Bei One Of The Boys handelt es sich um ein weiteres Projekt der sehr umtriebigen und fleißigen Tina Schlieske. Diese Lady verbringt etwa die eine Hälfte ihrer Zeit in Kalifornien, die andere in ihrer Heimat Minneapolis. Neben ihrer Solokarriere ist sie außerdem noch mit den Bands Tina & The B-Sides, Lola & The Red Family Band sowie Tina Schlieske & The Graceland Exiles unterwegs. Die Bühne teilte sie bereits mit Größen wie The Wallflowers, Lenny Kravitz oder Etta James und auch zu Soundtracks von großen Hollywood-Streifen konnte sie bereits jede Menge ihrer Songs beitragen.
Mit One Of The Boys wollte sie sozusagen Danke an die Bands und Songs sagen, die sie in ihrer Jugend geprägt hatten. Der Mann an ihrer Seite für diese Aufnahmen war Patrik Tanner aus Minneapolis, der nicht nur fast alle Instrumente für diese sechs Songs einspielte, sondern auch für den Aufnahmeprozess, die Produktion und die Abmischung verantwortlich ist.
Was bereits nach wenigen Zeilen der Eröffnungsnummer "The Game" ins Ohr springt, ist, dass Tina Schlieske eine wahnsinnig gute Sängerin ist. Nicht nur, dass ihr eine klasse Stimme zur Verfügung steht, sie schafft es auch jeweils tonnenweise Feeling in diese sowieso schon tollen Songs zu bekommen. Stark ausgefallen sind alle von ihnen, wenn ich das Herzstück dieser EP auch bei den Tracks zwei bis vier sehe. Da ist beispielsweise das alte Hüsker Dü-Stück "Makes No Sense At All", stimmungsvoll (und in Moll) vom Piano eingeleitet, das dann von Schlieskes toller Stimme weitergeführt wird. Die Sängerin unterhält nicht nur einfach, sie nimmt den Hörer schlichtweg gefangen mit ihrer Art zu erzählen, mit der leicht brüchigen Stimme und diesen tollen Melodien.
Auch Bob Dylans "Most Of The Time" (vom Album "Oh, Mercy", 1989) erfährt hier eine ganz sensible Behandlung, die die Orientierungslosigkeit des Protagonisten im Song sogar noch eindringlicher erkennen lässt, als dies auf der Originalversion möglich war. Respekt! Das großartige Dreigestirn wird schließlich von "Big Star" (original von The Jayhawks) abgeschlossen. Äußerst ruhig wird hier zunächst in die Strophen eingestiegen, bis sich der Refrain langsam aber sicher aufbaut, größer und größer wird, bis man ihn kaum wieder vergessen kann.
Fast schon gespenstig ertönt dann "When Doves Cry" von Prince und... bleibt auch irgendwie gruselig. Auch hier ganz großartig gesungen und eingespielt, wurde dazu noch eine ganz eigene Atmosphäre geschaffen, die irgendwie ein beunruhigendes Gefühl zurück lässt. Etwas anders und wieder mehr nach vorne raus dann das starke "Sixteen Blue" von The Replacements. Und um schließlich nochmal auf die Eröffnungsnummer zurück zu kommen, handelt es sich bei "The Game" um einen Song von Soul Asylum, den Tina Schlieske genau so locker und lässig wie gekonnt veredelt.
Okay, wir finden auf dieser EP zwar keine Eigenkompositionen, dafür aber eine wirklich großartige Sängerin, die hier sechs ihrer Lieblingslieder aus vergangenen Jahrzehnten interpretiert. Und das kommt so gut, dass ich selbst überrascht bin, wie oft die Scheibe hier immer noch läuft. Unbedingt mal reinhören, das ist eine knappe halbe Stunde starke Musik und beste Unterhaltung!
Line-up:
Tina Schlieske (vocals)
Patrik Tanner (all instruments)
With:
Jon James (bass & Wurlitzer - #4)
| Tracklist |
01:The Game
02:Makes No Sense At All
03:Most Of The Time
04:Big Star
05:When Doves Cry
06:Sixteen Blue
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