Spielzeit: 55:35 Medium: CD Label: Delta Groove Productions, 2013 Stil: Blues Review vom 21.04.2013 Joachim 'Joe' Brookes

Irgendwann musste der Zeitpunkt kommen, an dem sich John Primer und Bob Corritore für ein gemeinsames Album zusammentun. Schon in den Siebzigerjahren kreuzten sich ihre Wege. John Primer war Gitarrist in Junior Wells' Haus-Band im Chicagoer Club Theresa's und Bob Corritore saß bei vielen Konzerten im Zuschauerraum. Bekanntlich spielte der Gitarrist auch bei
Muddy Waters und dieser wiederum war einer der Haupteinflüsse des Harpers.

Somit ist es verständlich, wenn sich die Künstler auf "Knockin' Around These Blues" dem Blues der Windy City widmen. Je einen Song haben die beiden Musiker selbst geschrieben und ansonsten interpretiert man unter anderem Lieder von Willie Dixon, Melvin Jackson, Walter Jacobs, Robert Lockwood oder Jimmy Reed. Drei der zehn Tracks wurden auch in Chicago (Joyride Studios) aufgenommen.

Bei den Begleitmusikern hat man sich Künstler aus der A-Klasse in die Studios geholt. Ach, wie schön, hier wenigstens in drei Nummern Bob Stroger (Carey Bell, Memphis Slim,
Big Bill Morganfield, Pinetop Perkins, Otis Rush, James Wheeler) am Bass zu hören. Billy Flynn (Billy Boy Arnold, Mississippi Heat, Jody Williams) und Chris James sind neben John Primer an der Gitarre aktiv und das Piano spielt kein Geringerer als Barrelhouse Chuck
(Steve Freund, R. J. Mischo, Dave Specter). Für das Schlagzeug sind Brian Fahey sowie Kenny 'Beedy Eyes' Smith zuständig.

Durch alle Songs, auch bei den Eigenkompositionen ("When I Get Lonely"/"Harmonica Joyride") zieht sich die Stimmung der Windy City und der Geist von solchen Legenden wie zum Beispiel Muddy Waters. John Primer hat dann auch die passende Stimme zum hier servierten Blues. Am 03.05.2013 wird der Musiker siebenundsechzig Jahre alt und er klingt sehr frisch. Sein Gitarrenspiel ist hervorragend und zusammen mit Bob Corritore geben hier nicht nur diese beiden Künstler den guten Ton an.

Für einen klaren Klang sorgte der Harper, der sich ja auch als Produzent einen Namen gemacht hat. Er saß bei Veröffentlichungen von unter anderem R.L. Burnside, Louisiana Red, Mud Morganfield, Paul Oscher oder Kim Wilson an den Reglern.

Wenn vom Chicago Blues die Rede ist, darf der Einsatz des Bottleneck nicht fehlen. Es gibt so einige Tracks, in denen das Metallröhrchen aktiviert wird. John Primers Gitarrenklang darf man in dem Zusammenhang durchaus als rau und ungeschliffen bezeichnen.

Tradition wird auf "Knockin' Around These Blues" groß geschrieben. Allerdings darf man davon ausgehen, dass bei vorliegender Platte frisch verpackter Zwölftakter auf dem Speiseplan steht und ein gewisser Live-Charakter ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Der Spagat, beide zeitlichen Schienen miteinander zu verknüpfen, ist sehr gut gelungen.

So entwickelt sich die Scheibe vom ersten bis letzten Track zu einem echten Hörvergnügen, dem man sich bei jeder Gelegenheit gerne widmet. Außerdem ist das Album mit über fünfundfünfzig Minuten Gesamtspielzeit auch noch bestens gefüllt. Die unterschiedlichen Musiker haben nicht nur in den drei etwas längeren Nummern ("Blue And Lonesome"/"Little Boy Blue"/"Going Back Home") genügend Freiraum, um sich zu entfalten. Da gibt es Platz für viele Soli, zu denen auch der Pianist Barrelhouse Chuck beiträgt.

Auf dieser CD tickt der Zwölftakter richtig gut. Wer dem Chicago Blues nahe steht, wird hier seine helle Freude haben. "Knockin' Around These Blues" ist eine rundum gelungene Platte und vielleicht gibt es ja auch eine Fortsetzung im Form eines Nachfolgers.

Line-up:
John Primer (vocals, guitar)
Bob Corritore (harmonica)
Barrelhouse Chuck (piano)
Billy Flynn (guitar - #4,6,9)
Chris James (guitar - #1-3,5,7,8,10)
Bob Stroger (bass - #4,6,9)
Patrick Rynn (bass - #1-3,5,7,8,10)
Kenny 'Beedy Eyes' Smith (drums - #4,6,9)
Brain Fahey (drums - #1-3,5,7,8,10)