October Tide / Rain Without End
Rain Without End Spielzeit: 39:11
Medium: CD
Label: Vic Records, 2008 (1995)
Stil: Doom/Death


Review vom 10.11.2008


Andrea Groh
Der Gedanke, dass eine Band etwas Festes mit einem konstanten Line-up ist, gehört in vielen Fällen - auch dank verbesserter technischer und kommunikativer Möglichkeiten - irgendwie der Vergangenheit an. Heute haben viele Musiker nicht nur eine Band, sondern mehrere Projekte gleichzeitig, besonders in Skandinavien scheint es mehr Bands als Musiker zu geben.
Meistens wird als Begründung angegeben, man möchte eine Idee oder Stilrichtung ausleben, die man mit der Hauptband nicht verwirklichen kann. Im Falle der beiden Katatonia-Musiker Fredrik Norrman und Jonas Renkse war es anders herum: Nachdem die Hauptband sich weiterentwickelt hatte, wollten sie ein Side-Projekt, um zurück zum alten Stil zu gehen und Grunz-Vocals einzusetzen.
Daher gründeten sie October Tide, von denen 1995 die Promo "To Die From Strength" erschien. 1997 folgte "Rain Without End" und schließlich 1999 "Grey Dawn", auf der sie dann Marten Hansen von A Canorous Quintet als Sänger dazuholten. Nun, 2008 erscheint "Rain Without End" als Re-Release, remastert von Dan Swanö, der in etlichen schwedischen Bands schon einmal mitgespielt (u.a. auch bei Katatonia) und noch viele mehr produziert hat.
Warum es diese Wiederveröffentlichung jetzt gibt, kann ich nicht erklären, und warum erscheint sie erst im November und nicht schon passend zum Namen im Oktober? Positiv ist es auf jeden Fall, wenn dadurch die CD für alle erhältlich ist, die sie damals verpasst haben, denn hörenswert ist die Scheibe, wenn vielleicht auch nicht weltbewegend.
Die Musik von October Tide bewegt sich im meistens schleppenden Midtempobereich, ist düster und atmosphärisch, wird durch Akustikeinlagen angenehm aufgelockert, lässt sich gut hören zum Entspannen oder Träumen. Schöner Doom/Death, in dem man versinken und sich treiben lassen möchte, in einem Fluss der Dunkelheit, der recht sanft und gemächlich vor sich hin fließt. Nachteilig ist allerdings, dass dadurch die Songs recht unaufdringlich gehalten sind und nicht direkt einprägsam gemacht wurden, was aber wohl auch nicht das Ziel der Musik war.
Aber gerade in den ruhigen Momenten entfalten die Songs ihre Stärken und machen irgendwie süchtig nach ihrer Schönheit, vorausgesetzt natürlich, man mag solche Musik. Zu empfehlen ist sie - logischerweise - Fans von Katatonia, aber auch Anhängern von Paradise Lost oder gemäßigter Düsternis allgemein könnten ihren Gefallen daran finden.
October Tide machen keine Musik für viele Worte, sondern eher für Stimmungen und Bilder. Mit einem davon will ich hier enden: Ein See oder Fluss, der Frühnebel löst sich gerade auf, die Sonne kommt golden hervor, doch am Himmel lauern schon dunkle Wolken, die Regen bringen werden. Wer einen Soundtrack für herbstliche Melancholie sucht, ist hier richtig.
Line-up:
Fredrik Norrman (Gitarre, Bass)
Jonas Renkse (Schlagzeug, Gesang)
Tracklist
01:12 Days of Rain (6:43)
02:Ephemeral (6:19)
03:All Painted Cold (5:45)
04:Sightless (6:28)
05:Losing Tomorrow (2:35)
06:Blue Gallery (5:43)
07:Infinite Submission (5:35)
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