Elvis Presley / That's The Way It Is (Legacy Edition)
That's The Way It Is (Legacy Edition) Spielzeit: 79:19 (CD 1), 68:47 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Legacy Recordings (Sony), 2014 (1970)
Stil: Rock


Review vom 22.09.2014


Markus Kerren
Der Traum von Elvis Presley war es, Schauspieler zu sein. Eine Sache, die er höchstselbst seit den späten fünfziger Jahren stark forcierte und tatsächlich schaffte er es dann auch, für etwa zehn Jahre Film nach Film nach Film am Fließband zu drehen. Immer in der Hauptrolle und immer mit jeder Menge Songs pro Streifen, die - seien wir ehrlich - zumeist eher schlecht als recht waren. Mit Rock'n'Roll hatte das kaum noch was zu tun, bis 1968 dann das große Comeback als Sänger kam, die Schauspielerei der Vergangenheit angehörte und auf ein neues, leider sein letztes, Jahrzehnt zugesteuert wurde.
Dabei waren es gar nicht mal die Filme, die den 'King of Rock'n'Roll' bei ehemaligen Fans und Musik-Freunden in Ungnade fallen ließen, sondern vielmehr, dass er im Anschluss plötzlich Engagements in den großen Casinos von Las Vegas annahm, wurde als extrem uncool und so gar nicht mehr als Rock'n'Roll angsehen. Womit sich der Kreis zum vorliegenden Doppel-Album "That's The Way It Is" schließt, dessen zweite Scheibe die Dinner Show des 12. August 1970 in eben jener Spielerstadt enthält. Die erste CD fährt mit dem damaligen Original-Album plus neun Bonus Tracks auf, die aus Outtakes (bzw. verworfenen Versionen der selben Songs) und Single-Edits besteht.
Auf dem Original-Album war dann auch nicht mehr allzu viel von Rock'n'Roll zu finden. Außer dem flotten "Patch It Up" reiht sich hier mehr oder weniger Ballade an Ballade. Klar sind das (vielleicht mal abgesehen von dem ziemlich platten "I've Lost You") alles gute Songs und Elvis war nun mal ein außergewöhnlich starker Sänger, aber mir persönlich geht es hier fast ein bisschen zu 'gemütlich' zu. Von der Produktion wurde eine ganze Wand an Sound (inklusive Streichern und Background-Sängern) aufgefahren, die genau das Bild bietet, das man von dem in Mississippi geborenen Mann in seinen späteren Jahren erwartet und kennt. Die beste und auch beeindruckendste Nummer ist übrigens das Simon & Garfunkel-Stück "Bridge Over Troubled Water".
Keinesfalls schlecht also, wenn auch etwas zu sehr an der Balladen- statt der Rockseite angesiedelt. Das ändert sich dann allerdings mit dem zweiten Silberling, dem Konzertmitschnitt. Zu Beginn macht es die Band furchtbar spannend, sodass man - auch ohne den dazugehörigen Konzertfilm zu kennen - vermutet, dass der Einmarsch des Frontmanns ziemlich dramatisch in Szene gesetzt wurde. "That's All Right" eröffnet den Reigen, der dann von den ebenfalls satt abgehenden "I Got A Woman", "Hound Dog" und "Heartbreak Hotel" fortgeführt wird. Erst danach wird mit "Love Me Tender" in den Schunkelrhythmus übergegangen.
Nach vier Tracks des damals aktuellen Studioalbums (bei denen leider auch "I've Lost You" wieder dabei ist), wird dann langsam aber sicher mit den großen Hits und Klassikern in die Zielgerade eingebogen. "Polk Salad Annie" spielte Presley damals jahrelang und auch hier ist der Titel am Start. Der Meister selbst wirkt bei seinen (oft recht langen) Ansagen nicht gerade nüchtern, redet viel mit dem Publikum und macht Witze, die er meistens selbst am Lustigsten findet und vor sich hinkichert. Aber das sind letztendlich nur interessante Nebenschauplätze, denn wichtig ist ja nach wie vor, was auf dem Platz... äh, der Bühne ist. Und da funktioniert alles prächtig. Die Band ist wie immer großartig und Elvis singt wie ein junger Gott. Vor allem (wenn er nicht gerade wieder lachen muss, was hat der sich damals bloß reingepfiffen??) ist er beim Singen wesentlich fokussierter, als man das von späteren Live-Aufnahmen kennt.
