Hoppla, die italienischen Stoner-Rocker OJM mit etwas Altem. 2002 erschien "Heavy" und nun schreiben wir das Jahr 2014 und diese Scheibe mit einem neuen Track ist doch tatsächlich kein bisschen gealtert. Eine klasse Zeitreise mit heftigen Riffs, Slide-Gitarre, obskuren Wah Wah-Sounds, eindringlichem Gesang und einem achteinhalbminütigen "Theorem", das die virtuellen Ketten des Stoner Rock sprengt.
Mann, OJM hatte damals schon die Kraft der Steinbeißer und man würde der Combo Unrecht tun, wenn diese Scheibe in der Luft zerrissen werden würde. Mit "Heavy" bringt man jetzt noch die Luftmoleküle heftig in Schwingungen und man kann gewiss sein, dass sich an der überwältigenden Dynamik auch nach so vielen Jahren nichts, aber auch gar nichts verändert hat.
OJM war mit ihrem Debüt damals schon auf einem sehr hohen Level und wenn diese Combo den Stoner Rock hart und mächtig spielt, dann darf man sich auch über gelegentliche Doom-Exkurse freuen. Die Gruppe zeigt darüber hinaus auf überzeugende Art und Weise, wo sie ihre musikalischen Wurzeln hat. Die werden an diversen Stellen mit schleppendem Tempo freigegraben und dann wird offensichtlich, dass OJM den Blues in sein Herz geschlossen hat.
Bei "T.V. Eye" zeigt die Band eine weitere Zuneigung, denn bei dieser Nummer handelt es sich um einen Track, der von The Stooges ins Leben gerufen wurde. Aus der pyromanischen Vorlage wird hier Stoner Rock mit Rock'n'Roll-Attributen und einer verdammt treibend-riffenden E-Gitarre. Ohne Probleme fügt sich dieses Machwerk in den Gesamtzusammenhang sowie –eindruck ein. OJM war früher schon Klasse. Nicht nur durch den Track "The Sleeper" wurde das Album 2002 zu einer Art Verkaufsschlager, weil innerhalb relativ kurzer Zeit ausverkauft.
An diesem Punkt hätten die Planungen durchaus schon großzügiger angelegt werden können. Die 2014er-LP-Ausgabe gibt es in rotem beziehungsweise schwarzem Vinyl. Passt perfekt, auch zum Zwangsjacken-sprengenden psychedelischen Outfit von OJM. Der "Heavy"-Mix geht damals wie auch heute voll auf.
Von besonderem Interesse dürfte der Rausschmeißer "Theorem" sein, denn die Formation geht, im Vergleich zu den anderen Tracks, hier einen längeren Weg. Achteinhalb Minuten sind angesagt. Den Augenaufschlag-Beginn serviert eine spacig angereicherte Wah Wah-Gitarre und dann gibt es urplötzlich eine stille Schnittstelle. Dann setzt ein bluesiger akustischer Sechssaiter ein und der sinniert in einem ziemlich ruhigen Umfeld.
OJM wird auf seine ganz spezielle Art melancholisch. Diese Verwandlung haben auch andere Bands dieser Gattung drauf und es immer wieder eine Freude zu hören, dass ganz allgemein die Titanen des Stoner Rock doch einen weichen Kern haben. "Theorem" ist höchst abwechslungsreich und erhält nach der Hälfte der Spielzeit abermals einen frischen Anschub, ein anderes Ambiente. Man achte auf den Matt Bordin-Bass, der der E-Gitarre von Frank Puglie in Sachen Melodie ordentlich Konkurrenz macht. Das Tempo zieht an und im Endspurt verlieren die Musiker den Bodenkontakt. Die heftige Dramatik verflüchtigt sich in Richtung Himmel.
Der Opener "Har(d)ucks" ist neu. Dabei handelt es sich um einen unveröffentlichten Track aus den "Heavy"-Sessions »plus new vocals by David Martin.« Was fast schon verträumt anfängt, entwickelt sich in wenigen Sekunden zu einem mächtigen Orkan mit einer geschickt eingesetzten Slide-Gitarre. Der Gesang ist sehr schön in die wabernde Musik eingebettet. Die Stimme steht nie richtig im Vordergrund, ist allerdings entscheidender Bestandteil von OJMs Stoner Rock.
"Heavy" ist auch nach vielen Jahren eine tolle Platte und zeigt, wie variantenreich und gut die italienischen Vorzeige-Stoner-Rocker bereits 2002 drauf waren.
Line-up:
David Martin (vocals)
Frank Puglie (guitar)
Matt Bordin (bass)
Max Ear (drums)
Tracklist |
Side A:
01:Har(d)ucks (5:56)
02:The Sleeper (3:17)
03:Revelations (2:56)
04:You Come (6:31)
05:T.V. Eye (3:13)
Side B:
01:Mix Up! (2:46)
07:As I Know (3:17)
08:Strange Dreams (4:58)
09:Follow My Leader (3:19)
10:Theorem (8:28)
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