Der Musiker, Sänger und Songwriter Jason Plumb machte zunächst ab Anfang der neunziger Jahre in Kanada mit seiner Band The Waltons (bitte nicht mit der Berliner Cow Punk-Kapelle verwechseln) von sich reden. Es wurden mehrere Alben veröffentlicht und auch die Tourneen liefen anfänglich sehr gut, bis sich diese Truppe schließlich im Jahr 2001 aufgrund deutlich sinkender Verkaufszahlen wieder auflöste. Der Nordamerikaner machte fortan als Soloartist weiter und konnte mit seinem 2007er Werk Beauty In This World bereits unseren Moritz regelrecht begeistern. Mit "All Is More Than Both" legt er nun das mittlerweile fünfte Album unter eigenem Namen vor.
Was man bei dieser Scheibe unbedingt vermeiden sollte, ist sich von seinem ersten Eindruck leiten zu lassen. Mir gingen beim ersten Durchlauf Schlagworte wie etwa 'Mainstream Pop/Rock' oder 'Stadion-Rock mit achtziger Jahre-Feeling' durch den Kopf. Diese erste Impression wandelte sich dann allerdings mit jedem weiteren Durchlauf immer mehr zu der Erkenntnis, es hier mit einem richtig guten Songwriter - der ebenfalls superbe Ideen bezüglich der Arrangements hat - zu tun zu haben. Zugegebenermaßen hätte für meinen Geschmack ruhig die eine oder andere Ecke und Kante mehr dabei sein dürfen, aber was Plumb hier abgeliefert hat, sprüht geradezu vor hoher Qualität und großem Können.
Die einzelnen Songs profitieren von einer sorgfältig aufgebauten Spannung, die sich immer und immer wieder ein Stückchen höher schraubt, bevor sie schließlich in den auflösenden Refrains endet, die öfter als nicht sehr gut im Ohr hängen bleiben. Dafür, dass Jason Plumb im Business bzw. in der kanadischen Szene sehr hoch angesehen ist, sprechen die vielen Gastmusiker auf der Scheibe, von denen der Rush-Gitarrist Alex Lifeson wohl den größten Bekanntheitsgrad genießt. Der steuerte seine Fähigkeiten auf der Sechssaitigen für "Losin" bei, einer eher nachdenklichen - und dennoch ganz entschieden den Standpunkt des Protagonisten gegenüber einer ehemaligen Lebensgefährtin vertretenden - Nummer.
Bei zwei der Tracks sind auch gut geplante, angenehm unterstützende wie sich im Hintergrund befindliche Streicher mit im Spiel. Zum Beispiel bei "Hold On", das darüber hinaus gesanglich hervorragend von Alexa Dirks unterstützt wird. Auch bei "Falling Star" sind die Broken Hearts Strings im Einsatz und verleihen der Nummer mit ihrem Spiel eine gewisse Weite, ein groß angelegtes offenes Sound-Feld, ohne dabei überladen oder gar aufdringlich zu erscheinen. Auch textlich geht Jason Plumb oft in die Tiefe, wofür hier als Beispiel lediglich mal "What You Leave" herhalten soll.
Der Opener "First Time" überzeugt mit einem starken Anfangs-Riff und dem insgesamt ganz feinen Gitarrenspiel von Cody Gamracy sowie dem guten Refrain. Als melancholischen Gegenpol möchte ich hier noch "Under A Gun" erwähnen, das einmal mehr durch sein Songwriting, das Arrangement und die gesanglichen Fähigkeiten des Kanadiers glänzen kann. Eine mitreißende Harmonika-Einlage bringt Plumb bei "On A Chain" und das finale "Naturally (Ain't Up To Me)" bietet dann den krönenden wie rockenden Abschluss.
Wenn ich zu Beginn dieses Reviews davon sprach, dass mir die eine oder andere Ecke und Kante bei den Songs ein bisschen fehlt, dann muss abschließend aber auch festgehalten werden, dass die hier versammelten elf Tracks live auf der Bühne sehr wahrscheinlich doch ein ganzes Stück rauer rüberkommen werden. Worüber in Kürze zu berichten sein wird, da bereits angekündigt wurde, dass das CD/DVD-Package "Alive & Willing" (ursprünglich im Jahr 2011 erschienen) bereits unterwegs in unsere Redaktion ist. Man darf also gespannt sein, ob auf den Bühnenbrettern tatsächlich noch ein Zahn zugelegt wird.
Bis dahin dürfen wir uns erstmal weiterhin an "All Is More Than Both" erfreuen.
Line-up:
Jason Plumb (acoustic & electric guitars, piano, harmonica, lead vocals)
Mike Thomposon (drums, background vocals)
Gord Smith (bass, background vocals)
Cody Gamracy (electric guitars, background vocals)
With:
Alex Lifeson (guitar - #2)
Ian LeFeuvre (guitars - #1,8)
Jeff McLeod (organ - #1,11)
Todd Lumley (Fender Rhodes - #3,5, organ - #9, Glockenspiel - #1)
Nichol Robertson (banjo - #2)
Richard Underhill (saxophone - #3)
Michael Phillip Wojewoda (ARP 2600 - #4, percussion & background vocals - #10)
The Broken Heart Strings (strings - #5,8)
Julie Bougie (lap steel guitar - #8,9)
Ed Robertson (background vocals - #2)
Steven Page (background vocals - #3)
Serena Ryder (background vocals - #4)
Alexa Dirks (background vocals - #5)
Chic Gamine (background vocals - #9)
Sean Bryson (handclaps - #1)
Tracklist |
01:First Time
02:Losin'
03:What You Leave
04:Alone With You
05:Hold On
06:All By Myself
07:On A Chain
08:Falling Star
09:Under A Gun
10:Sweet Misery
11:Naturally (Ain't Up To Me)
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