Nine Below Zero
Nach einer längeren Umbaupause betreten die Bluesrocker von Nine Below Zero die Bühne um gleich mächtig loszurocken. "Guitar Man" heisst der erste Song, der die Wegrichtung für den weiteren Verlauf des Abends vorgibt. Gerry McAvoy (Bass), Mark Feltham (Harp & Vocals) und Brendan OŽNeill (Drums) begleiteten Rory Gallagher viele Jahre bei seinen Auftritten und sind dementsprechend gut aufeinander abgestimmt. Aber auch Dennis Greaves, der den Hauptanteil des Gesangs und die Gitarre übernommen hat, steht den Anderen in nichts nach. Der Mann hat eine tolle Ausstrahlung auf der Bühne und begeisterte die anwesenden Musikfreunde mit seinem ausgewogenen Gitarrenspiel.
Die Harpeinlagen von Mark Feltham jagen einem ständig Schauer über den Rücken. Der Mann zählt zu Recht zur Elite der Harpplayer. Aber auch sein Sologesang kann sich durchaus hören lassen. Er singt an diesem Abend deutlich mehr Songs als bei dem Auftritt im Schwarzen Adler Anfang des Jahres. Das macht das Konzert noch abwechslungsreicher. Weiter geht es mit dem Chuck Berry Stück "Move It". Der Rhythmus zwingt die Beine zu wippen. Ein rockiges Gitarrensolo treibt den Song weiter nach vorne.
Sehr gut kommt auch die Nummer "Wakin By Myself", die Nine Below Zero in ihrer eigenen Version spielen. Die Harp übernimmt die Melodieführung, während die Gitarre sich hauptsächlich auf den Rhythmus beschränkt. Das Publikum singt lautstark mit und quittiert den Song mit tosendem Beifall. Das geshufflete "Cold Cool Heart" wird mit schönen Soli von der Harp garniert. Von der Gitarre gibt es ein gefühlvolles Solo, bei dem der Eine oder Andere bekannte Riff von Led Zeppelin zu hören ist. Eine Sache, die Dennis offensichtlich Spaß zu machen scheint. Denn im Laufe des Abends sind mir auch ein paar Stonesriffs durch die Ohren gegangen und sogar von den Sex Pistols ist mir ein Riff aufgefallen.
Nach einer knappen Stunde legt Dennis Greaves die E-Gitarre zur Seite um ein kleines Akustik-Set zu spielen. Der erste Song "Stone Fox" wird von Brendan OŽNeill an den Drums eingeleitet. Dann spielt Mark ein sehr schönes Solo auf der Harmonika. Weiter geht es mit "Down By The River" mit tollem Satzgesang. "Loaded Gun" wird dann wieder ruhiger. Ein sehr gefühlvoller Song, bei dem es totenstill im Publikum wird. Die Band beherrscht wirklich alle Facetten des Blues.
Nachdem Dennis die Akustische zur Seite gelegt hat, geht es mit mächtig Druck weiter. Einem Schrei aus dem Publikum Rock'n Roll kommt der Gitarrist gerne nach. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Ein Duell Bass & Gitarre bahnt sich an, nach dem kurzen Intermezzo beginnt Garry McAvoy ein ausuferndes Basssolo. Da wird einem um die Anlage echt Angst und Bange. Ob das die Lautsprecher und vor allem die Ohren der Zuschauer aushalten? Letzteres konnte ich im Laufe des Abends nicht mehr klären, die Speaker haben es jedenfalls unbeschadet überstanden.
Jetzt kam für mich eines der Highlights des Abends. Mark Feltham spielt "Amazing Grace" auf der Harp, mit so viel Gefühl, das mir die Nackenhärchen hochgehen. Der Beginn eines tollen Harpsolos. Nach über 4 Minuten steigt die Band wieder mit ein, um abzurocken bis die Schwarte kracht. So geht es dann weiter, bis zu dem Punkt vor dem sich jeder Konzertbesucher fürchtet. Richtig, dem Ende. Aber die Band ließ sich noch eine Zugabe abtrotzen.
Es wurde ein ruhigeres Stück angestimmt, um anschließend ein weiteres und letztes Highlight des Abends zu präsentieren, der Canned Heat Klassiker "On The Road Again" in einer satten 8-Minuten Version. Genau so muss es klingen! Das hat gesessen! Die Zuschauer sind ein weiteres Mal total aus dem Häuschen. Der Beifall ist dementsprechend stürmisch. Leider war es das dann auch, nach gut 2 Stunden, für diesen Abend. Für mich steht auf jeden Fall fest, das war nicht mein letztes Konzert mit Nine Below Zero.
Nach dem Gig kam die Band noch in den Vorraum um CD's, Fotos, LP's und T-Shirts zu signieren und ein paar Gespräche mit den Fans zu führen. War echt ein toller Abend. Beide Bands haben hier ihre Klasse 100%ig unter Beweis gestellt.
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