier und da mal (u. a. bei "Salt" oder "Guard Down") Programmings für die Tracks verwendet werden, so erfolgt dies immer in dezentem Rahmen, tritt also nie störend in Erscheinung.
Erstaunlich ist, dass Nilla Nielsen fast alles auf diesem Album im Alleingang übernommen hat. Gerade mal bei zwei der Songs sind Gastmusiker mit von der Partie, sämtliche weiteren Instrumente (Gitarren, Keyboards, Percussion, Akkordeon und das Programming) hat die Lady aus Helsingborg selbst eingespielt. Dazu hat sie produziert, gemixt und gemastert. Dass diese Arbeitsweise oftmals nicht die beste ist, hat die Vergangenheit schon oft bewiesen. Aber man muss der Schwedin ein dickes Kompliment machen, denn Schwächen bezüglich der Einspielung und des Sounds gibt es so gut wie keine auszumachen.
Einer der Höhepunkte auf "Higher Ground" ist der Titel "The UFO Song", der über einen tollen Groove und umgehend einnehmende Gesangslinien verfügt. Bietet sich als Single-Auskopplung geradezu an. Die witzige Geschichte rundet die Sache dabei noch ab. Ansonsten geht es textlich fast ausschließlich um Beziehungsgeschichten und Gefühle (u.a. "Man From The North", "Snow Leopard" oder "I Don't Know How To Fall In Love Anymore") sowie auch mal um allgemeine Lebensweisheiten ("Guard Down"). Musikalisch werden die Nummern abwechselnd von der akustischen Gitarre oder dem Piano bestimmt. Klassisches Singer/Songwriter-Material ist "Man From The North", für das die Gitarre, drei Akkorde und die Wahrheit die einzigen Zutaten sind.
Aber Nilla Nielsen kann auch ganz flott loslegen, was sie zum Beispiel mit "Good Feeling" unter Beweis stellt. Auch hier ist ein sehr eingängiger Refrain auszumachen, der sich regelrecht für Radio-Einsätze anbietet. Gesanglich herausstechend gut ist das nachdenkliche "Hymn For Orangutan" (Lullaby For The Wounded)". Auf sehr hohem Niveau wird die Scheibe von "I Don't Know How To Fall In Love Anymore" abgeschlossen, erneut mit der Akustischen und dem sehr guten Gesang hervorragend in Szene gesetzt. Super!
Insgesamt ist "Higher Ground" zu einer sehr runden Sache geworden. Gute Songs, klasse Einspielungen und die gute Produktion sprechen für sich. Dazu kommt, dass die Titel nur ganz wenige Umdrehungen benötigen, bis sie sich im Kurzzeit-Gedächtnis des Hörers eingenistet haben. Wer also auf gute Singer/Songwriter-Ladies steht, sollte Nilla Nielsen auf keinen Fall links liegen lassen und zumindest mal anchecken. Der Schwedin ist mit ihrem dritten Album eine Scheibe gelungen, die sich qualitativ im oberen Bereich dieses Genres befindet.
Line-up:
Nilla Nielsen (vocals, acoustic & electric guitars, percussion, keyboards, accordion, programming)
Sebastian Printz (drums - #4)
Martin Erlandsson (piano - #4)
Niklas Ekelund (electric guitars - #11)
Tracklist
01:Then You Said I Made You Feel Unfaithful
02:Salt
03:Head Over Heels
04:Higher Ground
05:The UFO Song
06:Man From The North
07:My Universe
08:Good Feeling
09:Snow Leopard
10:Guard Down
11:Hymn For Orangutan (Lullaby For The Wounded)
12:I Don't Know How To Fall In Love Anymore
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