Okieson / Cupboard Full Of Things
Cupboard Full Of Things Spielzeit: 48:24
Medium: CD
Label: G-Records, 2010
Stil: Roots Music

Review vom 27.03.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Weite, frische Luft, viel Grün und flaches Land.
Da fühle ich mich wohl. Sogar, wenn ich das Booklet in die Hand nehme. Dort gibt es seitenweise farbige Landschaftsaufnahmen wie gerade kurz beschrieben.
Kein Wunder, denn die Bilder stammen aus dem Naturschutzgebiet Ooij und das liegt bei Nijmegen... nicht weit von meiner Heimat entfernt.
Viel Landschaft gibt es dort, wo Okieson herkommt.
Viel Country befindet sich auf ihrem zweiten Album "Cupboard Full Of Things". Das Debüt "Tomorrow's Gone" erschien 2008.
Also, das mit dem Landschaft/Country-Wortspiel darf man nun bitte nicht auf die Goldwaage der Rezension legen und für Okieson ist diese Schublade viel zu klein. Dann wird man der fünfköpfigen Gruppe aus der Provinz Gelderland nicht gerecht.
Bei der Band ist es eh schwierig, eine eindeutige Kategorisierung zu finden.
Alleine diese Tatsache macht "Cupboard Full Of Things" schon interessant. Da mag ich schlicht behaupten, dass der Country einfach nur das Fundament für die musikalischen Klangmalereien von Okieson ist. Besser: Sebastiaan van Bijlevelt (klingt wie Bielefeld) war der Herr des Songwriting und der Produktion.
Bei dem ganzen Gerangel um den Stil bleibe ich lieber bei der umfassenden Roots Music.
Schon der erste Titel belegt, welchen Weg die Gelderländer gehen wollen. Die akustische Gitarre trifft sich mit dem Banjo und wenn der Track so langsam in einen wiegenden Rhythmus kommt, spielt der Frontmann van Bijlevelt auch noch eine geslidete E-Gitarre. Mit seiner rauen sowie sanften Stimme kann er Eindruck schinden. Das Banjo leiht sich einige Töne aus dem Fernen Osten und die Orgel hängt irgendwo sehr bluesig dazwischen.
"Small House" ist der Opener in grün.
Allerdings spielt man den Titel mit anderer Instrumentierung. Wieder ist die Slidegitarre sowie Akustische mit dabei. Man hört jetzt allerdings gepflegte Streicher und eine Rhythmusabteilung scheint nicht existent. Dieser Song versinnbildlicht wunderbar einen nebelverhangenen Morgen bei aufgehender Sonne am Niederrhein.
Nachdem man dem Hörer akustisch mitgeteilt hat, wie schön es dort ist, kann die Combo aber auch ganz anders.
Sanft hat man uns mit dem verträumten Gebiet vertraut gemacht und dann zeigt sich die andere Seite der Medaille. In der Gegend von Endmoränen, die man auch gerne als '...-Berg' bezeichnet, und Pappeln als Erhebungen gelten, kann es auch rau zugehen. "Trees" ist ein ländlicher Roadsong erster Kajüte. Da zählt die umweltfreundliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf Landstraßen nicht. Okieson bringt das Laub zum Zittern und rockt die Blätter von den Ästen. Wieder eine gute E-Gitarre. Der van Bijlevelt kann was...
Mit einer Phalanx an Gastmusikern ist man auch noch gut bestückt in die diversen Studios in den Niederlanden sowie Nashville beziehungsweise New York gegangen.
"Sittin' In The Sun" ist ein Sommernachtstraum in pastellen Farben. Ab und an gibt es einen kräftigen Farbstrich durch das Stück. Eine tolle Einleitung hat sich der Schreiber überlegt. Quasi stellen sich die Hauptinstrumente, dieses Mal ist die Violine mit dabei, erst einmal vor. Langsam, ganz langsam entwickelt man einen filigranen Rhythmus und dann kommt man zu den helleren Farben. Für Zuspätkommer ist auch noch Platz... die Trompete liefert flächige Klänge und über allem thront die Stimme der Bandleaders.
Bei diesen prächtig durcharrangierten Songs geht das Augenmerk unweigerlich auf die längeren Stücke wie "Cupboards Full Of Things" und "Alienation".
Bisher waren die Songs frisch und unterhaltsam. Das ändert sich mit den längeren Tracks auch nicht.
Das Titelstück ist ein Drama. Erst kuscheln und dann raus in den schneidenden Wind. Ja, Windstille gibt es hier fast nie. Man spürt es bereits nach knapp vier Minuten... da braut sich etwas zusammen. In Phrasierungen singt van Bijlevelt ähnlich wie Waits. Tatsächlich, die E-Gitarre macht einen individuellen Exkurs in fast psychedelische Wiesen, wo dann auch andere Instrumente grasen.
Auch für "Alienation" ist eine akustische Gitarre die Startrampe für den nächsten Longtrack.
Diese Stück ist getragene Ballade durch und durch. Die Band schafft herrliche Songs an die Ohren des Hörers. Keyboards und Piano befinden sich im Einklang und die Streicher vermitteln ein wunderschönes Ambiente.
Was für den einen Song die klassischen Instrumente sind, bringen in anderen die Trompete oder Pedal Steel auf den Plan.
"Great Coverup" ist zerbrechlich wie Porzellan aus China. Auch hier hat das Schlagzeug Pause. Okieson kann bombastisch minimalistische Musik machen. Man lässt den Gästen Raum zur Entfaltung und selbst ohne diese Leute wäre "Cupboard Full Of Things" klasse!
Mit "Write It Down" führt man dem Hörer den Blues in einer ganz anderen Sichtweise vor Augen. Jedes Stück hat sein ganz persönliches Flair.
Okieson ist mit dem 'Schrank voller Dinge' eine Offenbarung und damit darf die Platte ruhig in die sehr enge Wahl genommen werden. Mein Heimvorteil zählt nicht.
Line-up:
Sebastiaan van Bijlevelt (guitar, vocals)
David Geraerts (guitar)
Nico Huijbregts (piano)
Ruben Trimbach (bass)
Floris de Jonge (drums)

Guest Musicians:
Bj Baartmans (guitar)
Sjoerd van Bommel (drums, percussion)
Mike Roelofs (Hammond, Wurlitzer)
Big John Koolen (banjo)
Alex Akela (violin)
Septime (strings, brass)
Dennis Cronin (trumpet)
Paul Niehaus (pedal steel, dobro)
Paul van Gogh (guitar)
Tracklist
01:Fix Me Up (4:24)
02:Small House (4:09)
03:Trees (3:34)
04:Sittin' In The Sun (5:07)
05:Cupboard Full Of Things (6:57)
06:Good Friend (3:42)
07:Great Coverup (5:40)
08:Alienation (7:05)
09:Write It Down (4:29)
10:Interlude #001 (0:24)
11:Two Blue Chairs (2:55)
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