Wer "Eleanor Rigby" von den Beatles beziehungsweise Gov't Mules "Soulshine" in der Tracklist hat, zeugt von einem breiten musikalischen Spektrum. Wer Rock auf Latin-Basis, Rock'n'Roll, traditionellen Blues, akustischen Songs und eingängigen Melodien zu einem eigenen Mix vermengt, kann sicher sein, dass man neugierig wird.
Selbstredend sollte sie dem Hörer auch gefallen und gerade bei den beiden oben genannten Titeln muss schon etwas Besonderes passieren, damit sich die Schranke der Kontrolle nach oben bewegt. Mit vorliegendem Album präsentiert sich die 2007 gegründete The No Refund Band (NRB) mit einer Mischung aus Eigenkompositionen sowie Coversongs. Die einzelnen Musiker verfügen über einen wahren Schatz an Erfahrung und der fließt zu hundert Prozent in die zwölf Lieder ein. Was Ricky Jackson und Mike Crownover auf ihren diversen Sechssaitern zaubern hat Stil.
Mit dieser Platte gießt die Combo ein sehr stabiles Fundament für hoffentlich zukünftige Tonträger. Darauf baut man jetzt schon ein mehrstöckiges Haus und am Eingang erwartet den Hörer quasi das, was bei NRB ganz oben in der Bewerbungsmappe steht: "Blues Is My Business", wahrscheinlich allen in der Version von Etta James bekannt. Diese Covernummer wird hier in heißen Funk verpackt und da sind Diamond Jim Brady (Trompete, Waldhorn) sowie Saxofonist Anthony Terry auch gleich zur Stelle. Ihrer Stakkato-Stöße sind das Salz in der Suppe und von Ricky Jacksons Stimme ist man stante pede überzeugt. Mit "Come Down Slow", der ersten Eigenkomposition steht die Sonne dann im Zenit, was die Atmosphäre dieses Tracks angeht. Herrliches Latin-Flair zieht ganz langsam-wohlig unter die Haut und erwärmt das Herz des Hörers. Die Stimmung der Gitarre, von perkussiver Rhythmik begleitet, ist auf mild-besänftigend eingestellt. Klasse!
Dann "Eleanor Rigby". Mit einem tollen Intro lässt NRB einen erst gar nicht erahnen, um welche Nummer es sich handelt. In etwas verschlepptem Tempo und Streichern, die einen anderen Gusto haben als im Original, ist der Hörer bereits an den Lautsprechern gefesselt und die Gruppe setzt noch einen oben drauf, denn wenn Diamond Jim Brady Luft holt und seine Trompete einsetzt, ist Jazz angesagt. Hammer! Da hat sich The No Refund Band ja etwas ganz Besonderes einfallen lassen und eine derart rockende Lead-Gitarre sucht man in der Vorlage vergeblich. Mit allem, was die Gruppe an Musikern aufzubieten hat, passt das Finale des Tracks perfekt.
Nach dieser überzeugenden Angelegenheit geht es zum Soundcheck dann gleich zur Warren Haynes-Komposition "Soulshine". Der Einstieg ist nun nicht gerade spektakulär. Die Background Vocals von Tommie Lee Bradley fallen hier ins Gewicht. Wow, dann übernimmt sie einen Lead-Gesangsteil und dabei ist Gänsehaut angesagt. Was für eine Stimme! Das Saxofonsolo von Anthony Terry ist einfach super. Somit hat NRB, auch mit "Never Been To Spain" (klasse Sounthern-Stimmung) sowie das durch fast orchestrale Bläser aufgeladene "Willie The Wimp" ( Stevie Ray Vaughan grüßt lächelnd) aus meiner Sicht ganz großen Hürden bei den Fremdkompositionen souverän gemeistert.
Tommie Lee Bradley ... diese Sängerin hören wir noch des Öfteren und in "Just To Be Blue" wechselt sie von der Rolle der Chordame zur kongenialen Duettpartnerin für Ricky Jackson. Fest im traditionellen 12-Takter verankert, geht dem Fan bei dieser Ballade, in der die Bläser abermals auf Big Band-Kurs sind, das Herz auf. Mit Violine, Cello und größtenteils ruhiger Auslage ist "Fall Again" eine frappierende Melange aus Blues und Klassik. Wie wäre es denn mit einer Portion Blues Rock. Auch diese Variante hat NRB drauf. Bei "Good Whiskey" gelangt das Eis erst gar nicht ins Glas, weil die Gitarren es schon vorher schmelzen lassen. Hier rockt die Combo sozusagen pur – ohne Streicher beziehungsweise Bläser. Gleich danach zeigt man sich im akustischen Gewand und nach "Good Whiskey" passt es sogar vom Titel her, wenn es "One More Drink" heißt. Klingt so, als wäre hier Ricky Jackson solo unterwegs. Vielleicht ist es auch Mike Crownover. Beide Gitarristen agieren auf Augenhöhe. Highlight!
Im Zentrum des Geschehens steht der Blues und The No Refund Band beleuchtet das Genre von so vielen Seiten in absolut überlegener Art und Weise. Die Begeisterung über das Debüt-Album ist fast schon beängstigend groß. Was wird die Band uns wohl als nächstes servieren? Sowohl die Souveränität in den Coversongs als auch die überzeugende Kraft der Eigenkompositionen lässt den Hörer gelassen auf eine Fortsetzung hoffen.
Line-up:
Ricky Jackson (acoustic guitars, electric guitars, lead guitars, vocals, background vocals)
Tommy Lee Bradley (background vocals)
Mike Crownover (acoustic guitars, electric guitars)
Rik Robertson (bass)
Walter Cross (drums)
With:
Diamond Jim Brady (trumpet, flugelhorn)
Anthony Terry (saxophones)
Max Dyer (cello)
Aleph Yonker (violin)
Travis Doyle (Hammond B3)
Randy Wahl (piano)
James Metcalf (congas)
Tyson Sheth (snare, shaker)
| Tracklist |
01:Blues Is My Business [K. Bowe/T. Cerney] (3:21)
02:Come Down Slow [Jackson/Crownover/Robertson] (3:55)
03:Eleanor Rigby [P. McCartney/J. Lennon] (4:50)
04:Fall Again [R. Jackson] (4:02)
05:Just To Be Blue [R. Jackson] (4:09)
06:Got Whiskey [Jackson/Crownover/Robertson] (3:54)
07:One More Drink [R. Jackson] (3:49)
08:Soulshine [W. Haynes] (4:24)
09:Spain Prelude [H. Axton] (0:49)
10:Never Been To Spain [H. Axton] (3:24)
11:Top Side [Jackson/Crownover/Robertson] (3:00)
12:Willie The Wimp [R. Ellsworth-Carter/B. Carter] (4:37)
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