Die Amerikanerin Karyn Oliver scheint eine dieser Ladies zu sein, die nicht gern allzu viel von ihrer Vergangenheit preisgeben. Aufgewachsen ist sie wohl in Washington D.C., aber (obwohl sie bereits davor Aufnahmen machte) so richtig ins Rollen kam ihre Karriere wohl erst nach ihrem Umzug nach New York City. Als letzte geographische Information sei hier aber lediglich noch vermerkt, dass sie ihr aktuelles Album "Magdalene" in Nashville, Tennessee aufgenommen hat. Und dies wohlgemerkt mit wirklich fantastischen Musikern.
Obwohl Nashville ja mehr für aalglatten Sound und Massenabfertigungs-Produktionen steht, kommt es wohl doch immer noch darauf an, in welchem Studio man ist und mit welchem Produzent man gerade aufnimmt. Ganz zu schweigen von den beteiligten Musikern. Denn der guten Miss Oliver ist hier eine richtig gute Scheibe geglückt. Mit wenigen, vielleicht - aber hoffentlich für ihre weitere Karriere erstmal nicht - entscheidenden kleinen Einschränkungen. Aber ich fange lieber erstmal mit den vielen positiven Eindrücken an.
Zum einen ist da nämlich die richtig gute Stimme, die sehr vielseitig erscheint und beim Anhören umgehend ein angenehmes Gefühl vermittelt. Dann wären da die durchaus guten, fast ausschließlich der eigenen Feder entsprungenen, Songs. Diese bewegen sich zwar fast allesamt im Singer/Songwriter- (mit Country-Einflüssen) Midtempo-Bereich, sind dafür bezüglich der Kompositionen und der Umsetzung so gut gemacht, dass dieser Fakt gar nicht groß ins Gewicht fällt. Ein wirklicher Hit ist trotz immenser Eingängigkeit und schönen Melodiebögen zwar nicht auszumachen, dafür aber auch keine einzige Niete.
Karyn Oliver kann kaum verleugnen, dass sie auch einige der Grandes Dames dieses Genres - wie etwa Emmylou Harris und Lucinda Williams - sehr mag, geschweige denn kann sie verleugnen, dass Einflüsse dieser beiden in ihre Musik Einzug gehalten haben. Ihr direktes Umfeld (Label, Promoter) bringt sie diesbezüglich auch immer sehr gerne mit Joan Osborne in Zusammenhang. Wobei sich hier direkte Vergleiche ausschließen, denn rein von der Stimme gesehen klingt Karyn Oliver anders.
Neben der Protagonistin selbst ist mein heimlicher Star (der allesamt superben Studiomusiker) Terry Crisp, der immer wieder mal eine ganz fantastische Pedal Steel zum Besten gibt. Neben den vielen guten Eigenkompositionen sind mit "Baby Come Back" (aus dem Fundus von J.C. Crowley und Peter Beckett und im Jahr 1977 ein Nr. 1-Hit in den USA) und dem Leonard Cohen-Track "Hallelujah" auch zwei Coverversionen vertreten.
Der Amerikanerin ist mit "Magdalene" ein wirklich schönes Album gelungen. Abzuwarten bleibt, ob sie sich von der großen bzw. mengenmäßigen Vielzahl der Konkurrenten/innen dieses Genres ab- und durchzusetzen kann. Wobei wir bei dem einzigen Kritikpunkt der Scheibe angekommen wären. Denn die Einzigartigkeit, das Besondere von den oben bereits erwähnten Ladies (Harris, Williams und Osborne) kommt hier noch nicht ganz klar zum Vorschein. Wobei das ein Punkt ist, an dem Karyn Oliver ganz sicher noch arbeiten kann und wird.
Ansonsten eine feine Platte!
Line-up:
Karyn Oliver (guitars, lead vocals)
Thomm Jutz (guitars, mandolin)
Barry Walsh (piano, keyboards)
Mark Fain (bass)
Lynn Williams (drums)
Terry Crisp (pedal steel)
Gary Smith (Hammond B3)
With:
Catherine Miles (background vocals - #1,3)
RJ Cowdery (background vocals - #10)
Jamie Michaels (background vocals - #10)
Jeff Talmadge (background vocals - #10)
Tracklist |
01:Magdalene
02:Weeping Willow Road
03:Slip Away With Me
04:Baby Come Back
05:Water
06:Fooling
07:My Paper Friend
08:Drown
09:Before You Came Along
10:Hallelujah
11:Slip Away With Me (acoustic bonus track)
12:Water (acoustic bonus track)
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