'Papa' John Phillips hatte in den Sechzigern die Dekade seines Lebens. Er war Bandleader und Haupt-Songwriter der Folk-Combo The Journeymen und des Hippie-Quartetts The Mamas & The Papas, co-organisierte im Jahr 1967 das in die Musik-Historie eingegangene Monterey Pop Festival und komponierte nebenbei auch noch Riesenhits wie z.B. "San Francisco" (Scott McKenzie) für andere Interpreten. Das Ergebnis war viel Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit, viel Geld und ein ausschweifendes Leben in der Musik-High Society.
Im Jahr 1968 kam dann aber der große Umbruch. The Mamas & The Papas wurden aufgelöst, er trennte sich von seiner Ehefrau 'Mama' Michelle Phillips und beschloss, das Feld von hinten aufzurollen. Im Juni 1970 erschien sein erstes Solo-Album John, The Wolfking Of L.A.. Wesentlich besser als sein Ruf, konnte es damals aber die Top 100 der Albumcharts nicht knacken. Lediglich die Single "Mississippi" konnte einen, für Phillips' Verhältnisse, mageren Platz 32 erreichen.
Der gute John machte aber unverdrossen weiter und stürzte sich in neue Projekte wie Film-Soundtracks. Auch seine Solo-Karriere wollte er nicht aufgeben und nahm weiterhin pausenlos neue Songs auf. Mit "Jack Of Diamonds" ist nun ein Album auf dem Markt, das Sessions aus den Jahren 1972 und 1973 enthält, die für sein zweites Album abgehalten, jedoch damals nie veröffentlicht wurden. Naja, und so hört es sich dann auch an.
Achtzehn Songs werden uns präsentiert, die sich zwar größtenteils schon in weit fortgeschrittenem Stadium befinden, die aber noch weit davon entfernt sind, sich 'fertig' anzuhören. Die Musik variiert gegenüber dem Debüt ebenfalls. Funkiger Pop hatte im Hause Phillips Einzug gehalten. Sicherlich sind die Geschmäcker verschieden, aber meiner Meinung nach steht 'Papa' John dieser Stil nicht unbedingt. Da die Songs dieses Albums innerhalb eines größeren Zeitraums eingespielt wurden, bekommen wir aber auch noch andere Spielarten der Rockmusik geboten, was die Geschichte leider etwas uneinheitlich erscheinen lässt.
Ansonsten gibt es Country-Einflüsse (wahrscheinlich Überreste seines ersten Albums), Folkiges und im Prinzip weitere schöne Beispiele des Phillips'schen Pop Rock-Songwritings. Leider schwankt der Sound sehr stark. Er ist zwar auf keinem Track inakzeptabel, aber auch nicht wirklich befriedigend, was auch an dem Alter der Orginal-Bänder liegen mag. Aber gut, der interessierte Käufer wird zumindest auf dem Cover informiert, dass es sich um bisher unveröffentlichtes Material handelt, sodass man zumindest einen kleinen Hinweis erhält, was man erwarten darf.
Die Tracks an sich variieren nicht nur stilistisch, sondern auch deren Qualität ist sehr unterschiedlich. Zweifelsohne kann man erneut Phillips' Können bei Songs wie zum Beispiel "Cup Of Tea (Skyjacked)" oder "Yesterday I Left The Earth" feststellen. Auf der anderen Seite klingt er auf "Black Broadway" wie eine schlechte Lou Reed-Imitation und bei den funkigen Sachen, als wenn er nicht mehr wie in der Vergangenheit seiner Zeit voraus wäre, sondern eher den angesagten Strömungen hinterher rennt. Dieser Eindruck deckt sich zumindest mit der Aussage von Barney Hoskyns in dessen Buch "Hotel California (Singer-Songwriters And Cocaine Cowboys)", wo er feststellt, dass John Phillips, während er seinen Erfolg genoss, dabei vergaß, die Zeichen der Zeit zu erkennen.
Aber ich will hier auch kein total verzerrtes und gänzlich negatives Bild abliefern. Man darf nicht vergessen, dass wir es mit Session-Material zu tun haben, das der Protagonist dann selbst als nicht gut genug empfand, um es fertigzustellen und zu veröffentlichen. Außerdem wird es sicherlich sehr interessant für den ein oder anderen sein, wie sich 'work in progress' im Stile des damaligen Superstars anhört.
Erwähnenswert wäre noch, dass sich auch zwei Songs der Mamas & Papas auf "Jack Of Diamonds" befinden, die wohl für ein geplantes Comeback vorgesehen waren. Auch nicht verschweigen will ich, dass dieses Album ebenso wie "Jack, The Wolfking Of L.A." in schönem Digi-Pack mit einladendem Booklet am Start ist.
Dennoch insgesamt ein 'mixed bag'. Wenn man erstmal nur in eines der beiden Alben investieren möchte, dann würde ich deutlich zu "Jack, The Wolfking Of L.A." raten.
Tracklist |
01:Devil's On The Loose
02:Mister Blue
03:Black Broadway
04:Chinatown
05:Too Bad
06:Marooned (Double Parked)
07:Jack Of Diamonds (Me And My Uncle)
08:Revolution On Vacation
09:Campy California (Aerospace)
10:Cup Of Tea (Skyjacked)
11:Yesterday I Left The Earth
12:Stepping To The Stars/Penthouse Of Your Mind
13:Flawless Space (Instrumental)
14:Last Of The Unnatural Acts
15:First And Last Thing You Do (Holland Tunnel)
16:Fantastic Four (The Mamas & The Papas)
17:Honeymoon (The Mamas & The Papas)
18:Me And My Uncle
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