Das Label Rounder Records kann sich richtig glücklich schätzen, eine Künstlerin wie Madeleine Peyroux unter Vertrag zu haben. Peyroux spricht man übrigens 'Peru' aus.
Sie als Kosmopolitin zu bezeichnen, würde wohl ein wenig zu weit führen. Geboren wurde sie Anfang der Siebzigerjahre in Athens, Georgia und wuchs in Brooklyn, Paris und dem südlichen Kalifornien auf.
Ihre Karriere ist der Klassiker: Sie machte den Cent mit Straßenmusik bis die Lost Wandering Blues & Jazz Band ihre erste Heimat in einer Gruppe wurde.
Sprichwörtlich von der Straße weg bekam sie durch Yves Beauvais einen Vertrag für ihr Debüt "Dreamland" aus dem Jahr 1996 bei Atlantic Records. Begleitet wurde sie gleich von bekannten Musikern wie dem Saxofonisten James Carter, Gitarrist Vernon Reid von Living Colour oder Pianist Cyrus Chestnut.
Die CD ging wie geschnittenes Brot über die Ladentische dieser Welt und ihre Karriere kommt der y-Achse des Koordinatensystems gleich, obwohl sie fast nichts anderes macht, als Songs zu covern. Aus dem Track-Dutzend waren gerade mal drei aus ihrer Feder. Aber wie sie es macht, darauf kommt es an und das ist einfach genial.
Es passte also kein Blatt Papier mehr zwischen den Bekanntheitsgrad und der Klasse von "Dreamland".
Tja, und was passierte dann?
In der Biografie auf ihrer Homepage wird sie zitiert: »It was great. I got to perform with fantastic musicians. I got to see Nina Simone live. I could've kept running with it, but instead I stepped back and took a breather.«
So so, eine Verschnaufpause also.
Verdammt lange, denn erst ganze acht Jahre später folgte ihr zweiter Streich mit dem Titel "Careless Love". Atlantic Records war verschwunden und Rounder Records trat auf den Peyroux-Plan. Das hatte wohl auch einen Line-up-Wechsel für die Platten zur Folge.
Nichtsdestotrotz hat sie sich wieder mit tollen Musikern umgeben:
Drummer Vinnie Colaiuta, Organist Larry Goldings, Gitarrist Dean Parks, "Bare Bones"-Produzent sowie Bassist Larry Klein und Carla Kihlstedt an diversen Instrumenten.
Ebenfalls neu ist, dass die Peyroux bei den Credits aller Songs gelistet ist. Ein echtes Novum, denn auf ihren bisherigen CDs hatten eigene Kompositionen ja wirklich Seltenheitswert.
Alleine taucht ihr Name nur hinter "I Must Be Saved" auf. Die anderen Mitschreiber sind nicht aus Pappe: Julian Coryell, Sohnemann von Larry Coryell, Walter Becker ( Steely Dan), Larry Klein, Joe Henry und David Batteau, der auf Platten von Robben Ford oder Bonnie Raitt zu hören ist. Dann ist da noch der australische Pianist Sean Wayland.
Zwischen dem letzten Album "Half The Perfect World" und der nun vorliegenden CD hat sich Madeleine richtig ins Zeug gelegt… schlappe drei Jahre sind nur ins Land gegangen.
Es ist angerichtet und ich habe mich richtig auf "Bare Bones" gefreut.
Intensiv, intim und voller Atmosphäre waren die Vorgänger schon. Das neue Album steht keinen Schritt hinter den anderen! Da hat man von der Produktion bis zum Mastering von Bernie Grundmann aber alles vorhandene Fingerspitzengefühl aufgeboten.
Rundum ist Peyroux abermals eine feinnervig ruhige Platte gelungen.
Sie versteht es, besonders durch ihre Stimme Ausrufezeichen zu setzen und wenn man die elf Songs zusammenfassen möchte, so befinden sich hinter nicht wenigen Nummer mehrere von diesen… !.
Was sich im Titel-Track bereits andeutet, wird dann mit dem fünften Stück offensichtlich.
Auch wenn er nicht aktiv mitspielt, schwebt dieses herrliche Steely Dan-Feeling mit. Beckers Schreibfeder-Abdrücke setzen sich bis in die heimischen vier Wände fort. "You Can't Do Me" gehört dann auch zu den flotteren Song, immer mit Blick auf das Peyroux-Sujet.
Sie hat die Gabe, ihre textlichen Selbstporträts in perfekte Klänge umzusetzen und alle Musiker ziehen an einem Strang. Ob es die Violine von Carla Kihlstedt, die Pumporgel ist oder die diversen Saiteninstrumente von Dean Parks sind. Hier passt einfach alles zusammen und über der gesamten Eintracht schwebt Peyrouxs Stimme.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Protagonistin selbstredend auch ihre akustische Gitarre zum Einsatz bringt.
Lassen wir doch diese Höhenflüge, sie als neue Billie Holiday zu bezeichnen.
Ihre Texte verdeutlichen, dass sie von melancholischen Momenten besetzt ist und vielleicht erklären sich die relativ langen Pausen ja durch eine gewisse Unsicherheit vor dem Ruhm.
Peyroux ist eine Klasse für sich und so, wie sie es auf ihre ganz persönliche Art und Weise geschafft hat, Fremdkompositionen zu ihrer ureigensten Sache zu machen, so hat sie jetzt ihre Reifeprüfung bezüglich ihrer persönlichen Tracks abgelegt.
Mit Sicherheit wird es nicht lange dauern und die elf Stücke auf "Bare Bones" tauchen in einer Reihe mit den anderen, vorher veröffentlichten Nummern auf. Insofern ist der Album-Titel ebenfalls treffend gewählt, denn es wird das Wesentliche der Künstlerin in den Vordergrund gestellt. Fast hätte ich geschrieben: das Wesen...
Dieses Album ist zeitlos und ein weiterer Genie-Streich der noch jungen Musikerin. Die Stimme und ihre Lieder sind echte Markenzeichen.
Line-up:
Madeleine Peyroux (vocals, acoustic guitar)
Dean Parks (acoustic guitar, electric guitar, mandoline, pedal steel, clarinet)
Larry Klein (bass, percussion, pump organ)
Vinnie Colaiuta (drums, percussion)
Larry Goldings (Hammond Organ, organ, pump organ)
Carla Kihlstedt (trumpet, violin, nickelharpa)
Rebecca Pidgeon (backing vocals)
Luciana Souza (backing vocals)
Tracklist |
01:Instead (5:12)
02:Bare Bones (3:25)
03:Damn The Circumstances (4:35)
04:River Of Tears (5:20)
05:You Can't Do Me (5:04)
06:Love And Treachery (4:18)
07:Our Lady Of Pigalle (5:27)
08:Homeless Happiness (3:57)
09:To Love You All Over Again (3:58)
10:I Must Be Saved (4:43)
11:Somethin' Grand (3:47)
|
|
Externe Links:
|