Odd Logic / Legends Of Monta Part II
Legends Of Monta Part II Spielzeit: 73:43
Medium: CD
Label: AM Music, 2009
Stil: Prog Metal


Review vom 26.12.2009


Boris Theobald
»Herzlich willkommen zu unserem musikalischen Themenabend für Prog-Freunde! Heute: 'Wie verhunze ich mir mein Album durch schlecht durchdachten, unangemessenen und völlig übertriebenen Keyboardeinsatz?' Unser Vorführbeispiel: Odd Logic.«
Aber jetzt mal ohne Ernst am Rande... man braucht schon starke Nerven für "Legends Of Monta Part II". Es handelt sich um den zweiten Teil einer so genannten 'Rock Oper' aus dem Bereich Progressive Metal, von und mit Autor, Multi-Instrumentalist, Sänger und Alleinunterhalter Sean Thompson. Ich sag jetzt mal was Positives: Singen kann er. Na ja, und in Ansätzen auch Songs schreiben... ich erkenne zumindest ein gewisses Potenzial - es gibt einige starke Momente auf dem Album. Diese jedoch hängen recht zusammenhangslos in der Luft - es ist weder ein packender Einzel-Song auszumachen noch eine spannende Stringenz, die der enormen Laufzeit des in musikalischer Hinsicht doch eher bröseligen Konzept-Krümelmonsters eine Daseinsberechtigung ausstellen würde. Es gibt ein paar gute Riffs, die ein oder andere emotionale Melodie, aber weder einen sinnvollen instrumentalen Unterbau noch eine einigermaßen attraktive Struktur.
Schade, eigentlich. Manchertakts blitzt da Talent durch - die eindringlichen, sehr ernsten Atmosphären erinnern an Magnitude 9, längliche, trübsinnige Passagen mit der clean gespielten Gitarre an Redemption und manch expressiver Klage-Gesang an Enchant. Das sind allerdings bruchstückhafte Momentaufnahmen - es fehlt an Zusammenhalt und an Weiterentwicklung. Und an... *hüstel*, Talent. Schön und gut, dass Sean Thompson offenbar alles selber macht, bis auf ein paar Sprechparts, welche die Fantasy-Handlung zusammenhalten - in ausladend platter und klischeehafter Weise, wie ich anführen möchte. Die Gitarren-Parts sind allerdings wenig inspiriert, gelinde gesagt. Abgesehen davon bekommt man in den seltensten Fällen etwas davon mit. Denn - wie bereits vage angedeutet - die Keyboards überlagern alles. Jede andeutungsweise verheißungsvolle akustische Regung versickert in einem zähen, anorganischen Endzeit-Bombast. Die Synthesizer-Sphären nerven. Klingt teilweise, wie wenn der Nachbar die Gartenterrasse kärchert...
Bei dieser Ablenkung - wohlwollend neutral ausgedrückt - fällt die komplette Abwesenheit einer anständigen Rhythmusgruppe erst mit ordentlicher Verspätung auf. Grooven tut nix. Und das Computer-Schlagzeug ist äußerst fragwürdig programmiert. Wenn mal eine Bass Drum vorkommt, dann kraft- und drucklos. Eine Snare im klassischen Sinne gibt es auf dem kompletten (!) Album nicht; sie wurde durch ein elektronisches 'Etwas' ersetzt. Immer wieder hört man aber über Minuten am Stück (!) lediglich ein computersimuliertes, hektisches Getupfe und Gezupfe an nicht vorhandenen Becken, während die Keyboards dem Hörer unüberwindliche Akustikwände aufbauen, und zwar einen nachgemessenen Millimeter vorm Gesicht.
Experimentell hin oder her - ich krieg da Blutdruck! Man muss meines Erachtens weder kleinkariert noch konservativ drauf sein, um bei "Legends Of Monta Part II" zu viel zu kriegen, und zwar lange, sehr lange, bevor die mehr als 73 Minuten Spielzeit vorbei sind, innerhalb derer sich kaum ein Normalsterblicher am Ende auch nur halbwegs orientieren kann. Klingt alles gleich, und zwar nach Prog Metal-Plastik. Wobei... nein, den Begriff 'Metal' nehm ich wieder zurück, denn das hier ist nur Klang-Brei mit Bruchstücken von Songideen.
Vielleicht hätte Sean Thompson sich besser eine Band zusammengesucht und seine vorhandenen Ideen und den Ehrgeiz lieber zu einem Konzeptwerk mit Hilfe weiterer Musiker umgesetzt. Und selbst wenn's denn unbedingt im 'kleinen Rahmen' statt im klassischen Bandgefüge passieren muss: Trent Gardner ist der lebende Beweis, wie man als Songwriting-Egoist sinnvoll mit Keyboard-Bombast umgehen und dabei trotzdem noch Metal machen kann. Aber, Mensch... braucht denn jeder Beweis auch einen Gegenbeweis?
Line-up:
Sean Thompson (all instruments)
Tracklist
01:Act III - Scene XXV - I. An Old Book Reopens/ II. A Call To Gather (2:32)
02:Act III - Scene XXVI - I. Ruins/ II. Anniversary Tears/ III. Take Us Away (5:24)
03:Act III - Scene XXVII - I. The King's Wizard II. Assembly Of Heroes (6:00)
04:Act III - Scene XXVIII - Ship Of Lore (7:38)
05:Act III - Scene XXIX - The Stonelands (5:33)
06:Act III - Scnene XXX - I. Deceiver/ II. Hills Of Shadows (6:46)
07:Act III - Scene XXXI - The Horse Scroll (6:53)
08:Act IV - Scene XXXII - Power Of Five (6:41)
09:Act IV - Scene XXXIII - A Father's Warning (7:24)
10:Act IV - Scene XXXIV - The Jauggerbeast (1.59)
11:Act IV - Scene XXXV - I. Betrayal?/ II. Shine As One (4:13)
12:Act IV - Scene XXXVI - The Last Scroll (5:26)
13:Act IV - Scene XXXVII - I. War Of Kyrias/ II. Rising Sun/ III. An Old Book Ends (7:05)
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