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Michael Packer / I Am The Blues
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Ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich! Ohne einen Ton der vorliegenden Platte gehört zu haben, entsteht der Eindruck, dass Michael Packer den Mund mit einem Albumtitel wie "I Am The Blues" ganz schön voll nimmt. Okay, ist ja nur ein erster Gedanke. Auf der Verpackungsrückseite empfängt einen eine Tracklist mit sage und schreibe achtzehn Songs. Hammer! Knapp eine Stunde Gesamtspielzeit ist auch nicht ohne. Bei genauerem Hinsehen findet man hinter so manchem Lied den Hinweis 'Narration' beziehungsweise 'Narration And Song'.
Die Mischung macht's ... "I Am The Blues" ist Michael Packers Story, seine Lebensgeschichte, erzählt von ihm persönlich und geschickt erweitert durch einige Song-Belege aus seinem langen, wirklich langen Werdegang. Das erste Stück beginnt mit den Worten: »Critics say I can't sing the Blues because I'm white.« Diese Äußerung wird widerlegt. Dafür gibt es ausreichende Beispiele in Form von Songs. Alleine schon wenn Michael Packer erzählt, hat er eine rauchig-raue Stimme.
Sein (Musiker-)Leben ist von vielen Höhepunkten geprägt. Die Tiefen sind noch tiefer und halten da ohne Probleme mit, schoben quasi immer wieder Keile in seine Karriere. Der Protagonist ist Jahrgang 1950, stand mit fünfzehn Jahren zum ersten Mal im Bitter End (Greenwich Village) auf der Bühne und 1969 hatte er mit Papa Nebo seine erste Band am Start.
In dieser Formation spielte Saxofonist Bob Mintzer, der später bei den Yellowjackets weitermachte. Zusammen mit Sandy Allen gründete Michael Packer die Gruppe Free Beer. Mit beiden Bands nahm der Musiker Alben auf, die einerseits beim Label Atlantic Records und andererseits Buddah- beziehungsweise RCA Records erschienen.
Die Scheibe "Papa Nebo" hat mittlerweile Sammlerstatus und seit dieser Veröffentlichung im Jahr 1971 wurden knapp unter vierzig Alben auf den Markt gebracht. Respekt! Auch wenn dazu die Beteiligung an Samplern zählt.
Ähnlich lang ist die Liste von Künstlern/Bands, mit denen Michael Packer zusammenarbeitete oder Konzerte eröffnete. Hier nur eine kleine Auswahl: Atlanta Rhythm Section, Commander Cody, David 'Honeyboy' Edwards, Levon Helm, Pete Best (Beatles), George Thorogood,
Bettye LaVette und viele andere mehr. Man gerät schon ins Schwärmen, wenn man sich "I Am The Blues" zu Gemüte führt. Die Art und Weise, wie Michael Packer seine kleinen Geschichten und großen Anekdoten aufgearbeitet hat und hier erzählt, ist einfach spannend. Insofern werden die Erzähl-Parts nicht langweilig und fügen sich wie selbstverständlich in den musikalischen Rahmen. Die Story um Bob Dylan ("Bob Dylan & Me") ist höchst interessant und man muss nicht unbedingt großartige Englischkenntnisse haben, um Michael Packer folgen zu können. Der Slang ist nicht sehr ausgeprägt.
Über die Jahre nimmt sein Blues immer mehr Formen an. Da wird auch die jazzige Variante nicht ausgelassen und mit viel Satzgesang erinnert die Band an Crosby, Stills, Nash & Young. Wenn sich Michael Packer über seinen Drogenkonsum in frühen Jahren auslässt, hat er kaum ein Kraut, eine Pille oder sonst was ausgelassen ... seine Musik ist sowohl psychedelisch als auch akustisch-folkig.
"I Am The Blues" ist außergewöhnlich und deswegen sehr interessant. Michael Packer erfüllt die Balance zwischen guter Erzählkultur und farbenfrohen Zwölftakter-Liedern. Ein derartiges Album sei anderen Künstlern zur Nachahmung empfohlen (und Interessenten zum Kauf).
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