Oi Va Voi / Travelling The Face Of The Globe
Travelling The Face Of The Globe Spielzeit: 45:52
Medium: CD
Label: Oi Va Voi Recordings, 2009
Stil: World Pop Music

Review vom 13.05.2009


Norbert Neugebauer
Die Stimme kommt mir sehr bekannt vor. Aber sonst kenn ich nichts, was mit dieser Band aus London mit dem seltsamen Namen zu tun hat. Oi Va Voi ist jiddisch und ein Ausruf des Erstaunens, sagt mir die Internet-Recherche. Und jüdisch-stämmig ist auch die von damaligen Studenten in Oxford gegründete Gruppe, die nach einigen Umbesetzungen nun als Septett auftritt. Vom ursprünglich traditionellen Sound hat sich die Combo immer mehr entfernt und spielt mittlerweile eine breit angelegte World Pop Music, die sehr erfrischend und originell klingt.
Zeitweise verstärkte KT Tunstall die Formation und war auch die Sängerin des ersten offiziell erschienenen Albums "Laughter Through Tears". Sie ist jedoch nicht mehr an Bord und die Stimme, die manchmal sehr nach der leider von der musikalischen Bildfläche verschwundenen Dani Klein klingt, gehört Bridgette Amofah. Und es gibt auf "Travelling The Face Of The Globe" einige Songs, die bestens ins Repertoire von Vaya Con Dios (zum Antesten: "Dusty Road") passen würden, gäbe es die belgische Band heute noch.
Doch Oi Va Voi ist wesentlich mehr. Klezmer, osteuropäische Schwermut, aber genauso auch mediterrane Sinnenfreude und andere folkloristische Versatzstücke werden hier mit Ambientsounds und Rockelementen gekonnt und oft vielschichtig zusammengefügt und geben den Songs einen variablen Charakter. Einen sehr zeitgemäßen, der mit modischer Ethno-Adaption nichts am Hut hat. Der zwischen Volkslied, Dark Wave, Kino-Soundtrack, Pop-Ohrwurm und Chanson variiert und das Album trotzdem homogen klingen lässt. Die beiden Produzenten Kevin Bacon und Jonathan Quarmby haben da wirklich eine ausnehmend gute Arbeit abgeliefert, zumal auch der warme Klang die Musik swingen lässt. Allerdings fehlt zum audiophilen Glück die letzte Brillanz und Dynamik, aber das ist grade eine Randnote.
Am Mikro stand nicht nur Bridgette Amofah für die neuen Tracks. Gitarrist Nik Ammar und Klarinettist Steve Levi sind ebenso ansprechend zu hören wie diverse interessante Gäste. Agi Szaloki singt die melancholische Ballade "S'brent", die in ihrer dramatischen Steigerung an die Glanzwerke von Calexico erinnert. Und der französische Sänger Dick Rivers macht "Photograph" mit seiner knarzigen 75.000-Volt- Stimme zum packenden Schlusssong eines gelungenen Albums.
Genauso überzeugend ist die instrumentale Arbeit, da ist eine Truppe am Werk, die mehr als nur handwerklich gekonnt agiert. Ob heißblütige Tracks mit vertrackten rhythmischen Läufen oder tiefe Melancholie mit Balkansoul, das klingt immer stilsicher und perfekt.
"Travelling The Face Of The Globe" und Oi Va Voi sind eine dicke Empfehlung für alle, die nicht nur Vaya Con Dios vermissen, sondern auch die 17 Hippies und ähnliche Crossover-Genossen aus der World Music-Abteilung lieben!
Leider war die Band nur für einen einzigen Auftritt in Hamburg während ihrer aktuellen Promo-Tour bei uns zu Gast, mit ihrem angesagten Sound würde sie sicher schnell neue Fans in Deutschland finden.
Line-up:
Nik Ammar (guitar, vocals)
Bridgette Amofah (vocals)
Josh Breslaw (drums, percussion)
Leo Bryant (bass)
Steve Levi (clarinet, vocals)
David Orchant (trumpet)
Anna Phoebe (violin, melodica)
Tracklist
01:Waiting
02:I Know What You Are
03:Travelling The Face Of The Globe
04:Every Time
05:S'brent
06:Magic Carpet
07:Dusty Road
08:Foggy Day
09:Wonder
10:Long Way From Home
11:Stitches And Runs
12:Photograph
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