Spielzeit: 39:51 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2004 Stil: Country Rock Review vom 18.01.2007 Norbert Neugebauer

Was flattert mir denn da in den Player - Musik eines in Schottland geborenen Briten (mit irischem Blut) aus Italien? Die zudem noch verdammt bluegrassig, countrymäßig, southern und seltsamerweise irgendwie vertraut klingt?

Erinnern wir uns mal, was wir im RockTimes-Archiv aus dem Vino- & Pasta-Land haben. Viel ist das nicht, aber meist von guter Qualität, z.B. die Southern- und Jam-Bands Silvertrane und
Voodoo Lake . Und aus dem Turiner Stall der beiden Formationen kommt auch der 32-jährige Andy Penington, der sein Debütalbum im Bottleneck Recording Studio von VL-Gitarrist Simone Ubezio (Aufnahme, Produktion und Abmischung wiederum vom Feinsten) eingespielt hat. Der ist auch als Bassist auf fast allen Tracks zu hören. Desweiteren finden sich Max Arrigo an der Dobro und Gianmaria Pepi an den Drums von VL bei zwei Stücken ein und das hört man.

Penington kam als Student nach Turin und blieb nach seinem Abschluss dort hängen (ja, ja, das Dolce Vita …). Zehn Jahre ist das mittlerweile her und über eine erste Band kam dann der Kontakt zur dortigen Musik-Szene und den uns bekannten Protagonisten zustande. 2004 startete das Unternehmen Solo-Album, aus dem mit einem Teil der mitwirkenden Musiker später die gleichnamige (und inzwischen aufgelöste) Band Cheated Heart entstand. Wesentlichen Anteil am Gelingen hatte Stefano Raggi, der auf allen Titeln mitspielt und abwechselnd Schlagzeug, Dobro, Mundharmonika und Gesang beisteuert.

Penington selbst spielt akustische Gitarre sowie Banjo und singt. Alle Songs stammen aus seiner Feder und aus seiner Vorliebe für die Musik so unterschiedlicher Vorbilder wie Lester Flatt, Hank Williams, Violent Femmes, 16 Horsepower, Pogues, Clash und Johnny Cash hat er eine wirklich spritzige Mischung zusammengebraut, die richtig Spaß macht. Akustische und elektrische Instrumente ergänzen sich gut und machen das Album auch zu einer abwechslungsreichen Geschichte. Schöne Stimmungen, keine langatmigen Gefühlsduseleien und immer wieder dieser 'southern touch', den wir bei den Voodoo Lakern so mögen. Ein Fest für Fans gut gemachter semiakustischer Musik, die durch die beteiligten Kollegen die richtigen Kicks bekommt. Jeder der 12 Songs hat seine eigene Farbe.

Auf dem ersten Track ist es die Dobro und ein schöner Country-Drive. Dann klimpert das Banjo fröhlich davon. "Xenophobia" tönt etwas melancholisch mit Tremolo-Harp und Arrigos Slidespiel, dafür sorgt auf "Our England" ein munteres Akkordeon für Tanzstimmung. Das taucht auch im nächsten Song wieder auf, hier gibt aber die roots-rockige E-Gitarre den Ton an. Dann geht's mit bloggerndem Banjo und Mundharmonika in gemäßigte Bluegrass- und Country-Gefilde. "In The Red" verbreitet mit etwas größerer Besetzung Lagerfeuer-Romantik. Die Quetschkommode wird wieder ausgepackt und "Office Crush" überrascht als Rockabilly-Nummer mit schneidendem E-Gitarren-Solo und Blues-Harp. Auf dem schnellen "You Can't Take It With You" dominiert erneut das klasse gepickte Banjo, bevor Penington sein Album mit der Ballade "Two-Faced" ausklingen lässt, auf der nochmal die Mundharmonika für Sonnenuntergangs-Stimmung sorgt.

"Cheated Hearts" wäre eine echte Empfehlung, wenn, ja wenn der doch sehr schmalbrüstige Gesang nicht wäre, der den Gesamteindruck trübt. Weder Penington noch Raggi (die sich stimmlich nicht wesentlich unterscheiden) haben als Sänger oder Shouter entsprechendes Format, was angesichts dieser ansonsten hervorragenden Produktion sehr schade ist.

Aber auch da ist Land in Sicht. Aus Turin wird die Gründung einer All-Star-Formation mit fast allen genannten Mitwirkenden gemeldet, die unter dem Namen The Wild Boars - Voodootrane firmiert. Mit dabei sind Andy Penington, Stefano Raggi, Simone Ubezio, Maurizio Spandre, Gianmaria Pepi und Simone Bellavia. Wir sind gespannt …