Aynsley Lister / Ian Parker
Doublevision Tour 2007
28.04.2007 Soundcheck, Ilten
Soundcheck Ilten
Aynsley Lister / Ian Parker
Doublevision Tour 2007
Soundcheck Ilten
28. April 2007
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 06.05.2007


Jürgen Bauerochse
Ian Parker Sie haben einiges gemeinsam. Abgesehen vom gleichen Alter (beide sind inzwischen 27 Jahre alt), ging es in den letzten Jahren stetig bergauf. Aynsley Lister bewies schon 1999 im Vorprogramm von Walter Trout, Buddy Guy und
Bernard Allison, dass er das Zeug zu einer großen Karriere hat. Sein 2003 erschienenes Album wurde zum 'Best Blues Guitar Album Of The Year' bei den International Blues Guitar Awards UK gewählt.
Im gleichen Jahr sorgte auch Ian Parker für Aufsehen und erntete zahlreiche Vorschusslorbeeren als Support-Act von
Eric Clapton, Jeff Beck, Peter Green und John Mayall. Auch bei ihm trat Walter Trout als Förderer auf und schob so seine Karriere weiter an.
Ian ParkerDurch ihre ständige Bühnenpräsenz in Europa wuchs die Fangemeinde der beiden Gitarristen stetig an. So war es nicht verwunderlich, dass sie, gemeinsam mit der finnischen Slide-Spezialistin Erja Lyytinnen, auf der
Blues Caravan Tour 2006 von Thomas Ruf unterwegs waren und richtig abräumten. Dabei entwickelte sich anscheinend auch eine enge Freundschaft, denn nun sind sie schon wieder zusammen auf 'Doublevision-Tour 2007' in deutschen Landen zu sehen.
Ian ParkerMit "Upside Down" (Lister) und Where I Belong (Parker) hatten beide eine neue Studio-CD am Start, die durchweg mit guten Kritiken bedacht wurden. Das machte dieses Doppelkonzert noch interessanter, denn natürlich wollten wir uns anhören, wie die aktuellen Sachen live rüber kommen würden.
Und noch eine Gemeinsamkeit erweckte unsere Neugier auf diesen Gig: Bis auf Ian Parkers langjährigen Tastenmann Morg Morgan hatte sich das Line-up von beiden Bands komplett verändert. Zu meinem größten Bedauern war auch Sarah Jones nicht mehr mit dabei, die bei den vergangenen Auftritten nicht nur optisch immer ein Blickfang am Schlagzeug gewesen war. Es gab wirklich eine Menge Gründe, sich auf diese Veranstaltung zu freuen. Wir würden also reichlich Diskussionsstoff haben, wenn der Gig beendet war.
Morg MorganDas Soundcheck in Ilten war recht gut besucht, als um 21.15 Uhr der Startschuss fiel. Zum Auftakt postierten sich Lister und Parker gleich mal gemeinsam auf der Bühne und loteten ihr Zusammenspiel an diesem Tag aus, von dem später noch die Rede sein wird. Dieser Einstieg machte schon mal Lust auf Mehr. Ein kräftiger aber gut anhörbarer Sound ließ die Körper des Publikums vibrieren. Der Gesang kam klar und deutlich aus den Boxen, und die Gitarrenklänge beherrschten von Anfang an den ganzen Saal.
Ian ParkerDie Ian Parker Band begann den Konzertabend und stellte vorwiegend Songs des neuen Albums vor. Dabei gelang es ihnen perfekt, ihre ganze musikalische Vielfalt darzubieten. Eindringlich und intensiv hallte die Stimme Parkers besonders bei den leiseren Parts durch den Raum und machte deutlich, dass er auch durchaus im Singer/Songwriter-Bereich zu Hause ist. Trotzdem kamen natürlich die härteren Songs noch wesentlich besser an. Es hat schon was, wenn er urplötzlich zum Solo ansetzt und sich dann immer mehr in die Gitarrenarbeit rein steigert und an Geschwindigkeit und Intensität zulegt. Kein Zweifel - das beherrscht der Mann perfekt
Der Rest der Band unterstützte Ian Parker nach bestem Wissen und Gewissen, hielt sich aber stets im Hintergrund. Lediglich Morg Morgan zelebrierte etliche Ausbrüche und hämmerte einige fast proggig anmutende Soloeinlagen aus seinen Keyboards. Doch Parker war der uneingeschränkte Mittelpunkt des Geschehens.
