Nobody's Business waren eine Supergroup? Aha! Nur seltsam, dass mir bisher keiner der Namen der Bandmitglieder, geschweige denn der Bandname an sich über den Weg gelaufen ist. Oder habe ich sie nur jedesmal überlesen? Okay, zumindest Tony Stevens, ehemaliges Mitglied von Savoy Brown, dazu mit unter anderem 'Lonesome' Dave Peverett Gründer von Foghat hätte mir geläufig sein sollen. Bobby Harrison war vor der Veröffentlichung der ersten Procol Harum-Single mal in dieser Band, danach bei Freedom und Snafu, von denen ich jedoch bisher noch keinen Song gehört habe. Aber Joe Jammer und Jerry Franks?
Der in der Vergangenheit oft überstrapazierte Begriff 'Supergroup' nahm seinen Anfang meines Wissens mit Blind Faith (oder gar schon mit Cream?) und wurde seither von überambitionierten Managern inflationär ausgeschlachtet. Hatte das gleichnamige und einzige Blind Faith-Album neben Schatten auch jede Menge Licht aufzuweisen, wurde dieser neue Begriff mit den Jahren aber recht schnell zu einer hoffnungslos leeren Worthülse. Und Nobody's Business reihen sich hier leider auch ein.
Die Band setzte sich aus Bobby Harrison am Gesang, Joe Jammer an der Gitarre, Tony Stevens am Bass und Jerry Franks am Schlagzeug zusammen und wurde im Jahr 1977 gegründet. Der Vierer zog sich ziemlich bald zu Aufnahmen nach Nizza zurück um sein Debüt einzuspielen, welches nun remastert und zum erstenmal überhaupt auf CD erscheint. Dreißig Jahre später hört sich lange an? Vielleicht, aber die Sache mit der damaligen LP war noch drastischer. Dafür konnte nämlich gerade mal ein Deal für Japan an Land gezogen werden. Der Rest der Welt zeigte sich nicht interessiert.
Dabei kann man wirklich nicht behaupten, dass wir es mit einem schlechten Album zu tun haben. Geboten wird netter AOR (Adult Oriented Rock), der zwar durchaus gut gespielt ist, dessen großes Manko es aber ist, dass er songmäßig nicht wirklich überzeugen kann. Grundbasis für die dreizehn Songs ist Rock der leichteren, verdaulicheren Art, der hier und da mal mit funkigen Einsprengseln aufgelockert wird. Im Großen und Ganzen erinnern die Protagonisten sehr an die Foreigner der späten siebziger und frühen achtziger Jahre. Jedoch mit dem riesengroßen Unterschied, dass Nobody's Business einfach nicht die überzeugenden und ins Ohr gehenden Songs wie Foreigners "Hot Blooded", "Feels Like The First Time" oder "Cold As Ice" am Start haben. Ganz zu schweigen von absoluten Überfliegern wie "Juke Box Hero", "Urgent" oder "Waiting For A Girl Like You".
Es gibt haufenweise gute Ansätze: der Bass groovt sich die Seele aus dem Leib und die Lead Vocals versuchen, soviel Emotionen wie möglich einfließen zu lassen. Auch über die Gitarre und die Drums kann man eigentlich nicht meckern, aber dennoch hebt das Album für mich einfach nicht ab. Der beste Track der Scheibe ist die Eröffnungsnummer "Bleed Me Dry" und auch die Songs "Tell Me You Love Me" und "Nobody's Business" haben durchaus was für sich.
Letztlich kam ein ambitioniertes, aber etwas laues Album dabei raus, das den Liebhabern dieses Genres aufgrund der beteiligten Musiker und der Ausgrabung eines anscheinend verschwundenen Albums ein breites Lächeln auf die Lippen zaubern wird, ansonsten aber getrost in die Kiste 'Vergebliche Versuche' abgelegt werden kann.
Immerhin gibt es hier 'value for money', denn zusätzlich ist eine DVD beigefügt, die die Band bei der Darbietung sechs ihrer Songs in einem Londoner TV-Studio (ohne Publikum) zeigt, während sie vor laufender Kamera und Playback für die Werbefilmchen (Vorgänger zu den in den 80er Jahren überhand genommenen Videos) posieren.
Außerdem erwähnenswert ist das aufwendige, ausführliche und mit viel Liebe zusammengestellte Booklet, an dem sich so manch andere Plattenfirma ruhig mal ein Beispiel nehmen könnte
Und um abschließend nochmal auf den Begriff 'Supergroup' zurückzukommen: Nobody's Business war eine Band, die es nur ca. 18 Monate gab und die in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht (es wurden nur wenige Konzerte gespielt, das Album wurde nur in Japan veröffentlicht) stattfand. Von demher war zumindest der Bandname sehr weise und vorausschauend gewählt.
Line-up:
Bobby Harrison (vocals)
Joe Jammer (guitars)
Tony Stevens (bass)
Jerry Franks (drums)
Tracklist |
CD
01:Bleed Me Dry
02:Tell Me You Love Me
03:Losing You
04:Cut In Two
05:Living Up To Love
06:Looks Like I'm In Love
07:Unsettled Dust
08:White Boy Blue
09:Doing The Best I Can
10:Nobody's Business
Bonus-Tracks:
11:Rainbow Bend
12:Crucifer
13:Highway
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DVD
01:Bleed Me Dry
02:Tell Me You Love Me
03:Loosing You
04:Vision Of Eros
05:Cut In Two
06:Living Up To Love
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Externe Links:
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