Das bisher einzig veröffentlichte und wenige Jährchen nach der Auflösung des Alan Parsons Project erschienene Live-Album von Alan Parsons himself blieb weitestgehend unbeachtet. Irgendwie scheinen dessen Live-Veröffentlichungen nicht so beliebt zu sein. Das mag vielleicht daran liegen, dass live bewusst versucht wird, die Studioversionen möglichst 1:1 rüberzubringen. Somit bleibt natürlich kein Raum für Improvisationen oder andere Überraschungen. Aber wenn es danach geht, müssten die Live-Alben von Pink Floyd auch keine große Beachtung finden. Ein Album wie "P.U.L.S.E" verkauft sich dagegen wie warme Semmeln. Witzig wird der Zusammenhang natürlich wenn einem bewusst ist, dass Alan Parsons beim legendären Album "The Dark Side Of The Moon" der verantwortliche Toningenieur gewesen ist. Warum will also keiner Parsons live hören? Vielleicht war Alan Parsons kein Thema mehr für den Markt, als "Live" 1994 erschien.
Nun ja, jetzt erscheint ein neues Live-Album. Label und Musiker sind da natürlich guter Hoffnung, dass sich das neue Scheibchen besser verkauft.
Leider hat das Ganze aber gleich einmal ein Manko: Die Platte enthält ein Konzert, welches jetzt zum Zeitpunkt des Erscheinens bereits sechs Jahre alt ist. Es ist die Aufnahme eines Konzertes, das kurz nach Erscheinen des Überraschugs-Albums "A Valid Path" in Madrid gegeben wurde. Wir wollen trotzdem keinen großartigen Vergleich zur 94er-"Live"-Platte ziehen und betrachten dieses Scheibchen als eigenständiges Werk
Die Umsetzung der Tracks ist nämlich gar nicht mal so schlecht. "I Robot" ist sowieso immer ein gutes Intro. Der Übergang zu "Can't Take It With You" ist auch nicht übel. Jedoch ist dies ein Parsons-Song, bei dem ich am Anfang immer denke: Oh, wie spannend. Und dann, wenn es richtig losgeht, denk ich nur noch: 'Hmm, langweilig'. Zumindest ist es hier interessant, das Stück mal von PJ Olsson gesungen zu hören. Dabei sei jedoch angemerkt, dass der Gesang auf dieser CD recht gewöhnungsbedürftig ist. Das liegt natürlich daran, dass komplett andere Musiker am Werk sind als zu Zeiten des Projects. Doch warum ist das eigentlich so? Alan lebt heute in den USA, und die 'alten' Musiker des Projects sind über Europa hinweg verteilt. Daher hat er sich natürlich neue und leichter erreichbare Mitstreiter gesucht.
Jedenfalls gibt's einen Pluspunkt, denn diese Bandmitglieder sind allesamt bei den Vocals vertreten. Wahrscheinlich müssen Sie es aber auch, weil keiner der 'Sänger' die Bandbreite sämtlicher Project-Vocalisten abdeckt. Daher bleibt die große Konstante des ständigen Sängerwechsels aus Zeiten des Projects erhalten. Für Nostalgiker natürlich ein großer Bonus.
Interessanterweise werden bis auf ein Stück, alle Titel des neusten Albums ausgeblendet. Und spätestens jetzt wird klar: Man wollte die vielen Alt-Fans bedienen, statt die paar eventuell durch "A Valid Path" dazugekommenen. Total verständlich.
Als Live-Titel gelungen sind der größte Hit, "Don't Answer Me"(Alan Parsons singt persönlich!), das lebendige "Breakdown" (mit Drummer Steve Murphey an den Vocals, der sehr nah an Allan Clarke herankommt) als auch das wunderschön-balladeske "Time", welches wohl eine der besten Nummern des Projects darstellt. Wie gesagt, viel Neues gibt es nicht, aber das braucht's auch nicht. Die Darbietung ist gut und das reicht aus. Kleine Änderungen gibt es dann doch: "Damned If I Do" wurde zum Beispiel präsentiert.
"More Lost Without You" ist nicht gerade ein Highlight aus "A Valid Path". Seltsam, dass da der wohl schwächste Song des neusten Outputs ausgesucht wurde.
Was live natürlich nicht fehlen darf, ist das Aneinanderreihen von "Sirius" und "Eye In The Sky". Ersteres wird auch heute noch in Fußballstadien gespielt. Wahrscheinlich wissen die meisten Fußballfans gar nichts über Alan Parsons. Aber das nur am Rande. Abgeschlossen wird das Ganze durch den tanzbaren, rockig-elektronischen Discohit "Games People Play".
Fazit: Neue Fans wird Alan Parsons durch dieses Release nicht bekommen. Alt-Fans werden bedient, jedoch nicht wirklich mit Innovationen, sondern mit einer geballten Ladung an Nostalgie.
In diesem Zusammenhang sei einmal erwähnt, dass parallel eine DVD mit gleichem Titel erscheint. Und diese Veröffentlichung ist die eigentlich interessante, denn sie bringt Alan Parsons und Co. erstmals auf den Bildschirm. Und das nachdem der Musiker bereits seit Mitte der Siebziger aktiv ist!
Line-up:
Alan Parsons (acoustic guitar, keyboards, vocals)
PJ Olsson (lead vocals)
Godfrey Townsend (lead guitars, vocals)
Steve Murphey (drums, vocals)
Jon Montagna (bass guitar, vocals)
Manny Focarazzo (keyboards, vocals)
Tracklist |
01:I Robot
02:Can't Take It With You
03:Don't Answer Me
04:Breakdown - The Raven
05:Time
06:Psychobubble
07:Wouldn't Want To Be Like You
08:Damned If I Do
09:More Lost Without You
10:Don't Let It Show
11:Prime Time
12:Sirius - Eye In The Sky
13:(The System Of) Dr. Tarr And Professor Fether)
14:Games People Play
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Externe Links:
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