Gregory Page & His Big Band Orchestra / Shine Shine Shine
Shine Shine Shine Spielzeit: 36:31
Medium: CD
Label: Continental Coast/Continental Record Services, 2012
Stil: Jazz

Review vom 15.12.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Bei den ersten Takten des Openers erscheint einem vor dem geistigen Auge eine blonde Frau, deren Körper zum größten Teil in ein herrliches Abendkleid gehüllt ist und die große Startreppe bis zur Bühne hinunterschreitet. "Shine Shine Shine" vermittelt den Anschein, als sei man zusammen mit dem Crooner Gregory Page im vollkommen falschen Jahrzehnt gelandet. Seine Zeitmaschine hält unter anderem in den Dreißiger- beziehungsweise Vierzigerjahren an, als Big Bands mit ihrem swingenden Jazz quasi an der Tagordnung waren.
Mit seinen elf Eigenkompositionen hat Gregory Page sozusagen die perfekte Filmmusik für eines der cineastischen Highlights aus den beiden Jahrzehnten veröffentlicht. Definitiv ist "Shine Shine Shine" ziemlich retro, aber die Texte stammen thematisch aus dem Hier und Jetzt. Die Musik ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber wessen Herz sich ein klein wenig für den traditionellen Jazz erwärmen kann, sollte "Shine Shine Shine" eine Chance geben.
Gregory Page spielte die Songs auch mit The Brad Steinwehe Jazz Orchestra live ein. Diese Formation begleitet unter anderem Jimmy Dorsey oder Aretha Franklin. Das Album ist eine perfekt arrangierte und inszenierte Vision einer Zeit, in der es nicht nur um Musik ging. Natürlich hat man es bei "Shine Shine Shine" mit dem Jazz zu tun. Die ans Herz gehende Ballade "Here To Stay" mit herrlich-perlendem Piano arrangiert, ist Seele pur. In der 'Reprise'-Version als Bonustrack und ohne Gesangsspur stellt den typischen Klang von Glenn Miller prominent in den Vordergrund. Dieser Sound und der anderer Orchester erfüllte in meiner frühsten Jugend das elterliche Wohnzimmer. "Here To Stay" gleitet wunderschön dahin und man sieht förmlich die Paare mit eleganten Schritten dahintanzen. Insofern passt das auf der Rückseite aufgeführte Zitat von Lou Curtiss auf den Rezensenten nicht so ganz zu, aber es sollte dennoch aufgelistet werden: »Gregory's original songs bring back memories that we never had. «
Auf "Shine Shine Shine" gibt es durchaus Platz für das eine oder andere Solo von Saxofonist/Klarinettist Richard McGuane, Gilbert Castellanos (Trompete) und Kate Hatmaker (Violine). Das Klavier ist, neben Bläsern sowie Streichern, sehr präsent und passt perfekt in den Orchester-Rahmen. Gregory Page steckt schon lange in dieser Art von Musik und man muss sich fast schon wundern, dass sich Bryan Ferry auf seinem Ende 2012 veröffentlichten Album "The Jazz Age" auch in Richtung traditionellen Jazz bewegt. Allerdings würde man hier, trotz identischen Genres, Äpfel mit Birnen vergleichen.
Jedenfalls kann man bei vorliegender Platte standardmäßig cheek-to-cheek tanzen und die Scheibe ist zwischen Streicher- beziehungsweise Bläserarrangements sehr ausgewogen. "Shine Shine Shine" ist Anmut und Romantik eines Protagonisten, der beharrlich seinen wohl ungewöhnlichen Weg weitergehen wird. Im gut gemeinten Sinn ist Gregory Page ein sonderbarer Zeitgenosse.
Mit seiner Musik macht er sich in unserer schnelllebigen Zeit zu einem Außenseiter. Allerdings sollte man die Wirkung seiner Kompositionen genau deswegen nicht unterschätzen, denn ihnen haftet etwas sehr Beruhigendes an. Das Album ist einerseits unverschämt romantisch und überzeugt andererseits mit einem altmodischen Charme. So, wie man Gregory Page eben kennt.
Die Bandbreite der Tracks ist durch Songwriting und Arrangements groß. Der Sänger und Musiker hat eine sanfte Stimme und gilt nicht erst seit diesem Album als einer der besten Crooner unserer Zeit.
Auf "Shine Shine Shine" passen alle Puzzleteile perfekt zusammen und es ist wahrscheinlich schwer, wohl überhaupt RockTimes-Leser zu finden, die sich für Gregory Page und sein Album interessieren. Dennoch sei es empfohlen.
Line-up:
Gregory Page (guitar, vocals)
Sky Ladd (piano)
Bob Magnusson (bass)
Duncan Moore (drums)
Josh Hermsmeier (drums - #5,7)

The String Quartet
Erica Erenyi (cello)
Travis Maril (viola)
Kate Hatmaker (violin)
Yumi Cho (violin)

The Brad Steinwehe Orchestra:
Richard McGuane (alto saxophone, clarinet)
Deborah Avery (alto saxophone, clarinet)
Steve Steinberg (tenor saxophone, clarinet)
Chris Klich (tenor saxophone, clarinet)
John Rekevics (baritone saxophone, clarinet)
Bob Payne (trombone)
Roger Wright (bass trombone)
Kevin Esposito (trombone)
David Pollack (trombone)
Brad Steinwehe (trumpet)
Jon Papenbrook (trumpet)
Karl Soukup (trumpet)
Ella Steinberg (trumpet)
Tracklist
01:Nothing But Trouble (3:36)
02:My Melancholy Heart (2:44)
03:Here To Stay (3:48)
04:Shine, Shine, Shine (3:46)
05:Somebody Has My Heart (4:19)
06:No Passing Thrill (3:06)
07:Heart In My Hand (3:17)
08:Rolling In Rhythm (3:22)
09:What'll I Do (2:35)
10:My Favorite Time (2:46)
11:Here To Stay (Reprise) (3:08)
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