Übermäßigen Informationsfluss im weltweiten Netz kann man dem in New York City lebenden John Pinamonti nun nicht unbedingt vorwerfen. Immerhin wird aber verraten, dass er in Kalifornien, Oregon und Texas aufgewachsen ist und bereits seit vielen Jahren kreuz und quer durch die USA und Kanada tourt sowie eine der Schlüsselfiguren der gegenwärtigen Brooklyner Roots Music-Szene ist. Passend dazu liegt uns jetzt das, original bereits im Jahr 2009 veröffentlichte, fünfte Album des Songwriters, Multiinstrumentalisten und Sängers vor.
Dass der Mann kein Greenhorn mehr ist, lässt sich sehr schnell an seinem guten Songwriting, den durchdachten Arrangements und der Vielfältigkeit des Albums erkennen. Wenn "End Of Smith" sich auch nicht unbedingt sofort im Kurzzeit-Gedächtnis des Hörers festsetzt, so gewinnt die Scheibe doch mit jedem weiteren Durchlauf hinzu. Beim eröffnenden Titelsong wird zu rootsigen Klängen etwas melancholisch in Erinnerungen geschwelgt, wie sich das alltägliche Leben in einer bestimmten Straße (Smith) früher einmal abgespielt hat und was heutzutage daraus geworden ist. Pinamontis Gesang klingt zurückhaltend und eher erzählend, was aber sehr gut zu diesem Song passt.
"It Wasn't The Rain" ist dann eine dieser Nummern, die zunächst so furchtbar trivial erscheinen, sich dann aber ganz zielbewusst ihren Weg zum Zuhörer erkämpfen, der nach ein paar Durchläufen doch anerkennend nicken muss und sich wundert, wie er die Schönheit dieses Refrains eigentlich davor überhören konnte. Hier ist auch ein klasse Piano im Spiel und das Schlagzeug macht wesentlich mehr Dampf als beim Opener, ohne aber jemals das mittelschnelle Tempo zu verlassen. An der Qualität der Einspielungen und dem Sound dieser Scheibe gibt es nichts zu meckern, wenn auch nicht ganz die atmosphärische Dichte hergestellt werden kann, wie das zum Beispiel auf dem kürzlich hier vorgestellten Album von Barney Bentall der Fall ist.
Ein sehr cooler Groover ist "In The Burrow", der sich allerdings auch mit heftiger Tom Petty-Schlagseite präsentiert. Eine starke Leistung liefert hier unter anderem Pete Levin an der Hammond B3 ab, die zumeist bedrohlich im Hintergrund brodelt, sich dann aber immer wieder mal mit kurzen solistischen Einlagen in den Vordergrund spielt. Einer meiner Favoriten auf diesem Album. Für "Spaceman Blues" dürfte J. J. Cale Pate gestanden haben. Ein staubtrockener Oklahoma-Blues, gebracht mit gutklassigem Harmonika-Solo, gespielt vom Protagonisten selbst. Und selbst der Gesang kommt fast so grantig wie der des Altmeisters.
Bei "Use Me For Parts" zieht Pinamonti dann andere Saiten auf, und zwar mit seinem 6-string banjo, das hier aber lediglich als Rhythmus-Instrument verwendet wird und der Violine von Charlie Burnham die solistischen Einlagen überlässt. Cajun Rock der mitreißenden Art erwartet uns bei "300mm Man", der umgehend in die Hüften geht und gute Laune verbreitet. Alles gebracht mit diesem etwas knorrigen Laid Back-Gesang, der es dennoch versteht, jede Menge Feeling mit einzubringen. Und mein lieber Herr Gesangsverein, der Groove ist zurück für "Dreamland". Gekonnt und swingend zieht er sich durch die Strophen, um anschließend von einem mitreißenden Refrain abgelöst zu werden. Definitiv ein weiterer Anspieltipp.
Sehr getragen, aber dennoch melodisch geht es bei "Mean To Me" (mit gutem Piano) zur Sache, während bei "Eye On You" vor allem die Gitarrenarbeit überzeugt. Eine Mandoline und perlende Ukulelen versprühen die Farbtupfer bei "San Marino" und der "Subprime Blues" erzählt bittersüß über die Leiden des gemeinen Hausbesitzers und die Fallen, in die sich dieser so verirren kann. Ein Rock'n'Roll-Shuffle mit pumpendem Bass und sich die Türklinke in die Hand gebenden Gitarren und Violinen.
Ich hatte es schon erwähnt, diese Scheibe überzeugt nicht unbedingt beim ersten Anhören. Aber insgesamt gesehen ist "End Of Smith" ein durchaus hörenswertes Album geworden, das sich am ehesten den Freunden des relaxten Americana anbietet. Denen, die mal reinhören möchten, würde ich "Dreamland", "The Burrow", "300mm Man" oder auch "It Wasn't The Rain" ans Herz legen.
Line-up
John Pinamonti (lead vocals, acoustic-, electric & tenor guitars, piano, banjo, harmonica, cowbell, woodblocks)
Robert Bonhomme (drums)
John Abbey (bass)
Josh Roy Brown (pedal steel guitars)
Andy Burton (accordion, piano)
Steve Goulding (drums)
Charlie Burnham (violin)
Scott Anthony (bass, tambourine)
Rod Hohl (electric & baritone guitar, bass)
Peter S. Kohman (bass)
Boo Reiners (mandolin)
Shane Rettig (organ)
Pete Levin (Hammond B3)
Pat Robertson (accordion)
Charlie Shaw (drums)
Chris Owens (background vocals)
Tracklist |
01:End Of Smith
02:It Wasn't The Rain
03:Eye On You
04:The Burrow
05:Spaceman Blues
06:San Marino
07:Mean To Me
08:Subprime Blues
09:Use Me For Parts
10:300mm Man
11:Dreamland
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