30 Minuten Pause!
Jo NicholsDie ersten 70 Minuten hatten es schon mal in sich. Jetzt ein wenig Frischluft, eine Grill-Bratwurst im angrenzenden Biergarten verputzt, und der zweite Part konnte beginnen. Aynsley Lister hat anscheinend eine Schwäche für weibliche Bandmitglieder, denn diesmal schnallte sich Jo Nichols den Tieftöner um. Prima, also doch wieder ein optischer Blickfang auf der Bühne. Drummer Richard Spooner vermöbelte die Felle und Becken sofort mit einer unheimlichen Power. Hier ging es jetzt eine Nummer heftiger zu, als bei der Ian Parker Band. Jimi Hendrix und Eric Clapton standen bei einer Reihe von Songs Pate, doch auch die melancholischen Balladen verfehlten ihre Wirkung nicht, und so waren immer wieder entzündete Feuerzeuge im Publikum zu sehen.
Aynsley ListerApropos Balladen. An diesem Abend herrschte leider wieder mal eine unglaubliche Unruhe im Saal, ein Phänomen, das mir schon so oft negativ aufgefallen ist. Diesmal empfand ich es aber besonders stark, und sogar die Musiker auf der Bühne fühlten sich ab und zu richtig gestört. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man bei leisen Tönen in solche Gespräche verfallen kann, denn man stört ja nicht nur das Konzert, sondern bringt sich auch selbst um den Hörgenuss. Na ja, aber das muss jeder Einzelne mit sich selbst ausmachen. Für mich sind solche Nebengeräusche einfach nur nervig.
Aynsley ListerAuch Aynsley Lister stellte sein neues Album in aller Ausführlichkeit vor. Dabei passten Nummern wie "Upside Down" und "Falling Down" hervorragend in das Set und sind eine absolute Bereicherung der Tracklist. Lister, im strahlend weißen Shirt angetreten, konnte sich so richtig austoben und verzauberte alle Leute im Saal mit seinem tollen Gitarrenspiel. Dabei war auf die Rhythmussektion hundertprozentig Verlass, obwohl die beiden Mitmusiker, ähnlich wie zuvor bei Ian Parker, ganz eindeutig im Hintergrund agierten. Die Gitarre klang perfekt, egal in welchem Tempo sie gerade eingesetzt wurde. Aynsley Lister ist überall stark. Die Stimmung stieg stetig, und jetzt kochte das Souncheck!
Aynsley ListerSo vergingen auch diese 75 Minuten wie im Fluge. Tosender Beifall begleitete die Band von der Bühne, und die Zugabe-Rufe wurden immer stärker. Donnernder Jubel erklang, als die jetzt wild durcheinander gewürfelte Jam-Band mit Wayne Proctor, Jo Nichols, Morg Morgan, sowie Lister und Parker an ihre Instrumente zurückkehrten. Und den Schlussteil werde ich noch ziemlich lange in Erinnerung behalten. Alle drei angestimmten Titel ("White Room", "Little Wing" und "Going Down") wurden richtig heiß verwurstet. Im laufenden Wechsel quälten die beiden Gitarristen ihre sechs Saiten und lösten sich auch beim Leadgesang ständig ab. Dadurch entstanden unheimlich interessante und vielseitige Fassungen der Klassiker. Ganz selten habe ich so intensive Versionen dieser Titel gehört, bei denen sich fast zwangsläufig wahre Gitarrenduelle entwickelten.
Spätestens jetzt war auch der letzte Zuhörer so richtig angetan von dem Konzertereignis. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Die 'Doublevision'-Tour von Aynsley Lister und Ian Parker war ein echter Volltreffer. Drei Stunden handgemachte Musik pur machten diesen Frühlingsabend zu einem ganz besonderen Tag.
Aynsley Lister Line-up:

Ian Parker Band:
Ian Parker (guitar, vocals)
Wayne Proctor (drums)
Morg Morgan (keyboards, vocals)
Steve Amadeo (bass)

Aynsley Lister Band:
Aynsley Lister (guitar, vocals)
Jo Nichols (bass)
Richard Spooner (drums)

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