Grant Peeples / Pawnshop
Pawnshop Spielzeit: 55:58
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Alternative Country

Review vom 01.12.2009


Markus Kerren
Vorzustellen brauche ich euch den Floridianer Grant Peeples ja nicht mehr, denn das hat unser Wolfgang bereits in seinem Review zu der Vorgängerscheibe It's Later Than You Think für mich erledigt. Treu geblieben ist sich Grant, was seinen Stil, den er selbst als Alternative Southern bezeichnet, betrifft. Mit "Pawnshop" präsentiert der Amerikaner nun also seinen nächsten Streich und legt elf nagelneue Tracks vor, die einmal mehr sehr variabel ausgefallen sind. Was die Songs allesamt gemeinsam haben, sind die beißend ironisch- bis zynischen Texte, mit denen er dem Zuhörer aber auch mal einen Lacher entlocken kann. Ebenso gleich geblieben ist, dass er dieses Album erneut mit Lis und Lon Williamson in deren Studio produziert hat.
Wie gesagt sind die Songs sehr variabel und Peeples bedient sich bei zahlreichen Stilen. Das dem bereits im Jahr 1993 verstorbenen Schriftsteller Charles Bukowski gewidmete "There's A Bluebird In My Heart" zum Beispiel ist eine Mischung aus Singer/Songwriter und Country mit feinen Gesangsmelodien, einem nachdenklichen Text und warmem Sound. Richtig schön sarkastisch wird es dann bei "I Know Why The Poets Drink And Smoke", das mit einer klasse Akustik-Gitarre, jazzigem Schlagzeug und einer tollen Hammond im Hintergrund daherkommt. "Leaving Her Was Easy" dagegen ist purer Country der gaaaanz alten Schule, allerdings in modernem Gewand.
Genau dieses Thema greift der Protagonist noch einmal bei "Real Country" auf, allerdings aus völlig anderer Betrachtungsweise. Von den Instrumenten her weiterhin 'klassisch' gehalten und arrangiert, lässt er sich hier darüber aus, wie das Leben auf dem Land in der neuen, bzw. modernen Country-Musik fast hanebüchen an der Realität vorbei romantisiert wird. Er gibt uns Einblicke ins alltägliche Leben eines 'nirgendwo und überall'-Kaffs irgendwo in Amerika und kommt schließlich zu dem Schluss »This is real Country…man, it isn't pretty…!!!« Dies vorgetragen mit seinem ganz eigenen, bittersüßen Humor, lässt die Nummer dann zu einer der besten des Albums werden.
Oder nehmen wir den Titelsong des Albums, "Pawnshop". Wieder einmal bitterer Zynismus pur, gesanglich vorgetragen in bester Tom Waits-Manier, ausgestattet mit leicht verstimmtem Piano, genau wie Waits in den siebziger Jahren gerne seine Musik zelebrierte. Das kommt dann richtig gut, wenn auch festgestellt werden muss, dass der Gesang hier sehr bemüht klingt und wenig natürlich, von dem her auch weniger überzeugend wirkt. Bei "The Hanging" duettiert Grant Peeples mit (wahrscheinlich) Lis Williamson und diese Nummer erinnert von der Idee her einmal mehr an Tom Waits, der 1977 "I Don't Talk To Strangers" zusammen mit Bette Middler in ähnlichem Stil aufgenommen hatte. Dieses Stück ist nicht weit weg von der Qualität eines Duetts von Guy Clark und Emmylou Harris.
Einen Abstecher zum Bluegrass macht der Protagonist mit "Jesus Was A Revolutionary", bei dem wir von einer Banjo-Bearbeitung von Kurt Johnston (der uns ansonsten auf dem Rest des Albums mit einer starken Lap Steel das Leben süßer macht) verwöhnt werden. Angenehm flott geht es hier zu und auch die Fiddle von Tim Higgins weiß zu gefallen. Beim Opener "Searching For A Sign" geht es, der Titel deutet es bereits an, um die große Orientierungslosigkeit und der Suche nach dem Weg, aus eben dieser wieder herauszufinden. Musikalisch ist das Album vorzüglich eingespielt und auch der Sound gibt keinerlei Anlass, irgendwelche Punktabzüge vorzunehmen.
Zugegebenermaßen hatte ich bei den ersten Durchläufen von "Pawnshop" eher gemischte Gefühle. Wenn aber erstmal der Groschen gefallen ist, worum es Grant Peeples, vor allem bezüglich seiner Texte und gesanglichen Vortrages eigentlich geht, sieht man diese Geschichte plötzlich mit ganz anderen Augen und kann dem Album wesentlich mehr abgewinnen. Von dem her kann ich jetzt auch sagen, dass die Scheibe deutlich besser ist, als ich anfangs dachte. Ein großer Vorteil ist auch, wenn man die Texte (die der CD leider nicht beigefügt sind) mitverfolgen kann, denn Grant Peeples hat durchaus einiges zu sagen.
Abschließend ist noch zu erwähnen, dass sich zumindest auf meiner Promo-Copy nach den elf Songs des Albums die ersten beiden noch einmal befinden. Sollte das bei der zum Verkauf stehenden Version anders sein, reduziert sich natürlich auch die oben angegebene Spielzeit der Scheibe.
Line-up:
Grant Peeples (vocals)
Lis Williamson (guitars, vocals)
Lon Williamson (electric & upright bass)
Gabe Valla (guitars, mandolin)
Kurt Johnston (keyboards, pedal steel, electric guitar, banjo, dobro)
Tim Higgins (fiddle)
Dave Johnson (drums)
Walker Williamson (electric guitars)
Will Barrow (accordion)
Kelly Goddard (background vocals)
Carrie Hamby (background vocals)
Tracklist
01:Searching For A Sign
02:Leaving Her Was Easy
03:There's A Bluebird In My Heart (For Charles Bukowski)
04:I Know Why The Poets Drink And Smoke
05:Real Country
06:The Saddest Thing
07:My Side Of The City
08:Pawnshop
09:Better Jobs Down In Richmond
10:The Hanging
11:Jesus Was A Revolutionary
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