Gerade mal drei Tage benötigte die in Kopenhagen von Rasmus Dall und Uffe Ipsen gegründete Combo One-Eyed Mule, um ihr mittlerweile drittes Langeisen in einem schwedischen Landhaus einzuspielen. Davor wurden zunächst "Hobo In The Land Of Love" (2006) und im Jahr 2008 "From The Beats To The Bible" in die Plattenregale der weltweiten Musik-Geschäfte gewuchtet. Während das Debüt noch großflächig im Americana-Bereich angelegt war, so fuhren die Dänen auf "From the Beats … " einen doch deutlich härteren Country Rock-Sound. Im letzten Jahr konnte die Band gar einen ihrer Songs in einer amerikanischen TV-Show unterbringen, was die Chance auf einen Durchbruch dort natürlich immer dramatisch erhöht.
Und nun, bzw. auch schon seit dem letzten Jahr liegt das neue Album, "Drifting To A Happy Place" vor. Überrascht werde ich von der Tatsache, dass sich der Sound der Skandinavier erneut verändert hat. Was auf diesen zehn Tracks geboten wird, ist wieder gemäßigter, entspannter und doch deutlich mehr im Folk angesiedelt, der ab und zu ein paar rockige Farbtupfer verpasst bekommt. Der Sound schallt herrlich handgemacht und erdig aus den Boxen, das Banjo spielt eine große Rolle und der Gesang von Rasmus Dall ist gut, wenn er auch nicht gerade einzigartig oder in einer imaginären Bestenliste anzusiedeln ist. Insgesamt also eine sehr relaxte Angelegenheit, diese knapp vierzig Minuten.
Auch Streichinstrumente kommen (im Hintergrund gehalten) ins Spiel ("Rain Keeps Falling On You") und tragen zum wohligen Gesamteindruck des Sounds bei. Die Songs sind nicht sperrig, aber sie bleiben auch nicht unbedingt furchtbar schnell im Ohr hängen. Es wirkt alles sehr angenehm und getragen, alleine die großen Melodien scheinen nicht vorhanden zu sein. Als erster Höhepunkt stellt sich nach ein paar Durchläufen der Titelsong heraus, dem ein gewisses Wüsten-Feeling verpasst wurde. Wie bei den meisten Stücken legt auch hier die Rhythmus-Abteilung (inklusive der akustischen Gitarre) den Teppich, während der Gesang und das Banjo die Akzente setzen.
Der nachfolgende "Wintersong" kommt dann erwartungsgemäß verhaltener, gedrückter rüber. Eine Stimmung, die aber nicht lange anhält und von dem witzigen "Happily Drunk (Floating Around In The City)" abgelöst wird, das in einen überraschenden und wirklich guten Refrain mündet. Ebenso das Gitarren-Riff ist stark und hebt die Nummer aus den restlichen äußerst positiv hervor. Auch "She's A Woman Now" gefällt sehr gut und an diesem Punkt angekommen kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass diese Scheibe von Song zu Song besser wird. Die rockigste Nummer ist zweifelsfrei "Everything I Do Is Wrong" und hier kommt vom Beat her gar ein gewisses Velvet Underground-Feeling auf.
"All Your Love Is Gone" wirkt auf mich (nicht unbedingt negativ) wie die Violent Femmes unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln und bei "Lullaby For Louie" werden gar psychedelische Beitaten hinzu gepackt. "Nico's Arabesque" ist dann der Rausschmeißer, sehr getragen, interessant und irgendwie so gebracht, als würde man gerade einen schweren Kater vom Vorabend bekämpfen. Ein ruhiger Ausklang.
"Drifting To A Better Place" wirkt zunächst etwas spröde und es benötigt schon mehrere Durchläufe, bis sich einem die Qualitäten des Silberlings erschließen. Wenn es erst mal geklickt hat, kann man durchaus seinen Spaß mit der Scheibe haben, aber sie will halt erst erobert werden. Beileibe kein schlechtes Album, aber es wird keinen leichten Stand gegen all die anderen guten, und vielleicht auch eingängigeren Alben haben, die in den letzten Monaten auf den Markt kamen. Herzblut steckt eindeutig drin und wer sich Zeit für die Platte nimmt, der wird auch dafür belohnt werden.
Line-up:
Rasmus Dall (guitars, lead vocals)
Soeren Lynggard Andersen (guitars, banjo, organ)
Rasmus Bonde (harp)
Uffe Ipsen (double bass, organ)
Mads Tonder (drums)
Tracklist |
01:September Sigh
02:Rain Keeps Falling On You
03:Drifting To A Happy Place (The Perfect Summersong)
04:Wintersong
05:Happily Drunk (Floating Around In The City)
06:She's A Woman Now
07:Everything I Do Is Wrong
08:All Your Love Is Gone
09:Lullaby For Louie
10:Nico's Arabesque
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