»Last night
As I stepped into the stage lights
I heard the people crying…«
Ana Popovic in "Hungry", einem Song ihrer CD Still Making History und so war es auch an diesem Dezember-Abend im ausverkauften Schwarzen Adler.
Ihr aktuelles Album fordert geradezu nach einem Keyboarder für die Live-Performance von Still Making History.
So war es dann auch: Auf der linken Seite der Bühne waren sie aufgebaut und Michele Papadia nahm dann um 20:25 Uhr seinen Arbeitsplatz ein, gefolgt von Ronald Jonker (bass) und Ron Wright (drums). Letzterer kommt aus dem Dunstkreis von George Clintons Bands Parliament.
Die drei Musiker gaben eine kurze instrumentale Einleitung und dann kündigte Wirbelwind Jonker auf seine persönliche Art Ana Popovic an, die bereits bei ihrem Erscheinen auf der Bühne mit Applaus überschüttet wurde.
Anas Rheinberger Adler-Konzerte sind ein Heimspiel für sie.
Nachdem sie eine ihrer fünf Gitarren geschultert hatte, ging es mit dem rockigen "U Complete Me" ab dafür. Ihr rechter Fuß tickerte ohne Ablass auf dem Wah Wah-Pedal und der Track wurde so kompakt vorgetragen, wie auf der CD. Noch bot Ana keinen ihrer ausgedehnten Ausflüge an der Gitarre. Das Solo war hinreißend und der Sound stimmte auf den Punkt.
Ron Wright war die leibhaftige Groove-Maschine des Abends. Was der auf seinem Drumset ablieferte war gigantisch.
Sehr wohl war offensichtlich, dass er nach dem Motto 'what's-going-on?' stets Blickkontakt mit Jonker bzw. Papdia hielt.
Das Wah Wah und Bottleneck standen im Vordergrund der klangprägenden Elemente von Anas Gitarre.
"How'd You Learn To Shake It Like That?" war so etwas wie das Abheben der Konzert-Rakete, nachdem mit den ersten beiden Nummern die Triebwerke gezündet wurden.
Wright mit herrlichem Shuffle-Groove, Jonkers Bass puckert furios, Michele Papadia schmiss den Riemen auf die Orgel (Leslie mit Turbo-Umdrehungen) und die Popovic slidete in einer Lang-Version mit extra scharfem G-Sound.
Ein Blick ins Publikum: Nur zufriedene Gesichter.
Das mit einer eingängigen Melodie und schönem Refrain ausgestattete "Hungry" bot den Besuchern und der Band eine erste kleine Erholungsphase, die sich dann in ergiebigerer Form mit der anschließenden Ballade fortsetzte.
Papadia gab im nächsten Song eine kurze Kostprobe seiner Fähigkeiten an den schwarzen und weißen Tasten. Gut gespielt, allerdings riss einen das nicht unbedingt vom Hocker. Anschließend hatte der Keyboarder seinen großen Auftritt als Alleinunterhalter!
Auch wenn sie nun mit T-Bone Walkers "The Hustle Is On" einen Vertreter ihres Albums "Hush!" wählte, hat Ana im Verlauf des Adler-Gigs kaum einen "Stop Making History"-Song ausgelassen.
In "The Hustle…" legte Papadia aber richtig los. Gebunden an das Thema des Tracks, hat sein Solo zunächst Honky-Tonk-Charakter. Kaum merklich wechselte er dann ins jazzige Lager, in dem er sich nach Strich und Faden austobte. Ron Wright lieferte ein wenig Begleitung dazu. Jonker, Popovic und das Publikum wurden Zeuge einer Keyboard-Einlage, die man so schnell nicht vergessen wird. Angetrieben von mehrmaligem Szenenapplaus, entwickelte sich Michele Papadia zu einem wahren Monster an den Tasten. Was er bot, zog einem den Boden unter den Füßen weg und ihn selbst hielt es auch nicht mehr auf seinem Sitzplatz, denn er spielte im Stehen weiter.
