Darf es ein wenig West Coast Rock sein?
Dann aber bitte die irische Westküste. The Notions kommen aus Galway. Sucht man nun per Internetbrowser Bilder von Galway (Achtung, Urlaubsstimmungsgefahr!), dann bekommt man genau so wenig 21st-Century-Metropolenimpressionen wie The Notions moderne, computergestützte Musik machen würden. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Diese Band klingt organisch. Sie klingt nach Pub. Nach wenig Platz, aber gemütlicher Stimmung - nach kleiner Bühne, aber großem Feeling.
Und sie klingt weiblich. Die Frontfrau gibt den Ton an - Laura Thomas ist mit ihrem Gesang ganz klar die prägende Figur des Quartetts. Mit elektrisch verstärkter, aber gar nicht großartig verzerrter, uuuurig klingender Blues Rock-Gitarre erinnert der Sound der Band gleich an Konsorten wie Joanne Shaw Taylor oder Ana Popovic.
Ein »Dih-duh-dih-dub-duh« in Endlosschleifen macht "Brandy" gleich zu einer extrem lässigen Angelegenheit. Es groovt unaufdringlich, aber so was von beharrlich - und die Rhythmusgitarre beugt sich auf ihrem schmalen Grat mehr und mehr von bluesy in Richtung funky rüber, je mehr die Nummer an Intensität gewinnt. Und die kommt gar nicht mal über die Lautstärke, sondern ganz heimlich, wie der Brandy, Schluck für Schluck. Laura Thomas bestellt sich noch ne Flasche, es werden mehrere im Verlauf des Songs. Gegen den Schmerz - sie will ein paar Gehirnzellen damit killen - und trotzdem klingt das so relaxt. Eine interessante Stimmung!
"Come Back To Me" ist flotter. Der Drive ist wieder so schön antik, wuselig retro-rock'n'rollig. So eine Art Country Folk Blues Rock. CSN&Y schwingen mit, vielleicht sogar jugendlich energiegeladene Led Zeppelin. Wortlose Backing Vocals gehören auch hier dazu, wie auch bei "Hey, Hey, Hey". Dieses Stück rockt allerdings wesentlich härter - eine sehr straighte Nummer mit Impro-Feeling, wie direkt aus dem Proberaum. Kraftvoll, aber längst nicht so beeindruckend wie die anderen ...
... und da sticht neben dem Opener "Brandy" - der musikalischen Visitenkarte der Band - auch der letzte Song, "Scoop", besonders heraus. Der Rausschmeißer hat am meisten Tiefgang und Langzeitwirkung und ist da, wo er ist, genau richtig platziert. Er bleibt komplett akustisch und zeichnet sich durch seinen Mandolinen-Drive aus - erneut ein Touch von Folk. Einfühlsam, aber zugleich auch kantig, weil gar nicht leise.
Keine Frage, "The Notions" sind eine interessante Angelegenheit. Sie haben etwas in ihrem Sound, das beim Hören sofort den Wunsch entstehen lässt, die Band live in einem Pub zu sehen - dabei scheinen größere Locations nach den ersten Höreindrücken durchaus denkbar. Die 13-einhalb Minuten auf dieser Premieren-EP sind noch etwas wenig für eine ausgeprägte Karriereprognose. Aber das erste volle Album ist angekündigt, und weitere Songs wie "Love Is" gibt es immerhin schon als Live-Video. Und dabei verstärken sich diverse Eindrücke: dass die ersten vier Songs kein Ausrutscher sind, dass die Band noch einiges zu liefern im Stande ist, und überhaupt: dass sie auch live richtig gut klingt!
Line-up:
Laura Thomas (electric guitars, mandolin, vocals)
Niall Murphy (bass - #1,2)
Eoin Ó'Conghaile (bass - #3,4)
Damien Quinn (electric and acoustic guitars, bodhrán)
Aaron Matthews (drums)
Tracklist |
01:Brandy (3:38)
02:Come Back To Me (3:35)
03:Hey, Hey, Hey (3:00)
04:Scoop (3:12)
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