Spielzeit: 51:55 Medium: CD Label: Avenue Of Allies, 2009 Stil: Melodic Rock Review vom 17.09.2009 Boris Theobald

Voilà, eine von gefühlten dreihundertvierzigtausendsechsundsiebzigkommafünf jährlichen Melodic Rock-Veröffentlichungen aus skandinavischen Landen. Ob sich Optimystical in der nordischen Endlos-Riege über dem Durchschnitt positionieren kann? Anfänglich war ich beim Hören des Debütalbums da recht 'optimystical' - doch ab und an, da weist die Spannungskurve auf "Distant Encounters" dann leider auch ein paar vermeidbare Ausschläge nach unten auf.

Aber der Reihe nach. Optimystical - das ist keine permanent zusammenspielende Band, sondern ein Projekt, was man schon beim Anblick des ausufernden Line-ups erahnen kann. Chef im Studio war Songschreiber und Gitarrist Robin Vagh aus Schweden, der zuvor mit "Sands Of Time" (2002) und "Into The Future Zone" (2004) bereits zwei Solo-Alben unter eigenem Namen veröffentlicht hatte. "Distant Encounters" ist eigentlich sein drittes - er bevorzugte es aber, dem neuen Kind einen eigenen Namen zu geben.

Mit einem Mix aus Melodic Rock und Melodic Metal spricht Robin Vagh ein Publikum mit einer Vorliebe für unsterbliches 80er-Jahre-Flair an. Über weite Strecken klingt das Ganze 'verdächtig' skandinavisch - wer sich einen Mix aus den Pretty Maids und Europe ("The Unexpected") gut und gerne vorstellen könnte, der sollte diese Scheibe mal antesten. Malmsteen-Jünger bekommen mit "In Our World" außerdem einen vor Energie strotzenden Heavy Rocker der "I'll See The Light Tonight"-Machart vorgesetzt.

Über die gesamte Spielzeit wechseln sich stärker AOR-geprägte Stücke mit Metal-lastigen Nummern ab - und die Mischung wird dem Bandnamen gerecht. Auf der einen Seite stehen 'optimistische' Melodic Rocker wie ("Tonite", "Lost Horizon"), die an Bands wie Giant oder Pride Of Lions erinnern; oder mit mehrstimmigen, supermelodischen, positiv und 'laid back' rockenden Refrains ("Jennifer", "I Go Blind") an atmosphärische Mr. Big-Halbballaden.

Auf der anderen Seite stehen 'mystisch' angehauchte Stücke, die doch eher in den (melodischen) Metal-Bereich à la Masterplan, Allen/Lande tendieren, wie der Opener "Sunburst Into Midnight", der mit einem sehr druckvollen Fundament mehr als ordentlich nach vorn drängt und mit seinem eindringlichen Chorus wunderbar im Gehörgang haften bleibt. An Axel Rudi Pell erinnert der Classic Rock-beeinflusste Melodic Rocker "Outcast" - eines von zwei Stücken, bei denen nicht Ronnie Hagstedt mit seinem klaren, sondern Jonas Blum mit kratzigem Gesang die Lead Vocals übernimmt - von dieser Abwechslung gewinnt der Gesamteindruck.

Und doch lassen sich ein paar Schwachstellen nicht unter den Teppich kehren. Das ein oder andere Stück verläuft gegen Ende zu eindimensional - da wird auf Endlosschleife geschaltet, anstatt beispielsweise die vielen sicher sehr begabten Instrumentalisten noch ein wenig zaubern zu lassen, wie das durchaus gemacht wird, aber eben nur zu selten; so ein Outro-Solo kann schließlich auch die letzte halbe Minute eines Songs nochmal stark aufwerten. Und mit "Startide Rising" hat leider noch ein unheimlich träger, uninspirierter Song mit langweiligen Melodien den Cut geschafft.

Dagegen ist das Gros der Stücke absolut ordentlich - was aber fehlt ist der ein oder andere echte 'Kracher'; denn wenn man schon stilistisch auf Bewährtes zurückgreift, dann reicht eine 'ordentliche' Qualität im Songwriting nur zu gehobenem Durchschnitt und 6 von 10 RockTimes-Uhren.

Line-up:
Robin Vagh (rhythm guitar - #4,8, phaser guitar - #4, lead guitar - #1,2,3,5,7,9-12)
Anders Rosell (drums - #3)
Christian Muhr (drums - #3)
Magnus Frid (drums - #1,2,4-7,9)
Jan-Åke Jönsson (bass - #3,8,10-12)
Johan Sjöberg (bass - #1,2,4,5,6,7,9, keyboard - #1,4,6)
Per Broddesson (rhythm guitar - #4,8, phaser guitar - #4, lead & harmony guitar - #4,8)
Fredrik Fencke (rhythm guitar - #1,2,3,5,7,9-12, clean guitar - #10,12, lead & harmony guitar - #1,2,3,5,7,9-12)
Mikael Lavér (rhythm, acoustic and lead guitar - #6)
Tom Rask (keyboard - #3)
Jonas Blum (lead vocals - #3,4, backing vocals - #3,4)
Ronnie Hagstedt (lead vocals - #1,2,5-12, backing vocals - #1,2,4-12)