Fusion steht ja nicht unbedingt im Verdacht, zu den innovativen Musikstilen heutzutage zu gehören. Was in den siebziger und achtziger Jahren mal die Hörgewohnheiten gewaltig umkrempelte und dem damals auch schon etwas angestaubten Jazzrock mit schwarzem Funk und Worldmusic eine Frischzellenkur verpasste, verlor sich dann auch wieder im Elitären oder in den Ramschkisten der Plattenläden. Es gab allerdings immer noch einen Miles Davis, der unbeeindruckt diese Richtung weiterentwickelte und damit längst Lager-übergreifend zum Idol geworden war.
Offen für aktuelle Zeitströmungen hatte er noch vor seinem Tod den Hip Hop als Stilmittel für die Fusion entdeckt und integriert. Und damit ein weiteres Tor geöffnet, durch das eine neuerliche Belebung erfolgte. Wenngleich damit auch nicht unbedingt ein Boom ausgelöst wurde, gab es doch immer wieder Bands, die sich mit diesem Crossover beschäftigten und ihre eigenen, oft sehr interessanten Varianten fanden.
Aus Frankreich kommen dieser Tage viele Impulse, die immer ein Hinhören wert sind. Befruchtend ist zweifelsohne die multikulturelle Kultur (um mal dem derzeit politisch so in zweifelhaften Ruf geratenen 'Migrationshintergrund' die erfreuliche Seite abzugewinnen - verbunden mit diversen Wünschen an den 'brutaltmöglichsten' Oberscharfmacher aus Hessen), die sich in vielen Genres niederschlägt.
Und damit wären wir bei [novox], einer Band, die 2003 in der Ecke von Lyon um die Brüder Xavier (Schlagzeug) und Pierre Alexandre Gauthier (Gitarre) gegründet wurde. Gleichberechtiges Mitglied in dem Septett ist Turntabler Thomas Hugonnier, das ansonsten mit Kontrabass, Klavier, Trompete und Flöte für einen sehr variablen Sound steht. Auf dem Debüt "Out of Jazz" gastieren eine Reihe weiterer Musiker. Sie sorgen für farbige Worldmusic-Elemente (der Maghreb grüßt). Herausgekommen ist eine erstklassige Produktion unter eigener Regie, die quicklebendig ist und absoluten Hörspaß bietet. Spielerische Leichtigkeit paart sich hier mit Groove und musikalischen Einfällen, die den Hörer erst gar nicht auf die Spur von intellektueller Angestrengtheit führen, die bei manchen Alben dieses Genres oft den Genuss beeinträchtigen. Aber Achtung: Dahinter stecken hervorragende Musiker, an deren Qualität kein Zeifel besteht!
Vergleiche fallen hier schwer, das was [novox] macht, hat der aufgeschlossene Musikfan sicher auch schon woanders gehört. Allerdings nicht in dieser Zusammensetzung und Dichte. »Wenn Jazz auf 70er Funk, Hip Hop und rockige Riffs trifft«- o.k., diese Beschreibung aus dem PR-Text gilt diesmal uneingeschränkt! Größtenteils instrumental bietet das Album ein breites Feld, das sich irgendwo zwischen früherer Fusion und heutigem Ambient-Jazz bewegt, aber durchaus auch rockt. Den internationalen Anspruch unterstreichen die eingestreuten witzigen Satzfetzen (»This is not a Pop album«) in mehreren Sprachen. Fulminante Passagen wechseln sich mit zarten ab, herkömmliches Instrumentarium trifft auf Elektronik-Samples und die Scratcher des DJs. Disco Funk, Imam-Gesänge, von Paris über Marrakesch und Kalkutta nach New York, Miles ahead ...
Und auch das Thema stimmt: Die Musik kommt zwar aus dem Jazz, ist aber weit mehr und sollte deshalb auch im Rock- und Clublager auf offene Ohren stoßen. Wer sich auf den neuesten Stand bringen will, wo Fusion heute crossovert - [novox]: "Out of Jazz".
Formidable!
Line-up:
Xavier Gauthier (Schlagzeug)
Pierre Alexandre Gauthier (Gitarre)
Thomas Hugonnier (Turntables)
Jane-Lise Meunier (Kontrabass)
Benjamin Meunier (Trompete, Horn)
Peggy Sartarin (Klavier)
Guillaume "Gomoy" Clary (Flöte)
Gäste:
Sylvain Durantet (Percussion)
Niko Mata (Gitarre)
Massoud Raonaq (Tablas & Gesang)
Crayon HB de Redbong (Gesang)
Tracklist |
01:Funky Vibz
02:How High?
03:Hard Fonk
04:Caraibo Lounge
05:Lily Song
06:Kool Factory
07:Indy
08:Mister L
09:Funky Miracle
10:No Love Time
11:Never On Time
12:Shooft
13:Demain j´arrête
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