Und wieder verschwindet ein weißer Fleck auf meiner musikalischen Weltkarte - aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá kommen die 2005 gegründeten Nova Orbis. Was die Äquatorial-Metaller auf ihrem Premieren-Album darbieten, ist ein sehr hörenswerter Mix aus Goth Rock, Power Metal und Prog - es gibt dunkle Synthie-Atmosphären, druckvolle Doppelbass-Strecken, raffinierte Gitarren- und Keyboardkost, viel ryhthmische Abwechslung sowie prächtige Breaks und Parallelläufe.
Das Ganze wird garniert mit einer epischen Komponente, und da passt dann auch die Akustikgitarre gut dazu, um zwischendurch einen Gang zurückzuschalten. Und, was mir besonders gut gefällt: Nova Orbis betonen auch ihre Herkunft, verwenden im Song "Change" mit der Bandola und der Tiple zwei Gitarren-ähnliche Saiteninstrumente, die ansonsten vor allem in traditioneller kolumbianischer Musik vorkommen.
Es sind nicht die einzigen außergewöhnlichen Klänge auf dem Album - so sind beispielsweise auch schonmal Flöten zu hören - aber wohl die authentischsten unter den 'Exoten', scheinen mir doch die anderen Klänge mangels expliziter Erwähnung ein Produkt des Keyboards zu sein. Trotzdem bringen sie hin und wieder noch einen Touch Folk Metal mit in den Mix aus druckvollen Nackenbrechern, proggig vertrackter Rhythmik und edel schattierter Gothic-Atmosphäre.
Ein mächtiges Ass im Ärmel ist Sängerin Ana Maria Barajas. Wenn man sich Fotos der schmächtigen Frontfrau ankuckt, haut es einen echt um, wenn die ersten gesungenen Worte erschallen. Ana Maria Barajas hat ein umwerfendes Organ mit Power und ganz, ganz viel Charakter. Sie klingt nicht nach dem üblichen, 'engelsgleichen' und gesäuseltem Gepiepse. Ihr besonderes Talent liegt in den tieferen Stimmlagen. Das kriegen nur wenige so ausdruckstark hin - erinnert etwas an Ms Maya ( Deathlike Silence), Veronica Freeman ( Benedictum) und Maria Breon ( Holyhell).
Nicht ganz so ausgereift wirken die des öfteren eingestreuten Gesangspassagen der männlichen Bandkollegen. Bei klarem Gesang treten da heftige Aussprachemängel zu Tage; und wenn's besonders böse klingen soll, werden doch schnell Erinnerungen an das gute alte Krümelmonster ("Wisdom Hunter", auweia...) wach. Hier gibt es auf jeden Fall noch Entwicklungsbedarf. Aber zum Glück hat Ana Maria Barajas den ganz überwiegenden Teil der Lead Vocals abbekommen - und außerdem gibt es auch ein paar starke Momente, in denen die Männlichkeit den Mund aufmacht, nämlich in den mehrstimmigen Passagen zusammen mit der starken Chefin.
Fazit: anständige Musik aus Kolumbien! Ausbaufähig, aber sehr, sehr anständig. Mit Sängerin Ana María Barajas als 'Aushängeschild', deren Stimme ich unbedingt noch auf mehr Alben hören will! Fans von Kamelot, den besagten Deathlike Silence oder Epica sollten unbedingt mal reinhören. Anspieltipps wären die traumhaft schöne Hymne "Ancient Guardian", der orientalisch eingefärbte Mid-Tempo-Stampfer "Castle Of Exile" oder der großartige, Prog-lastige Opener "Castle Of Exile", der so ziemlich alle Stärken der Band in sich vereint.
Line-up:
Ana María Barajas (vocals)
José David Barajas (guitar, vocals)
Jorge A Gutiérrez (guitar, vocals)
David Martinez (keyboard)
Rodolfo Cáliz (bass)
Jose F. Osorio (drums)
Tracklist |
01:Castle Of Exile (5:30)
02:Unstable Mind (4:52)
03:Dark Delusion (5:36)
04:Ancient Guardian (3:49)
05:Change (4:24)
06:Love Remains (6:48)
07:The Lamp (5:54)
08:Sarah Deserves To Rest (5:44)
09:Falling Of The Empire (6:08)
10:Wisdom Hunter (Radio Edit [4:47])
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