Peter Novelli / St. Amant Sessions
St. Amant Sessions Spielzeit: 48:19
Medium: CD
Label: Chalet Music, 2015
Stil: Roots Music

Review vom 23.05.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Wo zum Teufel ist St. Amant? Es befindet sich in Louisiana, vierzig Kilometer entfernt von Baton Rouge und etwas über achtzig Kilometer von New Orleans. Und wer ist Peter Novelli? Ein Musiker, der aus New Orleans kommt und schon einen verdammt langen Werdegang hinter sich hat. Sein erstes Instrument war die Violine. Dann hörte er B.B. King und wechselte zur Gitarre. Mit dreizehn Jahren hatte er bestimmt noch nicht seine jetzige, rauchig-raue Stimme.
Man muss weder im Digipak nachgesehen oder Booklet gelesen haben... im Opener "Louisiana Sunrise" ist Sonny Landreth auf der Bottleneck-Gitarre unterwegs. Der Protagonist wollte den Ausnahme-Slider schon seit der Veröffentlichung seines ersten Albums "Peter Novelli" beziehungsweise dem Nachfolger "Louisiana Roots & Blues" auf einer Platte haben. Aller guten Dinge sind drei und für "St. Amant Sessions" hat es ja geklappt. Der Opener rockt fein, so als würde man in einem kleinen Kahn durch die Sümpfe schippern. Klasse Album-Eröffnung.
Peter Novelli ist kein unbeschriebenes Blatt im Lexikon des Blues, der Roots Music, zumindest, was Amerika angeht. Ob auf der Bühne, im Studio oder bezogen auf das Songwriting hat der Künstler Namen wie Dr. John, Roy Carrier, Chubby Carrier, Chris Chew (North Mississippi Allstars), Paul Barrere, James Johnson (Slim Harpo) oder den Harpspieler Greg 'Fingers' Taylor
(Jimmy Buffett) auf seiner Visitenkarte stehen.
Bei den Credits zu den elf Liedern fehlt nicht einmal der Name Peter Novelli. Er schrieb die Songs unter anderem zusammen mit Schlagzeuger Brian Brignac oder Zydeco-Meister Roy Carrier, dessen Sohn Chubby hier in zwei Songs das Akkordeon spielt. Brian Brignac (auch Sonny Landreth, Wayne Toups, Bobby Charles, Melvin Taylor, J.C. Chenier) ist gemeinsam mit Peter Novelli auch für die Produktion des vorliegenden Albums zuständig.
Das funkig-rockende "Boudin" ist einer der instrumentalen Songs. Peter Novellis Gitarrenspiel ist vielschichtig und erinnert phasenweise an die Jazz-Intonation von Robben Ford. "Shreveport Stomp" ist etwas anderes, denn diesem Track wird eine ordentliche, subkutane Injektion Rock'n'Roll verabreicht. Klingt originell und anregend.
Das dritte Lied im Bund der Instrumentals ist "I-10 Boogie". Im musikalischen Verständnis der Protagonisten wird der Blues Rock-Bogen hier aber richtig gespannt. Zu einem treibenden Groove geht es in Sachen Sechssaiter in die Vollen und zwischendrin meldet sich Kevin McKendree auf dem Keyboard. Ups, plötzlich verändert sich das Ambiente, denn Chubby Carrier tritt mit seinem Akkordeon auf den Plan. Stimmungsschwankungen scheinen bei Peter Novelli kein Thema zu sein, zumal es dann noch zu einem Piano-Intermezzo kommt. Hammer, diese Nummer!
Der Songtitel deutet bereits darauf hin: "Zydeco Ride", ebenfalls ohne Gesang ist hochoktaniger Zydeco, gespielt nach dem Reinheitsgebot des Genres. Toller Schlusspunkt, abermals mit Chubby Carrier.
Sammy Naquin ist ein weiterer Akkordeonspieler auf der Platte. Blues-Gitarre und Zydeco-Quetschkommode liefern sich einen Wettstreit um den ersten Platz im Solieren. Da muss ein Zielfoto her und damit gibt es auch keine Entscheidung über die Platzierung. "Je Ne Sais Quoi" wird allerdings nicht ausschließlich in französischer Sprache gesungen. Die Mischung passt schon, genauso wie Peter Novellis Stimme zur gebotenen Musik.
Mit dem bereits erwähnten Kahn macht man bei "Bourbon Street Blue" eine Pause, denn der Frontmann hat für das Intro die akustische Gitarre geschultert und an dieser Komposition tut man sich im Midtempo genießerisch gütlich. Mit der dynamischen Ballade "Story In My Mind" befindet man sich unter der Wolkendecke und beim live-klingenden "Thinkin' Or Drinkin'" wird Saxofonist Bobby Henderson in den Vordergrund gestellt.
Peter Novellis "St. Amant Sessions" ist so etwas wie ein Blues-Rock'n'Roll-Swamps-Gumbo mit entsprechend unterschiedlichen Facetten, die ein herrliches Gesamtbild ergeben. Viel Spaß!
Line-up:
Peter Novelli (electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Chris Senac (electric bass)
Brian Brignac (drums, percussion)
Kevin McKendree (piano, Hammond B3 organ, Wurlitzer)

With:
Chubby Carrier (triple row accordion, frottoir - #10,11)
Elaine Foster (backing vocals)
Bobby Henderson (tenor saxophone - #9, backing vocals)
Sonny Landreth (slide guitar - #1)
Sammy Naquin (single row diatonic accordion - #3,9)
Tracklist
01:Louisiana Sunrise (4:51)
02:Boudin (4:42)
03:Je Ne Sais Quoi (3:53)
04:Spirit Passing By (4:38)
05:Bourbon Street Blue (6:23)
06:Woman In My Dreams (3:45)
07:Story In My Mind (4:40)
08:Shreveport Stomp (3:13)
09:Thinkin' Or Drinkin' (5:06)
10:I-10 Boogie (4:48)
11:Zydeco Ride (2:25)
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