
Die Tradition lebt. Dass sich auch in Zeiten von 'New Folk' und 'Anti-Folk' (was für ein bescheuerter Begriff) mit herkömmlichem Liedgut, handgemachter Musik und reichlich Bühnenerfahrung ein Publikum bestens unterhalten lässt, bewiesen die Schotten von North Sea Gas in der vollbesetzten Meinel-Tenne in Hof/Saale. Der 'gute alte' Folk hat nichts von seinem Reiz verloren und noch lange nicht ausgedient, solange ihn solche Musiker auf die Bühne bringen.
North Sea Gas, das sind Band-Chef
Dave Gilfillan, der das Ensemble vor 30 Jahren gründete,
Ronnie MacDonald und
Grant Simpson. 'Gas' steht übrigens für Spaß und den garantiert das Trio auch bei seinen zahlreichen Auftritten rund um den Globus. Bei uns sind die Herren ebenfalls regelmäßig zu Gast, bereits 1994 spielte
Gilfillan mit einem anderen Partner im alten Wirtshaussaal des veranstaltenden Folkclubs Isaar auf.

Schon zum zweiten Mal nutzten die Verantwortlichen heuer die sonst als Lagerraum der Brauerei genutzte Tenne, die diesmal mit Tischen und Bänken versehen war. Im März berichteten wir über das Konzert von
Show of Hands gleicherorts. In der angegliederten Schänke gab's nicht nur die leckeren Biere des Hauses, sondern auch heißen (!) Whisky und deftige Brote zum absoluten Freundschaftspreis. Ja, so geht's auch noch, wenn Fans für Fans was machen!

Im ersten Teil noch etwas verhaltener, drehten die beiden Älteren an den Saiteninstrumenten mit ihrem jüngeren Partner an der Fiedel nach der Pause deutlich auf. Das übertrug sich auch auf das Publikum, das nur allzu gern bereit war, den Takt zu klatschen und mitzusingen. Das Repertoire bestand aus typischen Jigs, Reels, Love Songs und oft recht blutrünstigen Balladen, die auffallend oft von Gehängten erzählten (was wohl mit der schottischen Geschichte an sich zu tun hat). Cister, Gitarre, Banjo, Fuß- und Handtrommel, Geige - und der wechselseitige Gesang setzten die nicht ausschließlich schottischen Stücke gut in Szene. Natürlich waren auch die bekannten Hymnen wie "Loch Lomond" oder "Haunts of Cromdale" auf der Setlist.

Vor allem wenn das Trio, teilweise auch a cappella, dreistimmig intonierte, dann breitete sich keltische Songmagie im Raum aus. Leider hatte die mitgebrachte Übertragungsanlage nicht ganz das Niveau der Interpreten, der Sound war recht dünn und leicht übersteuert. Das tat allerdings der Stimmung in der Tenne keinen Abbruch. Die witzigen Ansagen und Zwischenbemerkungen der alten Bühnenfüchse, vom reichlich unverständlichen Schottisch ins Englische und teilweise auch ins Deutsche übersetzt, verfehlten ihre Wirkung ebenfalls nicht.

Seit dreißig Jahren ist die Combo mittlerweile auf Tour, was jedoch nicht der einzige Grund zum Feiern an diesem Abend war. Der Folkclub Isaar blickt heuer auf sein zwanzigjähriges Bestehen zurück. Und bei diesem erneuten Gastspiel in der Meinel-Tenne mit ihrer wunderbaren Pub-Atmosphäre gab's auch für die Brauereifamilie
Meinel-Hansen wieder Grund, stolz auf ihre Handwerkskunst zu sein: Tochter
Monika, Deutschlands jüngste Braumeisterin, hatte grade eben einen European Beer Star und den zweiten Publikumspreis auf der 'Brau-Beviale' für ihren Weizenbock bekommen. Da gratulierte auch
Elke Rost vom Folkclub, die die Moderation übernommen hatte, den Gastgebern zum Erfolg mit einem Geschenkkorb. Natürlich ließ sich die diesmal chauffierte
RockTimes-Vertretung dann auch den Meistertrunk schmecken, der durch feine Hefearomen die Geschmacks-Synapsen streichelte und somit eine ideale Verbindung zum Hörgenuss herstellte.