OJM / Under The Thunder
Under The Thunder Spielzeit: 49:26
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2006
Stil: Stoner Rock

Review vom 22.06.2008


Joachim 'Joe' Brookes
11 Jahre gibt es OJM aus dem italienischen Trevisio und während dieser Zeit haben sie drei Alben auf die Beine gestellt.
Solange man den Silberling in seiner Verpackung lässt und sich das zigfach gefaltete Booklet anschaut, verwundert es auf den ersten Blick schon, warum sich die Band dazu entschied, acht verschiedene Cover-Gestaltungen zu liefern. OK, alle Fotos haben mit dem Plattentitel zu tun:
Bedrohlich dunkle Wolken aus denen es jeden Moment Badewanne-mäßig regnen könnte, Tornados und dergleichen.
Füttert man den Player mit dem Silberling, geschieht erst einmal… gar nichts! Ganz langsam bringt Alex Germany seine Gitarre ins Spiel und nach zirka eineinhalb Minuten ist Schluss mit lustig!
Den acht Cover-Bildern wird stante pede Leben eingehaucht und der Hörer tut gut daran, dem Aufruhr der Elemente hartnäckig stand zu halten.
Verzerrte Gitarre und verfremdeter Gesang wirbeln, unterstützt von deftigen Drums und einem schrecklich guten Bass-Sound, alle Staubkörner auf und halten diese zwischen den Gasmolekülen der Luft in ständiger Bewegung… "Everything Can Be Magic"!
Der Status des ersten Schockers bleibt erhalten und OJM lässt mit ihrem entfesselnden Rock die Siebzigerjahre auf eine imponierende Art hochleben.
David Martin hat eine ganz starke Stimme und strapaziert seine Stimmbänder bis zum lauthalsigen Schreien. Da stellt der Hörer schnell fest, dass die Klangeffekte lediglich eine gekonnte Spielerei mit der Technik sind.
Die Stücke haben den cw-Wert eines Formel 1-Boliden und erst beim überlangen "Starshine" stellt OJM nach etwas über einer Minute die Flügel hoch. Was vorher als kurze Sonnenstrahlen durch die mächtige Wolkendecke blitzte, entfaltet sich in dieser Nummer wie eine Blüte in Zeitraffer-Aufnahme. Das Quartett bringt sein psychedelisches Silber auf Hochglanz.
Poliert wird verstärkt mit dem Tieftöner und der E-Gitarre. Ab und an meldet sich David Martin am Gesangsmikrofon zu Wort, bis sich alles durch ruhig gehaltene Rückkopplungseffekte in Wohlgefallen auflöst. Diese Nummer trägt nicht umsonst den Titel "Starshine"!
Die Band kann aber auch anders: Kreuzt man Stoner Rock-Zellen mit denen eines punkigen Rock'n'Roll kommt "Give Me Your Money" dabei heraus. Geht auch gut ab und OJM hat noch ein langes Stück im Köcher: Das instrumentale "Brant B" beginnt mit sphärischen Bass-Schwingungen in die sich der 6-Saiter einmischt. Insgesamt kann der Song nicht ganz die Klasse des Longtrack-Vorgängers halten, weil er zwar über eine gute Gitarrenarbeit verfügt, allerdings irgendwie nicht so zündet. Von uninspiriert kann man nicht sprechen, aber dem Track fehlt die psychedelische Frische.
OJM hat dafür genügend tolle Nummern auf ihrer "Under The Thunder"-CD, sodass man die kleine Schwäche des letzten Tracks nicht so sehr in die Waagschale legen muss.
Mich würde interessieren, was aus diesem Album geworden wäre, wenn ein gewisser Michael Davis nicht zugegen gewesen wäre. Backing Vocals singt er, die ins Gesamtbild passen und nicht weiter erwähnt werden müssen. Der ehemalige MC5-Bassist saß aber auch im Produzentenstuhl und hat für den qualitativen Output des Albums bestimmt ein oder zwei Wörtchen mitgeredet.
Der "Under The Thunder"-Mix geht auf, kann auch nach mehreren Durchläufen noch überzeugen und die zunächst überraschende Booklet-Gestaltung unterstreicht nur das musikalische Ergebnis.
Mittlerweile gibt es von der Band ein Live-Album. Michael Davis ist, so das Info-Blatt, gerade durch die Bühnenpräsenz des Quartetts hellhörig geworden und automatisch stellt sich die Frage: Sind die Italiener auch live klasse? Das steht allerdings auf einem anderen Papier.
Mit vorliegender Platte kann OJM jedenfalls überzeugen.
Frische gespielter Stoner Rock, mit psychedelischen Elementen gemischt, ist ein Markenzeichen der Musiker aus Trevisio und wer auf 70er-Jahre-Rock steht, sollte hier mal beide Ohren spitzen.
Dafür gibt es 7-8 von 10 RockTimes-Uhren. Vielleicht füllt sich ja auch deren Tourkalender in Zukunft.
Line-up:
David Martin (vocals)
Andrew Pozzy (bass)
Alex Germany (guitar)
Max Ear (drums)
Michael Davis (backing vocals)
Tracklist
01:Everything Can Be Magic (2:39)
02:Sixties (3:12)
03:I'm Not An American (3:11)
04:Stoned Love (4:10)
05:Dirty Nights (3:24)
06:Lonelyness (4:51)
07:Starshine (9:33)
08:Give Me Your Money (2:41)
09:Spread Me (3:42)
10:M.C.I (4:28)
11:Brant B (7:32)
Externe Links: