Aufgewacht, Freunde von tiefgängiger und stimmungsvoller Musik, und Ohren auf für Novelift!
Aus Nashville, Tennessee kommen sie, bedienen aber keinesfalls die damit verbundenen Klischees. Im Gegenteil: Novelift bedienen kein einziges davon und liefern einen einzigartigen Sound ab, irgendwo zwischen Alternative Rock und Pop. Tatsächlich spottet ihr Album "Up In Clouds" aber dieser Beschreibung - die Qualitäten dieser Band liegen nicht in der Beherrschung irgendeiner Stilrichtung. »Eine Flasche Champagner für die Sinne«, heißt es auf ihrer Website, und was das genau ist, das erfahren wir, indem wir nun ins Album gehen.
Am Anfang halten Novelift sich noch etwas bedeckt, auch, wenn man bei dem flotten Indie-Hopser schon erahnen kann, dass mehr dahintersteckt. Kleine, kreative Breaks, Untermalung mit akustischer Gitarre sowie Piano und der tolle Gesang wirken frisch, spontan, ungemein dynamisch und machen ganz schnell Lust auf mehr, sobald man sich ein bisschen eingegroovt hat.
Im zweiten Song wird dann der Verdacht bestätigt, dass man es hier mit einer weltoffenen, extravaganten Band zu tun hat. Auch kommt hier zum ersten Mal so richtig der typisch faul anmutende, manchmal schleppende Gesang von Sänger Colin Ambrose zum Tragen.
Danach geht's aber richtig los, denn die Band klappt ihr Visier hoch. Ein atmosphärisches, experimentelles Intro trägt uns zum vierten Song, "The Sccar". Hier erwartet uns ein unkonventioneller Rhythmus; einer von denen, wo man sich fragt, wie denn dort eine Melodie hineinpassen soll. Aber es geht dann doch. Sowohl die Haupt- als auch die Gesangsmelodie kreieren einen tollen, progressiven Song, dem man sich keinesfalls entziehen kann. Hinter dem ganzen Werk steht stets eine Leidenschaft, die einen total mitreißt.
Danach gewöhnt man sich langsam daran, nichts Bestimmtes mehr zu erwarten, denn es folgt ein bluesiges, langsam groovendes Stück, einfach gehalten, aber doch so untermalt und mit so einer dichten Atmosphäre erfüllt, dass man tunlichst die Finger vom 'Skip'-Knopf lässt.
Mit "Underground" schaffen es Novelift dann wieder, eine einfache, aber unwiderstehliche Piano-Melodie in einen unerwarteten Rhythmus einzubetten. Der immer etwas träumerische Eindruck, der sich besonders durch den Gesang äußert, kommt hier im Refrain so richtig zur Geltung.
Nach dem für Novelift-Verhältnisse fast schon gewöhnlichen Song "Don't Change" kommt das Stück, das mich, wenn ich denn jemals gezweifelt habe, vollends von dieser Band überzeugt hat. "Little Talks Less" ist ein… ja, was eigentlich? Im Hintergrund wabert ein Piano und gibt die grobe Richtung vor; einen Rhythmus gibt es nicht. Was es gibt, ist nur der tolle, langgezogene Gesang - herzzerreißend. Die Mehrstimmigkeit hat eine Wirkung, wie ich sie noch nie erlebt habe. Es entführt einen für eine kurze Weile in eine andere Welt - und wenn man wieder zurück ist, sieht man seine eigene ein wenig anders.
Die beiden folgenden Songs, "Killerwhale" und "Nothing", lasse ich jetzt mal außer Acht; nicht, weil sie schlechter wären, als der Rest, sondern weil über diese Band einfach alles gesagt ist. Novelift sind eine Art von Band, dessen Mitglieder nicht nur findig und kreativ im Schreiben von Songs sein müssen. Es ist eine von diesen Bands, dessen Mitglieder besondere Menschen sein müssen.
So, und bevor ich mich jetzt in allzuviel Lobhudeleien ergehe, sage ich einfach, was gesagt werden muss: "Up In Clouds" bekommt einen ganz dicken Tipp und ist ein heißer Kandidat auf mein Album des Jahres.
Line-up:
Colin Ambrose (vocals, piano, guitar, misc)
Steven Boone (guitar, keys, misc)
Alex Cusic (bass)
Nick Reese (drums)
Tracklist |
01:Up In Clouds
02:One Drug Two Hands
03:Rbs.Pre
04:The Sccar
05:Every Hope
06:Underground
07:Don't Change
08:Little Talks Less
09:Killerwhale
10:Nothing
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