Nachdem das italienische Label Minotauro 2014 schon die
vierte Scheibe von
Ogre herausgebracht hat, wurden nun die ersten beiden Werke der amerikanischen Oger neu auflegt. War irgendwie zu erwarten, hochwertige Re-Releases sind eine Spezialität von Minotauro.
So kommt auch "Dawn Of The Proto-Man", ursprünglich 2003 von der Band selbst veröffentlicht, in schickem Digipak, mit kleinem Booklet samt Liner Notes und einem Comic von
Will Broadbent mit Text von
Ed Cunningham. Wer sich jetzt fragt, wer das ist, werfe einen Blick ins Line-up…
Bleiben wir bei der Gestaltung: Das Covermotiv kam mir gleich bekannt vor und ich war mir sicher, es bereits bei einem Buch gesehen zu haben. Stimmt. Manche Ausgaben von "Time Of The Great Freeze" von
Robert Silverberg werden davon geziert. Das Motiv im Klappcover der CD trägt den Titel "Ogre Warrior" und stammt von
Will Broadbent.
Also war damals schon ein starker Bezug zu Science Fiction vorhanden. Außerdem ist eine enge thematische Verbindung vom Debüt zur neuesten Scheibe zu erkennen, denn der Text von "Ogre" fängt wie folgt an
»He was the last of Neanderthals«
Um schließlich so zu enden:
»"I am Ogre and I will fight!"«
War also mein letztjähriger Gedanke, eine Verbindung zwischen Neanderthalern und Ogern zu sehen, gar nicht so falsch.
Wobei es auch andere Inhalte gibt, die beispielsweise mehr in Richtung Horror gehen. Gute Lyrics (und Gestaltung) sind für mich schon mal Pluspunkte und die können die drei Oger kassieren.
Was mir hingegen nicht so gefällt - wie bereits bei "The Last Neanderthal" - ist der Gesang. Nicht nur, dass er nicht zu meiner Assoziation von 'Oger' passt, er ist mir teilweise auch ein wenig zu quäkig und anstrengend. Wobei sich hier diese Wirkung von "The Dawn Of The Proto-Man" auf mich in Grenzen hält und erst in der zweiten Hälfte verstärkt aufkommt.
Noch ein kleiner Kritikpunkt: Durch die drei Bonustracks wird fast die gesamt mögliche Spielzeit einer CD ausgenutzt, was natürlich gut gemeint und lobenswert ist, jedoch irgendwann zum leichten 'Durchhänger' führt.
Nun genug der 'Meckerei'. "The Dawn Of The Proto-Man" bietet - wie erwartet - eine Mischung aus 70er Rock/Hard Rock und Doom Metal. Auch wenn ich den Begriff Proto-Doom nicht mag, hier erscheint er passend zum Titel.
Die Riffs sind meistens nur leicht angedüstert und verleihen den Songs ein rockiges Gesicht, vermögen tatsächlich teilweise zurückzuversetzen in das Jahr "78". Hat das was mit der Band
'77 zu tun, werden manche vielleicht fragen - nun, ein kleiner
AC/DC-Einfluss kann (und will) auch hier nicht ganz verleugnet werden…
Dem gegenüber stehen die langen, epischen und doomigern Tracks, die teilweise noch Unterteilungen haben. Wobei es "The Jaded Beast" auf knapp zehn, "Black Death" auf über zwölf Minuten bringt.
Das 'Jade-Biest' kommt mit gedrosseltem Tempo und recht melodisch daher. Es gibt eine recht ruhige Passage, passend dazu verströmt der Gesang verschiedene Emotionen, von eher sanft bis aggressiver.
"Black Death" setzt sogar noch mehr auf Breite, beginnt dunkel und leidend und bleibt lange so - was wären solche Songs ohne das Vorbild von
Ozzy/
Black Sabbath. Natürlich wartet man als Hörer hier auf den (Geschwindigkeits-) Ausbruch, doch der kommt nicht - gegen Ende wird es stattdessen finsterer…