Waren es 10 oder gar 15 Minuten allerfeinste Unterhaltung durch den Musiker? Egal, es war jedenfalls ein furioser Schlusspunkt des ersten Sets. Der Papadia ist ein Wolf im Schafspelz, denn bis zu diesem Zeitpunkt konnte er kein Wässerchen trüben. Ab und an ein Lächeln, ansonsten recht zurückhaltend, zog er bis hier hin seine Kreise.
25 Minuten Pause gab vielen Konzertbesuchern die Gelegenheit, eine Zichte zu rauchen oder das Keramikzimmer zu besuchen.
Sehr wohl blieb in einer ersten Zwischenbilanz festzustellen, dass ein Ana Popovic-Konzert mit Keyboarder einen deutlichen Mehrwert darstellt, wohl gemerkt, nicht nur wegen der Solo-Einlagen.
Der Barhocker stand bereit und Ana stöpselte die akustische Gitarre ein.
Nix mit Blues, zumindest nicht im ersten Teil dieser Abteilung. Schwer jazzig war es, Papadia in seinem Element und Jonker sowie Wright konnten locker mithalten. Unter anderem gab es "My Favorite Night". Trotz Rauchverbot im Saal kam die Stimmung einer verräucherten Bar auf.
Von dort beamten uns die Popovic und ihre Mannen ins Missisippi-Delta. Akustik Blues pur kam plötzlich aus den Speakern. In der Dramaturgie des Konzerts war dieser Cut sehr gelungen.
Mit "Night Fever" und dem Steely Dan-Song "Night By Night" streute die Band Wohlbekanntes ins Publikum. Ronald Jonker war abermals der bewegte Basser. Selten hat man einen derart entertainenden Mann am Tieftöner gesehen!
Dann wurde Big Mama Thornton mit "You Don't Move Me" zitiert und es folgte der instrumentale Song "Navajo Moon", in dem Ana zeitweise ihre Gitarre nur mit der linken Hand spielte. Klasse!
Nach der Nummer drehte sie sich zum Drummer um und steckte ihm den nächsten Song-Titel. Wright antwortet mit einem Lächeln und durch "Between Our Worlds" war Reggae-Time im Schwarzen Adler angesagt. Ein Appetithappen nach dem Geschmack des Publikums. Nur begeisterte Gesichter waren zu erkennen.
Mit einem kleinen Tropfen Kritik muss der Rezensent allerdings das Jamaika-Feeling verwässern. Dein Gitarren-Solo, liebe Ana, war für diesen Song einfach zu laut.
Den Funk hatten wir noch nicht, doch mit "Hold On" (ebenfalls von "Still Making History") bediente Ana & Co auch dieses Genre perfekt.
Mit lautstarkem Applaus und 'Ana'-Rufen wurde eine Zugabe gefordert, in der die offenherzige Popovic ein erotisches "Sexiest Man Alive" zum Besten gab. Nach einem weiteren Song setzten die Protagonisten zur zweiten Verabschiedung an.
Doch da hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn nun baute das Publikum mit lautstarken 'Zugabe'-Rufen mächtig Druck auf und dem beugte sich die Serbin recht schnell.
Der Barhocker wurde bereitgestellt und es gab eine weitere Zugabe mit der akustischen Gitarre.
So ging ein fast dreistündiger Konzertabend zu Ende, den man so schnell nicht vergisst.
Ana Popovic ist eine tolle Frau, Gitarristin und Sängerin, die von ihren derzeitigen musikalischen Begleitern optimal unterstützt wurde.
Sie hat stets den gewünschten Kontakt zu den Zuschauern und mit ihrem beeindruckenden Album "Still Making History", das übrigens in den Billboard-Charts in der Rubrik Blues auf #4 steht, verspürte jeder Konzertbesucher quasi den motivierenden Rückenwind in ihrem Gig.
Wir bedanken uns bei Manfred Schmitt von ArtisteXclusive für die problemlose Akkreditierung.
Bilder vom Konzert
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