O'Phrenic / The Mexican
The Mexican Spielzeit: 58:27
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Scottish Rock

Review vom 26.08.2014


Jochen v. Arnim
Unlängst flatterte mir vorliegendes Scheibchen, "The Mexican", ins Haus, dessen Genre als Scottish Rock bei der Band Facebook-Seite ausgewiesen war, wobei der Titel und das Cover eher Texas Blues Rock à la frühe ZZ Top erwarten ließen. Da wir aber keine vorschnellen Urteile abgeben wollen, müssen wir erstmal sehen und hören, was es mit der deutschen Band O'Phrenic so auf sich hat.
Gegründet vor rund vier Jahren, aus Iserlohn stammend und den gebürtigen Schotten Kevin Brandie am Mikro habend, stellt sich das junge Quintett vor. Man kombiniere harte Gitarrenriffs mit warmen Orgelsounds, kreiere treibende Rhythmen und präsentiere gefühlvolle Soli und transportiere via des Sängers Stimme Charakter und Emotionen. 2012 konnte man bereits das Debütalbum mit dem Titel "Rock'n'Soul" veröffentlichen und kürzlich dann das Zweitwerk hinterherschieben.
Mit Gitarre (André Terp), Bass (Tobias Fazio), Keyboard (Sebastian Haller) und Drums (Sebastian Hertel) ausgestattet, klingt das jetzt nicht zwangsläufig nach altem Liedgut aus dem Land der MacDonalds und MacLeods. Wo ist denn da die gute Sackpfeife? Ok, Scherz beiseite, lassen wir die Musik sprechen und ergründen mal, was Scottish Rock denn ist.
Ein rockiges Riff tönt aus den Speakern, bald ein wenig von weiteren Instrumenten unterstützt, Orgel, Bass und Schlagzeug, dazu eine Blues Harp - das ist Rock, keine Frage. Sehr schön schmeichelt sich der Titelsong in die Ohren, nicht zuletzt wegen des (teilweise mehrstimmigen) Gesangs. Leichte Alternative-/Indie-Ansätze mag man im zweiten Track, "Planet Camper", verorten, der dann aber sehr schön in eine fast sphärische Passage übergeht. Getragen wird das Ganze in erster Linie von einer wabernden Orgel und feiner Gitarrenarbeit.
"Rollercoaster" lässt mich unvermittelt an London Calling von The Clash denken, während direkt danach ganz seichte Töne das Intro zu "Midnight Sun" ausmachen. Bevor der Song in Richtung Lounge Music abdriftet, nimmt die Instrumentierung allerdings Fahrt auf und steuert mehr in Richtung Rock. "Crazy World (Mudlumps)" dagegen wartet mit einer Gitarre auf, die arabisch-fernöstliche Assoziationen hervorruft und im krassen Gegensatz zum rauen Pub-Gesang bei diesem Stück steht.
"Black Jack" offeriert im Anschluss einen kurzen Rock'n'Roll im High Speed-Format, der ebenso abrupt endet wie er beginnt. Danach wird es wieder gefühlvoll spacig, leicht am Tempo drehend. "Love" besitzt eine gute Basis für ellenlange Jams auf der Bühne. Eric Burdons "We Gotta Get Out Of This Place" drängt sich mir bei den ersten Tönen zu "War" (pun intended) auf. Die Orgel trägt ihren Teil dazu bei, dass dieser schnelle Eindruck auch im weiteren Verlauf nicht verblasst.
"Hellride" ist kerniger Rock'n'Roll und sollte laut Homepage der Band eigentlich der Titel für die vorliegende CD sein. "Easy Life" eröffnet mit starker Reminiszenz an die guten alten Cream und ist ein sauberer bluesorientierter Rock. "Brown Sugar" hat nix mit den Stones zu tun, plätschert seicht aus den Speakern. Ein bisschen Schlagzeug, ein wenig Keyboard und eine erst später einsetzende Gitarre - fertig, aus, mehr braucht der gefühlvolle Gesang nicht an Unterstützung.
Insgesamt haben die Jungs aus Iserlohn hier ein schönes Scheibchen angerichtet, das in weiten Teilen durchaus zu gefallen weiß. Besonders die Passagen mit Gitarre und Keyboards sorgen in den Jam-Phasen für angenehme Nachhaltigkeit (ich sage nur "Seven Clouds" - spitzenmäßig). Da haben wir schon ganz andere Eigenproduktionen gesehen - slangevar!
Line-up:
Kevin Brandie (vocals)
André Terp (guitars)
Sebastian Haller (keyboards)
Tobias Fazio (bass)
Sebastian Hertel (drums)
Tracklist
01:The Mexican
02:Planet Camper
03:Rollercoaster
04:Midnight Sun
05:Crazy World (Mudlumps)
06:Black Jack
07:Love
08:War
09:Hellride
10:Easy Life
11:Brown Sugar
12:Wild One
13:Seven Clouds
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