Offen bleibt jedoch die Frage, ob Elvis' mehrfach auftauchenden Ansagen bzgl. seines neuen Albums und auch Songs daraus (nämlich, dass er sie nicht mag, sie aber singen muss, weil sie nun halt mal im Programm sind) seinem selbstironischen Humor, seinem Blutpegel (bzgl. was auch immer) an diesem Abend oder tatsächlich doch der Wahrheit geschuldet waren. Aber wie dem auch sei, neben den großartigen "Blue Suede Shoes" und "Suspicious Minds" überzeugen zum Schluss der Show dann auch "Bridge Over Troubled Water" sowie "Can't Help Falling In Love".
Festzuhalten bleibt, dass man auf dieser Legacy Edition von "That's The Way It Is" zwei Seiten von Elvis Presley bekommt. Zum einen die pompöse, balladiöse und zum anderen die rockige auf der sehr unterhaltsamen Live-Scheibe. Spaß macht das Teil allemal!
Line-up CD 1:
Elvis Presley (guitars, lead vocals)
James Burton (guitars)
Chip Young (guitars)
Charlie Hodge (guitars, background vocals)
Norbert Putnam (bass)
Jerry Carrigan (drums & percussion)
David Briggs (piano, organ)
Charlie McCoy (organ, harmonica)
Farrell Morris (percussion, vibes)
Weldon Myrick (steel guitar)
George Tidwell (trumpet)
Don Sheffield (trumpet)
Wayne Butler (saxophone)
Skip Lane (flute, saxophone, clarinet)
Gene Mullins (trombone)
Bobby Taylor (oboe)
Line-up CD 2:
Elvis Presley (lead vocals)
James Burton (guitars)
John Wilkinson (guitars)
Charlie Hodge (guitars, background vocals)
Jerry Scheff (bass)
Ronnie Tutt (drums)
Glen D. Hardin (piano)
Millie Kirkham (background vocals)
The Sweet Inspirations (background vocals)
The Imperials (background vocals)
Joe Guercio an his Orchestra
Tracklist
CD 1:
01:I Just Can't Help Believin'
02:Twenty Days And Twenty Nights
03:How The Web Was Woven
04:Patch It Up
05:Mary In The Morning
06:You Don't Have To Say You Love Me
07:You've Lost That Lovin' Feelin'
08:I've Lost You
09:Just Pretend
10:Stranger In The Crowd
11:The Next Step Is Love
12:Bridge Over Troubled Water
13:I've Lost You [Single version]
14:The Next Step Is Love [Single version]
15:You Don't Have To Say You Love Me [Single version]
16:Patch It Up [Single version]
17:How The Web Was Woven (Take 1) [Outtake]
18:I've Lost You (Take 1) [Outtake]
19:You Don't Have To Say You Love Me (Take 2) [Outtake]
20:Patch It Up (Take 1) [Outtake]
21:Bridge Over Troubled Water (Take 1) [Outtake]
CD 2:
01:That's All Right
02:I Got A Woman
03:Hound Dog
04:Heartbreak Hotel
05:Love Me Tender
06:I've Lost You
07:I Just Can't Help Believin'
08:Patch It Up
09:Twenty Days And Twenty Nights
10:You've Lost That Lovin' Feelin'
11:Polk Salad Annie
12:Introductions
13:Blue Suede Shoes
14:You Don't Have To Say You Love Me
15:Bridge Over Troubled Water
16:Suspicious Minds
17:Can't Help Falling In Love
Externe Links: